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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.08.1926
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- 1926-08-03
- Erscheinungsdatum
- 03.08.1926
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Nachahmung von Katalogen zugegangcnen Zuschrift eines ange sehenen Verlags wind behauptet, baß der mißbräuchliche Eingriff in bas Recht an der Bücherausstattung verbreiteter sei, als irgend eine andere Form des unlauteren Wettbewerbs. Das ist wohl Übertreibung, aber andererseits läßt sich nicht leugnen, daß die Verhältnisse in dieser Hinsicht sehr viel zu wünschen übrig lassen. Eine Besserung ist nur von einer rücksichtslosen Verfolgung solcher Freibeuterei zu erwarten, die kaum weniger schlimm ist als die literarische; an der Gesetzgebung und an der Rcchtsanslcgung liegt die Schuld nicht, sondern an der mangelnden Initiative der un mittelbar Interessierten; die Anschauung, ein angesehener Verlag beschäftige sich am besten nicht mit den Manipulationen einer unfairen Konkurrenz, kann ich nur als vollkommen verfehlt be trachten. Buchwerbung durch Schule und Unterricht. Von Wilhelm F r o n e m a n n-Frankfurt a. M. Die Triebkräfte, die im heutigen literarischen Unterricht der Volks- und Mittelschule wirksam sind, entstammen der Jugendschriften- beivegung. Deshalb erscheint es angebracht, in einer Erörterung der Bnchmcrbung durch Schule und Unterricht zunächst von der Bedeutung der Jugendschriftenbcwegung für die Verbreitung guter Literatur im Volk und seiner Jugend zu sprechen. Die deutsche Jugendschriften- bemegung, die kurz vor der Jahrhundertwende als wesentlicher Zweig der Kunsterziehungsbewegung fast unvermittelt ausschoß, wirkte nach zwei Seiten hin. Einmal wollte sie das dichterisch minderwertige spezifische Jugendbuch beseitigen, zum andern gute jugcndtiimlichc Dichtungen aus der großen Literatur audlesen und zusammenstellen. Die erste Arbeitsrichtung fand naturgemäß zunächst heftigen Wider stand bei Schriftstellern und Buchhändlern. Der Kampf wurde in die Öffentlichkeit getragen und fand in breiteren Schichten des literarisch interessierten Publikums große Aufmerksamkeit. Die werbende Wir kung solcher öffentlichen Erörterungen darf nicht unterschätzt werden. Der eilige, beruflich stark iu Anspruch genommeuc Zeitgenosse wird erst aufmerksam, weun er Kampf und Parteien sieht. Dadurch wurde auch das Interesse breiterer Schichten auf die positive Arbeitsrichtung der Jugendschriftenbcwegung gerichtet. Jetzt wußten die Eltern, was die Jugendschristenverzeichnisse, die ihnen die Kinder vor Weihnach ten aus der Schule ius Haus brachten, was die Zeitungsnotizen, die Jugendschriftenausstellungen ankündigten, und die Ausstellungen selbst zu bedeuten hatte». Kurz, die Jugendlektüre wurde zu einer Frage von allgemeinem öffentlichen Interesse. Es ist auch nicht so, als ob nur die geistigen Kreise erreicht worden wären. Im Gegenteil, die starke Propaganda fiir das billige Buch und der Nbwehrkampf gegen die Schundliteratur zielten gerade auf die untersten Volksschichten und deren Jugend. Auch darf Nicht vergessen werden, daß im Gefolge der Jugendschriftenbewegung in allen Schulen Schülerbüchereien entstan den, die Volks- und Betriebsbüchereien sich Jugendabteilungcn an gliederten, die Jugendpflege sehr stark das Erziehungsmittel des Buches berücksichtigte und die rasch aufblühende Jugendbewegung hier und da eine ganz literarische Färbung annahm. Das alles bedeutete für den Absatz und die Verbreitung des Buches recht viel. Die Zif fern der neuveröffentlichten Jugendbücher sind deshalb in der Vor kriegszeit von Jahr zu Jahr gestiegen*). Für die Öffentlichkeit mochte es in der Vorkriegszeit scheinen, als ob sich die Jugendschriftenbewegung nur mit der Privatlektüre der Kinder und Jugendlichen beschäftige. Das war ein starker Irrtum. Wolgast, der Gründer der deutschen Jugendschrifteubewegung, hat vielmehr in seiner Programmschrift »Vom Elend unserer Jugend literatur« scharf auf eine Reform des literarischen Unterrichts hin- gearbeitct und in der vierten Auflage in einem umfangreichen An hang durchaus praktische Reformvorschlägc gemacht. Diese zielten neben einer grundlegenden Änderung der Unterrichtsmethode auf eine Be seitigung des alten Lesebuchs und die Verwendung besten Literatur guts, wie es die Jugendschriftenbcwegung bereitgcstellt hatte. Aber das alte Lesebuch hatte eine viel zu starke Tradition und war viel zu sehr mit den politischen und sozialen Tendenzen des vorkriegszeitlichen Deutschland verwachsen, um durch eine Reform rein geistiger Aus prägung wesentlich gefährdet zu sein. Bemerkt werden muß an dieser ! ' ; "v iz'T-i *) Neuerdings sind die Vereinigten deutschen Prüfungsansschüsse für Jugendschriften, Vorortausschuß Hamburg, dazu übergegangcn, durch eine besondere Jugendschriftcnkorresponöenz »Buch und Jugend«, die allen Zeitungen zugcht, ihre literarpädagogischen Ideen in weiteste Kreise zu tragen. (Siehe die Besprechung auf S. 967/68. Die Red.) Stelle, daß es für die Buchwerbung rein nichts geleistet hat, denn es mar weiter nichts als eine Sammlung von Literaturbrockcn verschieden ster Ausprägung und Qualität, die dazu noch unter sittliche Gesichts punkte gestellt waren und im Unterricht entsprechend behandelt wurden. Es entsprach der Natur der alten Lesebücher, daß sie durch einen poli tischen Akt beseitigt wurden. Nunmehr war die Bahn fiir eine Reform des literarischen Unterrichts im Sinne der Jugendschriftenbewegung frei. Es muß den Führern der Bewegung als Verdienst angerechnet werden, daß sie 1918—20 die Lage erfaßten und mit Geschick an die Stelle des beseitigten Lesebuchs die neue Jugendliteratur setzten. Diese Reform ist durch die ministeriellen Richtlinien von 1921 und 1922 für die Volksschule und 1924 für die preußischen Mittelschulen amtlich sanktioniert morden. Es kann sogar festgestcllt werden, daß die amt lichen Lehrpläne der Neformbewegung sehr weit nachgebcn. Die Ne form des Unterrichts der höheren Schulen durch die Richtlinien von 1925 dagegen liegt komplizierter, zeigt aber, und das ist hier wesentlich, eine starke Betonung der Lektüre. Wie die Reform des literarischen Unterrichts für die Volks- und Mittelschule aussieht, habe ich in einer kleinen Werbeschrift, die in den ersten beiden Auslagen eine Kampfschrift mar, bargelegt. (»Der Unterricht ohne Lesebuch, Eutwurf eines schulliterarischen Programms auf Grund von Schaffstcins Blauen und Grünen Bändchen«. Hermann Schaffstein, Köln.) Das große Handbuch des neuen literarischen Unter richts aber ist Severin Nüttgers' ausgezeichnetes Werk »Die Dichtung in der Volksschule« (R. Voigtländers Verlag, Leipzig). Das Seiten- stück über das belehrende Buch fehlt noch, doch habe ich in meiner kleinen Schrift die literarische Ergänzung des Sachuntcrrichts durch das belehrende Buch mit Nachdruck neben die Dichtung gestellt. Der Lehrplan au fban des neuen Unterrichts kennt in der Hauptsache nur ganze Bücher. Auf der Unterstufe müssen naturgemäß Anthologien verwendet werden, die aber einheitlich abgestimmt sind und nur in den schlechtesten Ausprägungen verschiedene Dichtungsgattungen durch- einanderwerfcn. Werden neben dem Ganzbuch Lesebücher gebraucht, was die amtlichen Lehrpläne freistellen, so sind sie in ihren besten Ausprägungen ähnlich aufgebaut wie die Sammclbändchen und dienen in den meisten Fällen nur der Unterstufe. Man vergleiche besonders das neue Frankfurter Lcsewerk »Der bunte Kranz« (Diesterwcg). Alle diese literarischen Lesebücher enthalten in einem Anhang eine Liste von Büchern für die Lektüre. Diese Aufstellungen bedeuten natürlich, weil sie an dieser Stelle den Eltern zu Gesicht kommen, einen starken An reiz zum Bücherkaüf für die Privatbücherei de? Kindes. Unsere heutige Jugend lernt also in 8—9 Schuljahren ständig neue Bücher kennen, wird überall auf verwandte Schriften hingewiesen und gewöhnt sich daran, das Buch als Quelle bestimmter geistiger Werte zu betrachten und gleichzeitig als Vorbote einer riesigen Buchwelt, beren Umfang es nur entfernt ahnt. Die Bücher für die Lektüre sind nur zu einem Teil in der Schülerbücherei enthalten. Diese ist für den Lehrer nur zur Ergänzung des Eigenbuchs da. Überall aber wird mit Nachdruck betont, daß die gelesenen Bücher Eigenbesitz des Kindes sein sollen und die Kinder angeleitet werden müssen, sich planmäßig eine Eigen bücherei aufzubauen. Wer befürchten zu müssen glaubt, daß durch die fortdauernde Unterrichtsarbeit an der Literatur dem Kinde die Dichtung verleidet werden könne, der kennt den heutigen Unterricht nicht und lebt ver mutlich in bänglichen und ärgerlichen Erinnerungen an die eigene Schulzeit, in der ihm klassische Werke durch monatclange Behandlung verekelt wurden. Heute wird das Kind in weitestem Umfang zur Mitarbeit herangezogen. Vielfach darf es sogar selbst bestimmen, was gelesen werden soll, und hat jederzeit die Möglichkeit, seine Licblings- bücher zur Ergänzung des Gelesenen mitzubringen und daraus vor zutragen. Die Erfahrungen beweisen, daß die Kinder bei einem der artigen freien Unterrichtsbetrieb mit ganzer Seele dabei sind. Ist das Interesse an einem Buch erschöpft, so geht man zum nächsten. Glaubt der Lehrer, auf das vorige Buch aus irgendeinem Grunde zurückkommcn zu müssen, so findet sich dazu rn einem freien Arbeits unterricht jederzeit Gelegenheit. Wenn dann vor Weihnachten oder bei Geschenkanlässen (Geburtstagsfeiern, Schulfesten, Ergänzung der Schülerbüchereien usw.) gemeinsam beraten wird, welche Bücher mau wünschen soll, wie und wo man die Bücher kaust, dann werden die Kinder ganz von selbst auch im Äußern der Buchwclt heimisch. Die Verwendung des Sachbuches als literarische Ergänzung des Nealunterrichts verlangt einige Sonderbemerkungen. Das heutige be lehrende Jugendbuch ist wenig bekannt. Und doch steht fest, daß bei der geringen ästhetischen Aufnahmefähigkeit des Kindes, die sich erst auf den oberen Stufen langsam steigert, das Sachbuch vor der Dichtung vorangestcllt werden muß. Die neuen Lehrpläne gestatten das ohne
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