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01-Sonderausgabe Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.04.1937
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Titel
- 01-Sonderausgabe
- Band
- 1937-04-24
- Erscheinungsdatum
- 24.04.1937
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-1937042401
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-19370424013
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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ständige Benutzung von Büchereien auszuwciten trachten. Von der Volksbildung her gesehen besteht daher kein Zweifel, daß eine echte Verbundenheit zwischen Buch und Volk besteht, und daß in dieser Verbundenheit ein unendlich fruchtbarer An satz für jede Wirksamkeit im volksbildnerischen und kulturellen Sinne gegeben ist. Das Volk will daü Buch; je mehr - im Ge gensatz zu früher - das Buch auch das Volk aufsucht, wird sich in seinem Bereich die Einheit völkischen Lebens ein- stcllen und bewähren, die auf anderen Gebieten unseres Seins schon vollzogen ist. Buch und Wissenschaft Von Professor Dr. Franz Koch, Berlin Der älteste Aufseher einer großen und berühmten Bibliothek, die wegen ihrer baulichen Schönheiten von Menschen aller Art besichtigt wurde, pflegte zuweilen Neugierigen auf ihre Frage, was denn das alles für Bücher seien, die da stünden, zu ant worten: „Zum Lesen die wenigsten. Meistens sind's wissen schaftliche Bücher." Der Mann, ein durch langjährigen Ver kehr mit Fremden geübter Menschenkenner, wußte, daß diese Antwort nicht mißverstanden und belächelt, sondern ernst ge nommen und als befriedigend empfunden werden würde. Man hielt denn auch diese Einteilung in Bücher zum Lesen und in wissenschaftliche für völlig sachgemäß und fühlte ihr gegenüber offenbar eine Art Erleichterung, die einen der Pflicht enthob, sich um die Masse der hier verwahrten Schmö ker noch weiter kümmern zu müssen. Denn wissenschaftliche Bücher, das bedeutete Bücher ohne Reiz und Lockung, die einen nichts angingen und anzugehen brauchten. Eine herbe Kritik! Auf der einen Seite dieser Wesensteilung blühende Fluren, grünende Weide, Unterhaltung, Spannung und Freude, auf der anderen ödes Brachland, auf dem ein paar nicht recht ernst zu Nehmende ihr sonderbares Wesen treiben. Hier Bücher in schönen Einbänden mit vielversprechenden und vielfarbigen Umschlägen, dort eintönige, graue, braune, farblose Bro schüren, deren unverständliche Titel schon die Stirn zu un willigen Falten reizen. Hier im Gebiet der Belletristik eine Lei stung, die, auf welcher künstlerischen Höhe sie auch stehen mochte, ganz aus sich selber schöpfte und, sich selber genug, etwas Dauerndes gab oder wenigstens geben wollte; hier, in der Wissenschaft, Bücher, die immer wieder andere vorauS- setztcn, immer nur Glieder waren einer Kette, die auf ein Ziel in unendlicher Ferne zulicf. Hier gestaltetes Leben, das immer und überall dasselbe war, dort ein lebensfernes Suchen nach Wahrheit, die immer wieder ihr Gesicht veränderte, und, glaubte man, sic gefunden zu haben, sehr bald sich als ver altet und überholt erkennen mußte. Und doch wußte jener Führer zu scheiden und gab die Ant wort nur solchen Fragern, denen er ansah, daß sie mit Bü chern keinen Umgang hatten und sich über die tägliche Zeitung hinaus höchstens zu einem Roman verstiegen. Da genügten denn freilich ganz grobe Scheidungen, mit denen bei besseren Gelegenheiten kein Staat zu machen war. Denn wo verlief in Wirklichkeit die Grenze zwischen lesbaren und wissen schaftlichen Büchern und wie wollte man ein Buch wie bei spielsweise Spenglers „Untergang des Abendlandes" ein- ordnen, dem man ohne Zögern Titel und Charakter eines wissenschaftlichen Buches zubilligen mußte und das doch von so vielen verlangt und gelesen wurde! Und ließen einen nicht seine Erfahrungen neuestens zuweilen im Stiche und gab es nicht doch schon manchmal Besucher, die man falsch einge schätzt hatte, denen die Antwort ein Lächeln entlockte? Und kamen nicht immer mehr Leute, die nicht Geschichten, sondern Geschichte lesen wollten? Was da, von manchem Kopfschütteln begleitet, im Gehirn des alten Faktotums vor sich ging, war nur die Begleitmusik zu dem Wandel, der sich in der Wissenschaft selbst vollzog, zu den Ansprüchen, die die Leser an die Wissenschaft heran brachten. Denn auch das wissenschaftliche Buch sucht sich den Bedürfnissen der Zeit anzupasscn, die Kluft zwischen Bildung und Leben zu überwinden und wissenschaftliche Erkenntnisse in solcher Form darzubieten, daß sie auch von weiteren Schich ten ausgenommen werden können, ohne daß die Wissenschaft dabei selbst zur „historischen Belletristik" entarten müßte. Diese Annäherung an das lesbare Buch hat die führende deutsche Wissenschaft allerdings immer schon angestrebt und in ihren größten, namentlich geschichtSwiffenschaftlichen Lei stungen, im Werke eines Ranke, eine« Trcitschkc, auch erreicht. Aber solches Bemühen wurde nur allzubald überwuchert von dem Verfall deutscher Prosa in den Jahren des Nieder gangs und literarischer Moden, der Ismen und TageSsirö- 2» 11
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