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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.10.1933
- Strukturtyp
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- Band
- 1933-10-19
- Erscheinungsdatum
- 19.10.1933
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- Deutsch
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244, 19. Oktober 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b.Dtschn.Buchhandel. loses Werk eines belanglosen Schreibers »besprechen», indem ich es in seiner Belanglosigkeit und Unnötigkeit kennzeichne, um das Volk davor zu warnen und damit vor eine wichtigere Aufgabe zu führen, aber was hat das damit zu tun, ob ich selbst ein Buch schreiben kann oder nicht? Auf das Handwerkliche der Buchbesprechung soll hier nicht näher eingegangen werden. Darüber wird bei einer anderen Gelegenheit zu reden sein. Es kommt uns hier lediglich daraus an, zu zeigen, daß der Schöpfer und der Mittler zwei ver schiedene Wesenheiten sind, wobei die Funktion des Mittlers von der Funktion des Schöpfers ihren Sinn erhält, was aber nicht und nie bedeutet, daß die Funktion des Schöpfers auch von der Funktion des Mittlers muß ausgeübt werden können. Das gilt nicht minder umgekehrt. Wie oft erfahren wir, daß selbstschöpfe rische Menschen schlechte Buchbesprccher sind, weil dann, wenn der selbstschöpferische Mensch sich an die Ausübung der Funktion des Mittlers begibt, soundso viele Momente, die durch sein eigenes Schöpfertum bedingt sind, sich dazwischenschieben und die Ausübung dieser Funktion fragwürdig machen. Über denUnsinn der Buchbesprechung hat Bade in seiner Rede »Kulturpolitische Aufgaben der deutschen Presse» treffende Bemerkungen gemacht. Auch SPemann findet in seiner »Ant wort» auf den Aufsatz von Grolman Formulierungen, die wir nur unterschreiben und unter st reichen können. Der Unsinn Iler Buchbesprechung heißt mit einem doppelten Namen: »Wasch zettel» und »Schmu s». Es ist schon dies und das über den Waschzettel und seine besondere Psychologie — eine sehr grobe Psychologie — gesprochen und geschrieben worden. Es war bisher immer so, daß man es von Verleger- und Presscseite immer mit diesem Reden und Schreiben gut sein ließ und im alten Schlendrian weitermachte. Man sollte auch dieses Problem etwas ernster nehmen, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil von einem nicht geringen, wenn wir uns nicht täuschen, vom größten Teil der Menschen, die in den Tageszeitungen über Neuerschei nungen auf dem Buchmarkt sich belehren lassen, der Wasch zettel von einer wirklichen Buchbesprechung nicht unter schieden, also gleich Buchbesprechung genommen wird. Der Zeitungsleser weiß es nicht anders, wenn es sich nicht gerade um Menschen handelt, die über die Ereignisse des literarischen Lebens einigermaßen auf dem laufenden sind, ob der Waschzettel des Verlages dann vollständig oder nur zur Hälfte, ob unter Weg lassung des Anfangs, des Schlusses oder der Mitte sbitte, alles dagewesen!, das kommt lediglich auf den Mechanismus an, der die Redaktionsschere gerade in Bewegung setzt), oder ob er noch weiter verstümmelt mit drei oder sechs Zeilen Aufnahme findet, gedruckt in der kleinsten Type, die in der Druckerei verfügbar ist und möglichst unsichtbar in eine Ecke gezwängt in der Nähe des Anzeigenteils oder auf noch schlimmerem Platz, das alles ist vom Leser aus gesehen grundsätzlich nicht von ausschlaggebender Be deutung. Er hat vielleicht ein dunkles Gesühl (auch wenn er es nicht hat, ändert das nichts an der Tatsache), daß hier dummes Zeug über ein neues Buch gedruckt ist, er blättert weiter und freut sich des Trostes darüber, daß er über die Morde, Motorrad- unfalle, Stiftungsfeste seines Vcrschönerungsvereins und über andere Ereignisse des Tages eingehender, liebevoller und sorg fältiger unterrichtet wird. Ein anderer Standpunkt ist für den durchschnittlichen Leser gar nicht möglich. Er vertraut sich seiner Zeitung an und ist nicht dafür verantwortlich zu machen, daß dort kein Mitarbeiter verfügbar ist, der ein paar anständige Sätze über ein neues wichtiges Buch schreiben kann, oder dafür, daß der Verlag nicht so viel Fingerspitzengefühl besitzt, seine Waschzettel so abzufassen, daß sic auch für einen anständigen Menschen noch genießbar sind. Neben dem Waschzettel steht in gleicher Maßlosigkeit und Würdelosigkeit der »Schmu s«. Spemann schreibt darüber ganz richtig: »Ein dummes Lob kann dem Absatz eines Buches mehr schaden als ein abfälliges Urteil von Rang und geistiger Weite». Zutreffender wäre es, wenn er statt »abfälliges Urteil von Rang und geistiger Weite» formulieren würde »ablehnendes Urteil», oder »Urteil, das zu einer Ablehnung des betreffenden Werkes kommt». Das Wort »abfällig« hat seinen Beigeschmack. Es kommt einem dabei der Verdacht, daß das Urteil andere als nur sachliche Motive hat. Der »Schmus», die Lobhudelei (Spemann spricht von »schauerlicher Lobinflation, die wir hoffentlich überstanden haben« — wir teilen den Optimismus Spemanns nicht —) ist an und für sich noch schlimmer als der Waschzettel. Wo er nicht den Ge ruch der Käuflichkeit hat, da schmeckt er entweder nach Trägheit oder Stumpfheit oder Unzulänglichkeit. Hier wäre weiter zu reden über den Superlativ- Wahnsinn, über die Hybris der Verleger-Ankündigungen usw. Wir brechen ab, um bei Gelegenheit die Behandlung der hier angedeuteten Fragen fortzuführen. (Der vorliegende Aussatz ist gedacht als ein erster Vorstoß in das schwierige Gelände der Literaturkritil und der Buch besprechung. Weitere Aufsätze über dieses heute noch allgemein als äußerst heikel betrachtete Thema werden folgen. So werden wir vor allem fortfahren mit einer Reihe von Einzelfragen, die hierher gehören und die hier nur angedeutet, bzw. aphoristisch erwähnt werden konnten. Die kommende Arbeit der deutschen Verlage ist für das auch auf geistigem Gebiete neu ausgerichtete Volk von höchster Bedeutung. Damit diese Arbeit in engster Ver bindung mit dem gesamten Volke geleistet werden kann, ist nicht minder wichtig die Klärung aller Fragen, die das geistige Mittler tum betreffen. Gerade hier muß das unsichere Schwanken bald zu einem Ende kommen, damit eindeutige Richtlinien zur Durch führung gelangen können.) Neuordnung der Schaufenster-Wettbewerbe. Zweck und Ziel von Schaufenster-Wettbewerben sieht der Verleger darin, das Sortiment durch die Aussetzung von Preisen zu vollem Einsatz für seine Werke (Gesamtproduktion, einzelne Werke oder Neuerscheinungen) anzuregen, durch das Schaufenster an die breite Öffentlichkeit zu treten und letzten Endes einen er höhten Umsatz zu erzielen. Das Sortiment besteht aber, insbesondere das größere, nicht allein aus dem Inhaber, sondern der gute Wille liegt oft bei der Gehilfenschaft. Weitsichtige Verleger bemühen sich daher seit langem, mit den Gehilfen in Verbindung zu treten und sie für ihre Arbeit zu interessieren. Gelegentlich ließ man schon bei Wett bewerben die Preise den Gehilfen zukommen, die das Schaufenster dekoriert hatten. Diese Bedingung hielt manchen Sortimenter von der Be teiligung an Wettbewerben fern, deren Preise ihn des Geldes wegen gereizt hätten, die ihm aber nur Schaden bringen, da sie oft inhaltlich nicht in den Rahmen seines Geschäftes passen. Es ist also an der Zeit, die Schaufenster-Wettbewerbe von einer sol chen ungesunden Ausfassung zu reinigen und sie von einem höhe ren Gesichtspunkt aus neu zu ordnen. I. Die Preise erhalten nicht mehr die Firmen, denn ihnen kommt ja sowieso die Werbung durch das besonders gut ausgcstattete Fenster und auch der durch das Schaufenster erzielte erhöhte Umsatz zugute. Die Preise werden den Gehilfen, die das Schaufenster dekorieren, zugedacht, aber es wird in den Bedingungen drin gend empfohlen, das Geld für die Neuanschaffung von Deko- rationsmaterialien und für ein gutes Photo für den nächsten Wettbewerb zu verwenden. Dem Inhaber kann das nur lieb sein, denn oft ist das Schaufenster das einzige und wirklich gute, direkte Werbemittel, das das Geschäft noch tragen kann. Immer wieder beklagen sich Gehilfen, die das Schaufenster betreuen, daß der Chef kein Geld für Materialien ausgeben kann oder will. Und oft genug habe ich Gehilfen gefunden, die aus Liebe zur Sache Material aus eigener Tasche kauften. Das beweist die Richtigkeit meiner Forderung. Das Opfer des Gehilfen, aus die persönliche Verwendung des Geldpreises zu verzichten, wird vielfach belohnt. Durch die neu- angeschafften Materialien wird er bessere Wirkungen erzielen, dadurch seine Stellung festigen und sich unentbehrlich machen. 797
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