244, 19. Oktober 1933. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. d. DtschnBuchhan-el. 4725 Mit Jahrzehnten hat Hermann Stehr gerungen, ehe er die Anerkennung fand, um die Deutschland heute noch in der Welt ringt. Zn steter Not und stillem Kampf wuchs und reifte sein Wesen zu letzter Vollkommenheit. Die Natur und ihre Einsamkeit in Berg und Wald war seine große Erzieherin, bis er den rettenden Weg ins Innere fand und so zum Dichter der deutschen Seele wurde. Heute ist das Schaffen von Hermann Stehr ein europäisches Ereignis, weil er, von den Kräften seines Volkstums aus in die Tiefen menschlicher Not und menschlichen Kampfes um Befreiung und Wesentlichkeit vorstieß und dieses Kämpfen mit ewiger Gültigkeit dar stellte. Und so lange ein Mensch vor Gott und dem All steht und nach Sinn und Bestimmung fragt, so lange wird auch das Werk von Hermann Stehr lebendig sein. Sein neues Buch, eine in sich abgeschlossene Fortsetzung zum „Nathanael Maechler", trägt dieses Ewige in schönster und reinster Form in sich. Heimattreue und dichterisches Sehen der Ströme, aus denen jede deutsche Kraft stammt, sind seine Zeichen. Ungeheuer ist in diesem Dichter die Macht des Bodens, dem er die eigene Stärke verdankt: die erdgebundene Ge drängtheit seiner Sprache, die prophetisch in den Kern der Dinge dringt. Mit der Reife und Ruhe des Alters läßt der Dichter die Gestalten des Romans vor uns erstehen, und seine Kraft und Weisheit füllen sie mit jenem Leben, von dem nur Stehr uns sprechen kann. So weitet sich ihm die Heimat zur Welt, wie ja die ganze Familie Maechler nur ein Symbol unserer Volkwerdung ist. Er fordert von jedem Einzelnen das, was der neue Staat als Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft hinstellt. Und so haben wir in Hermann Stehr den Propheten unseres heutigen Deutschland, haben in ihm das Verbundensein von Hoffnung und Erkenntnis. Er ist ein deutscher Mensch, von deutscher Erde aufgebrochen, vom Drang nach dem Wissen um deutsche Seelenhaftigkeit erfüllt und er schließt durch den Schlüssel der Not die Bereiche innerer Freiheit auf zu Güte, Treue und Wahrhaftigkeit. v ^ UN L L I V SS8«