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01-Sonderausgabe Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.04.1937
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Titel
- 01-Sonderausgabe
- Band
- 1937-04-24
- Erscheinungsdatum
- 24.04.1937
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-1937042401
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-19370424013
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1937
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Das Buch in der Volksbildung Von Professor Dr. Dähnhardt Man kann heute öfters die Meinung hören, daß das Buch im Kultur- und Bildungslcbcn unseres Volkes, überhaupt im Volksleben, seinen früheren Rang nicht habe behaupten können. Als Grund wird zumeist angeführt, daß die ncucntstandcncn Mittel der Kultur- und BildungSpflcge, wie etwa der Film oder der Rundfunk, den Wirkungsbereich des Buches cin- engten, oder es wird überhaupt behauptet, daß das geschaute Bild und das gesprochene Wort ein Übergewicht über die Schrift bekommen hätten. Dom Standpunkte der Volks bildung aus gesehen, gehen solche leicht hinzusprechendcn Ur teile an der tatsächlichen Lage vorbei. Um nur ein Beispiel anzuführcn: Das deutsche öffentliche Volksbüchereiwesen verfügt seit Jahren über recht sorgfältig geführte Statistiken, die über die Leser zahl und Benutzungsziffern der einzelnen Büchereien Auf schluß geben. Aus diesen Aufstellungen geht hervor, daß etwa auf dem Lande eine auch nur leidlich unterhaltene durchschnitt lich verwaltete Dorfbücherci cS sozusagen mühelos erreicht, daß io"/a der Ortsbevölkerung bei ihr lesen, während dieser Prozentsatz bei gut geleiteten Büchereien, die auch über einen ausreichenden Bestand verfügen, bis auf anzustcigcn pflegt. Und zwar sind diese Zahlen in den letzten Jahren sich verhältnismäßig gleichgcblicben, wenn inan davon absicht, daß in der Zeit der großen Erwerbslosigkeit eine ungesunde und unnatürliche Steigerung der Leschäufigkcit zu beobachten war. Um die angegebenen Zahlen richtig deuten zu können, muß man sich vergegenwärtigen, daß, jedenfalls auf dem Dorfe, daö entliehene Buch in der Familie von Hand zu Hand wandert, da cS auf dem Dorfe kaum eine Jndividualauslcihe, hingegen ein echtes Familicnlesen gibt. Es werden also in Wirklichkeit sehr viel mehr Menschen erfaßt, als die statistische Mcßziffcr zunächst vermuten läßt. Aber auch wenn man diese mit den gleichfalls errechncten Ziffern vergleicht, die den pro zentualen Anteil der Rundfunkhörcr an der deutschen Gc- samtbcvölkerung oder den der regelmäßigen Kinobesucher an- gcben, schneidet daS Buch bei einem solchen Vergleich keines wegs ungünstig ab. Nun reden Statistiken zwar eine zuverlässige aber eine dürre Sprache, und, um die Meinung von dem gesunkenen Ansehen des Buches zu widerlegen, ist es vielleicht wirksamer, auf eine oft übersehene, aber, wie ich glaube, gerade für daS deutsche Leben bezeichnende Tatsache hinzuweiscn, die die Stel lung, die das Buch bei uns im allgemeinen Zeitbewußtsein hat, treffend charakterisiert. Ich meine damit den Umstand, daß in unserem Volke heute genau so wie einst ein Buch kaum jemals achtlos behandelt wird. Wenn wir von der zufälligen und vergänglichen Tagesliteratur absehcn, entschließt sich der Deutsche nur schwer, ein Buch zu vernichten. Wir ver schenken höchstens daö Buch, das uns selber nicht mehr fesselt, an eine allgemeinen Zwecken dienende Bücherei oder in einer sonstigen guten Absicht. Jeder Bibliothekar weiß zum Beispiel, welche Schwierigkeiten es oft bietet, eine Gemeindeverwaltung davon zu überzeugen, daß cS, um ein drastisches Beispiel zu wählen, zweckmäßiger sein kann, ein Buch über den tech nischen Fortschritt mit dem Erscheinungsjahr 1900 aus einer Bücherei zu entfernen als cs in ihr zu belassen. Die Vorstel lung, daß das Buch ein dem einzelnen anvertrautes geistiges Gut von dauerndem Werte sei, und daß man ihm mit Achtung begegnen müsse, ist tief im VolkScmpfindcn eingewurzelt. Diese Achtung nimmt, was leider nur zu häufig übersehen wird, in den Schichten des Volkes zu, in denen zwar weniger, aber desto gründlicher gelesen wird, also etwa beim Landmann oder beim Handarbeiter. Der Vielleser und erst recht der zweck gebundene Leser - Bibliothekare, Kritiker, Lektoren - ist in dcr begreiflichen Gefahr, daß seine Unbefangenheit und Auf nahmefrische mit dcr Zeit abnimmt. Dcr unverbildete Volks genosse mißt nicht ein Buch am anderen, dazu gebricht es ihm (glücklicherweise) an literarischen Kenntnissen; er beschränkt sich auf das Buch, das er vor sich hat, und nimmt cs in einer Weise ernst, zu der der vielgcbildete Leser oft gar nicht mehr fähig ist. Man kann daher auch immer wieder die Beobachtung machen, daß dcr einfache Leser schon rein äußerlich ein gediegenes und solides Buch zu erlangen wünscht. Ein Buch von zc>o oder 400 Seiten Umfang, „das über den Sonntag reicht". Denn das Buch ist für ihn nicht ein flüchtiger Zeitvertreib, sondern eine ernsthafte Beschäftigung. Aus ähnlichen Gründen muß das volkstümliche Buch einen starken Gehalt an echten greif baren Tatsachen bieten, wenn sie spannend und anschaulich erzählt werden, um so besser; während demgegenüber etwaige r 9
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