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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.11.1938
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- 1938-11-15
- Erscheinungsdatum
- 15.11.1938
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Zur Charakterisierung der Lage im Druckgewerbe in Frankreich fei ein Bericht aus dem »Wirtschafts-Dienst«, Heft IS, wiedergeben, der interessante Aufschlüsse bietet. »Seit dem Sommer 1936 sind die Löhne im Druckerei gewerbe um 93"/» gestiegen, dem Betrieb aber kostet die Arbeits stunde um etwa 166°/» mehr. Die Folgen davon waren, daß im Vergleich zu 1936 im Vorjahr um 42 °/° weniger Neuerscheinun gen an Büchern herauskamen, daß viele Dutzende von Zeitun gen und Zeitschriften, die über keine eigene Druckerei verfügten, das Erscheinen einstellten, daß selbst große Tagesblätter ihre Betriebe mit anderen zusammenlegten, und daß schließlich die Auflagen der Tagespresse im allgemeinen stark, die der Zeit schriften und der Fachpresse häufig katastrophal gesunken sind. Besonders empfindlich getroffen sind die Druckereien in Paris und in Nordfrankreich, erstere weil immer mehr Aufträge nach der noch etwas billiger arbeitenden Provinz vergeben werden, letztere weil sogar Zeitungen in dem benachbarten Belgien ge druckt werden, wo die Löhne um etwa 40°/» niedriger sind als in Frankreich. Als größtes Übel wird die Starrheit der Vierzig stundenwoche empfunden, weil die Druckerei, abgesehen vom Zeitungsbetrieb, zum großen Teil eine Saisonindustrie ist. In Perioden flauer Beschäftigung wird weit weniger als 40 Stunden je Woche gearbeitet, aber auch dann, wenn sich die Aufträge häufen, ist es unmöglich länger zu arbeiten, weil für die ersten zwei Überstunden in der Woche 33"/° Lohnzuschlag gefordert wird, für weitere zwei Stunden S0°/° und darüber hinaus 100"/». Das Sekretariat des französischen Druckcreiverbandcs schätzt, daß seinen Mitgliedern dadurch allein im Vorjahr für über 300 Millionen Franks Aufträge entgangen sind. So ist es charakteristisch, daß zu Beginn des laufenden Schuljahrs (Okto ber 1937) die Nachfrage nach neuen Schulbüchern — bei enorm gestiegenem Ladenpreis — nur zu einem Teil gedeckt werden konnte und daß infolgedessen eine derartige Hausse in antiqua rischen Schulbüchern einsetzte, daß sic wesentlich teuerer bezahlt wurden als neue ein Jahr zuvor. Eine weitere Folge der Situa tion ist, daß die Zeitungsanzeigen so teuer geworden sind, daß ablaufende Jahres- oder Halbjahresabschlüsse in der Regel nur noch mit verringerter Einschaltungszahl und in verkleinertem Format erneuert werden. Da aber die Zahlungen der Jnscratcn- kunden nur sehr schleppend und schwer eingehen, haben die Zei tungen mit wachsenden finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Bisher war nur vom Buch- und Zeitungsdruck die Rede. Um damit abzuschließen, sei noch bemerkt, daß immer mehr Buchverleger Neuerscheinungen oder Neuauflagen im Ausland drucken lassen. In noch größerem Umfang gilt dies für Geschästs- drucksachcn, die in Hunderten von Millionen Exemplaren in Belgien, in der Schweiz, ja sogar in England für französische Rechnung hergestellt werden. Dies wird durch eine Zollanomalie begünstigt. Unbedrucktes ausländisches Papier zahlt Eingangs zoll, sobald es aber bedruckt ist, wird es zollfrei hereingclassen, angeblich weil die Freiheit des Gedankenaustausches nicht be hindert werden soll. Die französischen Drucker wehren sich ver geblich dagegen, daß dieses an sich sehr schätzbare Prinzip auf Werbedrucksachen, Warenpreislisten und dergleichen zum Vorteil ausländischer Konkurrenten angewcndet wird. Die gesamte Umsatzminderung des Druckereigcwcrbes wird auf mehr als 1 Milliarde Franken beziffert. Das ist nicht gleich bedeutend mit Verlust, schließt aber einen solchen in sich ein. Gemessen an der Lage in anderen Industrien ist die Situation der Druckerei als Ganzes genommen weniger beängstigend. Schaltet man jedoch die Zeitungsunternehmungen aus, so kann man in den mittleren und kleinen Betrieben das gleiche Sterben feststcllen wie auch in anderen Wirtschaftszweigen.« — Man muß gelegentlich solche Berichte zur Kenntnis nehmen, um den ganzen Unterschied gegenüber unserer eigenen Lage zu erkennen. Ausspracheabend der Berliner Verleger Die Landesleitung Berlin hatte zu einem Ausspracheabend die Mitglieder der Fachschaft Verlag im Gau Berlin zum 21. Oktober 1938 eingcladen. Der Aufforderung waren zahl reiche Berliner Verleger gefolgt. Bei der grundsätzlichen Be deutung, die die Ausführungen der beiden Redner für alle be saßen, wäre es allerdings zu wünschen gewesen, daß der Kreis ein noch größerer gewesen wäre. — Der Landesfachberater der Fachschaft Verlag, Herr Richard Carl Schmidt, konnte den Landesleiter von Berlin und stellvertretenden Leiter des Deut schen Buchhandels, Pg. Wülfing, und den Berliner Landes obmann, Pg. Langenschcidt, begrüßen. Der Leiter der Fachschaft Verlag, Pg. Karl Baur, ver stand es durch seine feinsinnige, kluge und eindringliche Art des Vortrages, alle Zuhörer aufs tiesste zu fesseln. Herr Baur hatte nicht die Absicht, sich in Einzelprobleme zu verlieren, sondern nur einige allgemeine Fragen eingehender zu beleuchten. Im Vordergrund stand das Problem »Verleger und Staat». Wenn von gewissen Stellen dem Verlegerstand der Vorwurf gemacht würde, daß er für den gewaltigen Umbruch seit dem Jahre 1933 kein genügendes Verständnis aufgebracht hätte, so könne dieser Vorwurf nicht verallgemeinert werden. Einzelfälle kämen natür lich immer vor. In launiger Weise schilderte der Redner die verschiedenen Typen des deutschen Verlegers, nicht ohne tief zu bedauern, daß es eine bestimmte Richtung gäbe, der noch immer der innere Kontakt zum Neuen fehle, worunter der ganze Stand zu leiden hätte. Wenn daher noch hin und wieder das Räder werk etwas knarre, so forderte Pg. Baur die Verleger zur Ge duld und zum Vertrauen auf. Die Wichtigkeit des Verlcger- standes wäre sämtlichen Stellen des Staates und der Partei Wohl bewußt und führte ja gerade deshalb zu dem lebhaften Interesse, das diese Stellen an der Verlagserzeugung nähmen. Herr Karl Baur drückte die feste Zuversicht aus, daß die Zu sammenarbeit mit dem Reichspropagandaministerium, der Reichsschristtumskaminer und der Parteiamtlichen Prüfungs kommission immer enger und reibungsloser vor sich gehen würde, denn diese Zusammenarbeit hinge allein von der inneren Haltung des Verlegers ab, an der im allgemeinen kein Zweifel mehr gegeben wäre. Auch das Verhältnis zum Sortiment streifte der Redner kurz. Mit besonderer Freude konnte er darauf Hinweisen, daß die Zeiten des erbitterten Kampfes völlig überwunden, und daß früher schier unlösbare Probleme in den letzten Jahren im Geiste nationalsozialistischer Kameradschaft geklärt worden seien. Jeder Verleger, der über das Sortiment klage, solle sich erst mal fragen, wie er sich selber verhalle. Herr Albert Diederich vom Börsenvcrein der Deutschen Buchhändler brachte einige Wünsche des Sortiments zum Aus druck. Dabei war es ihm eine besondere Freude, an die Worte des Pg. Baur anknüpfen zu können. Er betonte die angenehme kameradschaftliche Zusammenarbeit, die in den letzten Jahren sehr deutlich in den Absprachen mit dem wissenschaftlichen Ver lag und dem Schulbuchverlag zum Ausdruck gekommen sei. Er bat, die Bedeutung des Ladenpreises möglichst nicht durch Aus nahmen zu schmälern, und wandte sich gegen Subskriptions preise bei billigen Büchern. Herr Diedcrich bezweifelte auch, daß die Verleger sehr wirtschaftlich zu denken verstünden, wenn sie sofort nach Erscheinen der Originalausgabe bereits die Lizenz zum Nachdruck an Buchgcmeinschaften vergäben. Weitere Wünsche bezogen sich auf den Fortfall der Herbstabrechnung, auf einen noch stärkeren Anschluß der Verleger an die BAG. und schließlich auf eine möglichst weitgehende Beschränkung der Eigenlieferung des Verlages. Auch in der dann folgenden Aussprache stand die Eigen- lieferung des Verlages im Mittelpunkt, die von den verschieden sten Gesichtspunkten beleuchtet wurde. Nach dem Schlußwort des Landcsobmanns des Buchhandels, Pg. Langenschcidt, blieb die Versammlung noch in kameradschaftlichem Kreise beisammen und lauschte den ungemein fesselnden und interessanten Worten des Pg. Karl Bqur, der während der Besetzung des Sudcten- landes cingezogen war und von den unvergeßlichen Eindrücken sprach, die er dort durch das Erleben tiefsten Leides und größter Freude gewonnen hatte. vr. Hell mann. 882 Nr. 266 Dienstag, den. IS. November 1938
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