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01-Sonderausgabe Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.04.1937
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Titel
- 01-Sonderausgabe
- Band
- 1937-04-24
- Erscheinungsdatum
- 24.04.1937
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-1937042401
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-19370424013
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Es ist nicht schwer, dieses Streben in die richtigen Bahnen zu lenken. Gute Lektüre vermag hier Wunder zu wirken. Der Er- ziehungszwcck, dem das gute Jugendbuch selbstverständlich zu dienen hat, ist unschwer ohne Verstiegenheiten zu erreichen. Durch die von der Hitlerjugend lausend betriebene Schu lungsarbeit ist der Aufgabenbereich des Jugendbuches in er heblicher Weise erweitert, das Lesebedürfnis der Jugend ent sprechend gesteigert worden. Tiefer und verpflichtender denn je zuvor ist die deutsche Jugend in den Lebenskreis ihres Volkes cingeordnet worden. Es ist nur selbstverständlich, daß ihre Selbständigkeit mit ihrer Verpflichtung wächst. Die Ju gend unserer Tage, vor eine Aufgabe gestellt wie keine andere Generation vor ihr, sieht sich von Fragen bewegt, die frühere Geschlechter erst in viel späteren Jahren zu beschäftigen pfleg ten. Alle diese Fragen drängen nach Beantwortung. Der Aus wirkung deS Buches sind hier stofflich und ideell keine Grenzen gesetzt. Die Jugend bildet im allgemeinen ein kritisches, aber auch ein dankbares Lesepublikum. Sie ist heute zu sehr der Wirklich keit des Tages verhaftet, als daß sie sich durch billige Ma növer täuschen und auf die Dauer beeinflussen ließe. Roman tik allein tut es wirklich nicht mehr, wenn dem geschilderten Erlebnis spürbar die innere Wahrhaftigkeit mangelt. ES ist unzweifelhaft, daß sowohl unsere durchschnittlichen Jugcnd- buchautorcn als auch deren Verleger diese Kritikfähigkeit unter schätzen. Die Verhältnisse im Jugendschrifttum müßten sonst anders liegen. Jugend will Wahrhaftigkeit; man versündigt sich an ihr und damit an der Zukunft der Nation, wenn man ihr im Buch eine Phantasicwclt vorgaukclt, die mit der Wirk lichkeit nichts zu tun hat. Man erreicht auch nichts damit, den» der sichere Instinkt des jungen Menschen weiß sehr bald das echte Erlebnis vom innerlich verlogenen Phrasengeklingel zu scheiden. Der junge Mensch ist ein dankbarer Leser, denn die ErlcbniSwelt deS wirklich guten BuchcS wird ihm zum inne ren Besitz, an dem er lange zehrt und auS dem er immer aufs neue wertvolle Kräfte zieht. Viele unserer bekannten und bedeutenden Dichter der Gegen wart haben heute schon die wesentliche und dankbare Auf gabe begriffen, die hier ihrer wartet. Sie haben ein lebendiges Verhältnis zu dieser Jugend hergestellt; sie lesen in ihren Kreisen aus ihren Werken und leben in den Lagern der Hitler jugend kameradschaftlich mit Jungen und Mädeln zusammen. Die lebendige Brücke zwischen Buch und Jugend, die auf solche Weise geschlagen wird, darf in ihrer Wirkung nicht unter schätzt werden. Das geschriebene Wort erhält, unmittelbar auS dem Munde des Dichters kommend, erhöhte und gesteigerte Bedeutung; das Erlebnis wird gleichsam plastisch. Ich habe selbst häufig genug die Feststellung machen dürfen, daß Jun gen und Mädel die dankbarste Zuhörerschaft bilden; Kame raden, die gleich mir vor dieser Jugend lesen durften, werden mir recht geben. Niemals liest der junge Mensch ausschließlich, um sich zu unterhalten. Ammer ist mit dem Lesewillen, bewußt oder un bewußt, die innere Absicht verbunden, den eigenen Erlcbnis- bercich zu erweitern, am fremden Schicksal den Grad der eigenen ErlebniSfähigkcit zu messen. Ammer wird der junge Mensch die neu gewonnene Substanz in fortwirkende Kraft umwandeln, um sie auf solche Weise fruchtbar zu machen. Darum ist die Verantwortung des Jugendbuchautors so groß. Denn natürlich findet die an sich wache Kritikfähigkeit dort ihre natürliche Begrenzung, wo eine gewisse Erfahrungsgrundlage zur Voraussetzung wird. Insbesondere dem Kinde und dem ganz jungen Menschen ist bei geschickter Ausnutzung der na türlichen GlaubenSbcrcitschaft leicht genug ein verlogenes Heldenschicksal vorzuspicgeln. Denn schon das Heldische an sich findet nur zu gern freudigen Widerhall. Uns haben die groben Unwahrscheinlichkeiten in Karl Mays romantisch-spannende» Abenteuergcschichten nicht in Verlegenheit gebracht: DaS Leben in jener fernen Welt war bunt, es war schön, es war groß artig, und unser jugendlicher Enthusiasmus sagte sein fröh liches Ja zu Begebnissen, die später unser kritisch wägender Verstand lächelnd, wenn schon etwas wehmütig, verneinen lernte. Uns interessiert heute nicht der Held an sich, der Held in jener pathetischen Glorifizierung, dem die Romantik zu literarischem Ruhme verhaft. UnS interessiert der Charakter. UnS interessiert der Mann, der an den entscheidenden Schnittpunkten seines Schicksals sein Ja oder Nein zu sprechen und zu leben weiß. Die deutsche Jugend unserer Tage ist eine große gläubige Ge meinschaft, dem Leben und seinen Forderungen verpflichtet. Sie fühlt sich auch als Lescrschaft unter dieser Verpflichtung. Sie weiß vom Wesen und Wert des guten Buches. Sie steht heute dem Buch innerlich viel wacher und bereiter gegenüber als frühere Generationen. Entschlossen, zu ihrem Teil an der kul turelle» Erneuerung der Nation tatkräftig mitzuarbcitcn, sicht sie im deutschen Buch das immer lebendige, in die Zukunft wirkende und Kraft erzeugende Wahrzeichen edelsten deutschen Geistes. Sic will uni diesen Glauben nicht betrogen werden.
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