5482 X- 261, 8. November 1935. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn Vuchhandel. demnächst erscheint: MK0l.?iU8 fllk8I0ir>.0ff Bismarck und Ratharina Grloff Lin 3dyll in der hohen Politik Nit unveröffentlichten Briefen des Kanzlers und der Fürstin Drloff Ltwa r/o Seiten gr.8°. Mit r Bildnissen. Geheftet etwa RN 4.50, Ln Leinen etwa RN 6.- §in überraschendes und bezauberndes Buch, in dem alles schlichte Natürlichkeit und edelste Grazie ist. An Hand von bisher un veröffentlichten Briefen entdecken wir hier mit Rührung eine neue, völlig unerwartete Seite an dem großen Kanzler: Die Geschichte einer späten Liebe rollt vor unseren Augen ab, einer Liebe, welche sich in die vergeistigte Form der Freundschaft rettet und nicht reich an äußeren Ereignissen ist, deren Ablauf jedoch alle seelischen Phasen und gefühlsmäßigen Höhepunkte einer echten Leidenschaft ausweist: Begegnung, Bezauberung, beglückende Gegenwart, Entsagung, Trennung, Wiedersehen, Verstimmung und Versöhnung, Tod und Verklärung. Es fehlen semer nicht scherzhafte Geheimworte, die nur den Eingeweihten verständlich sind, und sorgfältig gehütete Souvenirs, die als mysteriöse Symbole bis in die Sphäre der hohen Politik dringen. Denn der Lebensstil aller Beteiligten und vor allem das weltgeschichtliche Ausmaß der Persönlichkeit Bismarcks brachten es mit sich, daß dieses Idyll sich doch nicht völlig im rein privaten Bereich abspielen konnte; wie von selber flicht sich die Politik hinein, und Ausblicke auf Schicksal und Geisteshaltung des europäischen 19. Jahrhunderts tun sich auf. Ein warmes sonniges Späisommerlicht liegt über Bismarcks Begegnung mit der hin reißenden Katharina Orlofs, dessen Glanz, mit zärtlicher Wehmut gehegt, auch in seinen spätesten, winterlichen Tagen nie ganz erlischt. Daß wir nun diese Briese in der Hand halten und aus ihnen die Stimme der Vergangenheit unmittelbar vemehmen dürfen, hat an sich schon den stets großen, ursprünglichen Reiz einer neuen Entdeckung. Die Darstellung aber, durch welche der Enkel Katharinas dieses Erlebnis und seine Nachklänge sowohl in das Leben Bismarcks als auch des Ehepaares Orlofs, ja wahrhaft in das Leben der Zeit organisch einordnet, bewirkt, daß man sich hier nicht nur historischen Dokumenten von hohem Rang, sondem einem scharmanten, reichhaltigen, im schönsten Sinne unterhaltenden Buche gegenübersieht. T L.H.Veck'sche Verlagsbuchhandlung München