Suche löschen...
01-Sonderausgabe Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.04.1937
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Titel
- 01-Sonderausgabe
- Band
- 1937-04-24
- Erscheinungsdatum
- 24.04.1937
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-1937042401
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-19370424013
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-1937042401
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1937
- Monat1937-04
- Tag1937-04-24
- Monat1937-04
- Jahr1937
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
tatsächlichen Verhältnissen in gar keiner Weise entspricht. Dieses Ergebnis wäre vielmehr nur ein Beweis dafür, was für die Jugend hcrgestcllt und vertrieben, nicht aber was von ihr gewollt und tatsächlich gelesen wird. Die Jugend selbst ist schon aus naheliegenden wirtschaftlichen Gründen ein schlechter Buchkäufcr; Jugendbücher werden in der Regel von Erwachsenen gekauft und verschenkt. Es ist nicht uninteressant, zunächst einmal Betrachtungen dar über anzustellen, inwieweit in der Jugend überhaupt ein selb ständiges Lcscbcdürfnis gegeben ist. ES ist in letzter Zeit einige Male die Behauptung ausgestellt worden, die Jugend läse wenig und griffe, wenn schon gelesen würde, zu flächiger Untcrhaltungslcktüre. Derartige Behauptungen verkennen die tatsächlichen Verhältnisse. Die Jugend stellt in Wirklichkeit einen beträchtlichen Teil der Gcsamtleserschaft. Statistische Feststellungen, beispielsweise der Volksbüchereien, erbringen hierfür den unzweideutigen Beweis. Die Erziehung zum Le sen, die innerhalb der kulturellen Erziehungsarbeit an der deutschen Jugend ein wichtiges Teilgebiet darstcllt, hat zwar nichtsdestoweniger die Aufgabe, dieses Lescbedürfnis durch ständige Überwachung und Förderung zu steigern, sie wird in dessen ihr hauptsächliches Augenmerk darauf zu richten haben, die Buchauswahl zu beeinflussen, das heißt, daS richtige Buch an den richtigen Leser zu bringen. Das wird nicht möglich sein ohne entsprechende Beeinflussung der Eltern- und Erzieher schaft. Wenn ich an die Zeit meiner eigenen Kindheit zurück- dcnke, dann erinnere ich mich, daß ein großer Teil der Eltern schaft für das Lesebedürfnis ihrer Kinder nicht das geringste Verständnis aufzubringen vermochte. Man vertrat damals und vertritt zweifellos auch heute noch hier und da den Stand punkt, daß das Lesen der Gesamtentwicklung des Kindes ab träglich sei. Selbstverständlich trat und tritt diese Erscheinung i > geistig gebildeten Bcvölkcrungüschichtcn weniger auf. Wenn wir aber an das Gesamtvolk denken - und das ist hier ja selbst verständlich -, dann ist um diese Feststellung nicht herum zukommen. Im übrigen ist in diesem Zusammenhang fcstzu- stcllcn und muß deutlich hcrauSgcstellt werden, daß dem gegenüber die Lehrerschaft sich stets bemüht hat, lcscfördcrnd im besten Sinne zu wirken. Jahrzehntelang ist der deutsche Er zieher allein für das Jugendbuch eingetreten. Allerdings hat diese ausschließliche Einflußnahme in der Folge dazu geführt, daß die Ausrichtung auf den erzieherischen Zweck des Jugend buches immer sichtbarer in Erscheinung trat, wodurch eine eigenständige literarische Entwicklung dcü deutschen Jugend- schrifttumS zweifellos gehemmt wurde. Die Verdienste der deutschen Erzicherschaft um das gute Jugendbuch werden durch solch unvermeidliche Feststellung in keiner Weise geschmälert. Die Feststellung aber ist nicht zu umgehen. Denn solche Ein seitigkeit hat zur Folge gehabt, daß die Jugend selbst dem für sie bestimmten Buch, dessen erzieherische Tendenz allzu sicht bar in Erscheinung trat, allmählich entfremdet wurde. Jugend freilich weiß sich in solchen Fällen zu helfen. Ich sagte ein gangs, daß sich das Lesebedürfnis beim Kind und beim jungen Menschen nach dem eigenen Erlebnisbereich bestimme. Dazu kommt, daß die Gefühls- und Empfindungsebene des Jugendlichen ständiger Wandlung unterworfen ist. Schließlich dürfen die blutsmäßigen Voraussetzungen, die weiterhin eine beträchtliche Rolle spielen, nicht übersehen werden. Wen» das von Eltern- und Erzicherschaft empfohlene Buch dem Lesc- bcdürfnis nicht entsprach, wußte der Jugendliche sich sicherlich die seinem Lesewillen entsprechende Lektüre zu verschaffen. An diesen Voraussetzungen hat sich auch heute nichts ge ändert, mit ihnen muß selbstverständlich gerechnet werden. Aber der gesamte Erlebnisbereich des Jungen und Mädels hat sich unzweifelhaft gewandelt. An dieser wichtigsten Er scheinung kann man nicht vorübcrgehen, wenn man das Ver hältnis unserer heutigen Jugend zum Buch untersuchen will. Gewandelt hat sich weiter das Erziehungsziel, dem das Ju gendbuch sich cinzuordncn hat. Wenn aber in früheren Zeiten die Auffassung der Erziehungsberechtigten und das Lcse- bcdürfnis der Jugend häufig genug sich recht erheblich unter schieden, so kann heute festgestellt werden, daß sich zwischen bei den eine beträchtliche Annäherung vollzogen hat, die ständig im Zunehmen begriffen ist. Ohne Zweifel ist diese Entwicklung auf die erzieherische Einwirkung der Hitlerjugend zurückzu führen, der Organisation also, die diese Jugend sich selber geschaffen hat. Das eigentliche, und ich möchte in diesem Zu sammenhang sagen, das alte Jugendbuch allerdings steht noch vollkommen außerhalb dieser Entwicklung. Seine Einordnung wird auch nicht möglich sein. Es ist bezeichnend, daß daS Ju gendbuch für die älteren Jahrgänge, das Buch „für die reifere Jugend", wie man früher so schön sagte, schon heute nahezu ausgeschaltet ist. Jungen und Mädel vom vierzehnten, minde stens vom sechzehnten Lebensjahre aufwärts greifen heute schon zu den Werken der großen Literatur. Sie wählen aus diesem Schatz mit sicherem Instinkt die Bücher heraus, die ihrem Erlcbniswillcn entsprechen. Dwingcr, Bcumclburg, Zöbcrlcin u. a. Dichter sind heute - ganz gewiß ohne vorge faßte Absicht - hervorragende Jugcndbuchautorcn geworden. Jugend, insbesondere deutsche Jugend, ist nicht denkbar ohne Romantik. Die deutsche Fcrnschnsucht, von der man so häufig spricht, eignet in erster Linie dem jungen Menschen. Die Lust an männlichem Erleben, an abenteuerlichem Geschehen und kühnen Taten ist dem gesunden dcntschcn Jungen angeboren. 3« 19
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder