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01-Sonderausgabe Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.04.1937
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Titel
- 01-Sonderausgabe
- Band
- 1937-04-24
- Erscheinungsdatum
- 24.04.1937
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-1937042401
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-19370424013
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- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-1937042401
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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düng zwischen Drucker und Verleger möglich, oft sogar nötig macht. Verleger: Gewiß. Und doch spüre ich in Ihren Worten ein Bedenken; denn im Grunde ist der Verleger ja doch ein Pro dukt des Buches, ein Produkt dessen, das im Buch wirken will. Dichter: Also des Geistes! Des Geistes, um ihn unter den Menschen, im Volk zur Wirkung zu bringen. Verleger: Merkwürdig, wohin uns unser Gespräch führt. Sie dürfen mir glauben, daß ich gerade in den letzten zehn Jahren viel nachgedacht habe über unseren Beruf und seine Aufgabe. Denn cS hat tatsächlich Verleger und große Verlage gegeben, bei denen wie fast auf allen Lebensgebietcn während der zerstörten Zeit Mittel und Zweck sich verkehrt hatten, bei denen nicht das Buch, der Geist und seine Wirkung im Volk der bestimmende Zweck ihrer Existenz waren, sondern denen ihre eigene Existenz, ihre Kapitalvermehrung, also im Grunde ein Nichts, ein Götze - denn Geld an sich ist ja nichts anderes als eine leere Beziehung - der Zweck wurde, dem das Buch, jed wedes Buch, und dem der Käufer, also das Volk, zu dienen hatten. Wir kennen beide Konjunkturvcrlcgcr genug, die aus den: Geist, dem Ungeist, und der sogenannten Zeit für sich ein Kapital schlugen und nicht ihr Kapital dem Buch und dem Volk, den Menschen dienen ließen. Wie zerstörend auch hier der absolute Kapitalismus und die gewissenlos gebrauchte Zauberkraft des Druckes gewirkt hat, haben wir ja erlebt und erleben es noch in der schweren Arbeit, heute Buch und Volk, wenn ich einmal in einer Formel sprechen darf, wieder zusammenzuführen. Dichter: Mir wird bei Ihren Worten wiederum klar, daß ein Kennzeichen der vergangenen Zeit das Denken und - schlimmer noch - das Leben in abgezogenen und isolierten Begriffen war und daß alles neue Denken in Zusammenhängen,in Lebensbezie hungen, ganzheitlich vor sich geht. Was ist denn Buch! WaS Geist! Was Dichter! Das sind Worte, leere Klänge, als ob zum Dichter nicht notwendig Geist und Zeit und Volk dazu gehörten wie Luft und Atmen zur Lunge. - Ja - und natürlich auch der Verleger. Ich hätte ihn nicht erst zum Schluß nennen sollen. Verleger: DaS Letzte haben Sie sehr nett gesagt. Aber Sie haben recht. Bezeichnend und gut übrigens, daß Ihnen der Verleger als letztes einfiel. Er soll einem auch tatsächlich als letztes cinfallen, wenn man an den Geist und sein Wirken durch den Dichter im Volk denkt,-cr, das Mittel. Und doch ist ja seine Beziehung zum Buch vielleicht die engste, die man sich denken kann, Bücher sind sein Schicksal. Eigentlich steht er in dem von Ihnen genannten Bezichungsvorgang mit an vorderster Stelle. Er hat ja nicht nur für das Kleid des Buches, für seine Ver breitung zu sorgen, er hat ja nicht nur die Verhinderung der schlechten und überflüssigen Bücher in der Hand - Sie werden kaum wissen, daß etwa 98 Prozent alles Geschriebenen nicht gedruckt wird. - Dichter: Und doch erscheint noch soviel Unsinn! Verleger: Ja, ja! Aber was diese Verhinderung bedeutet, weiß keiner so recht - der Verleger hat nicht nur die Verant wortung für die Auswahl -, er ist es ja eigentlich, der wissen muß, wie das Herz der Menschen schlägt, der in die Zeit, ja in die Zukunft horchen muß, um ihre Sehnsucht zu erfahren, der den geistigen Hunger der Menschen durch die Bücher, die er herausbringt, stillen muß, er ist es, der eigentlich besser als alle Kritiker wissen muß, was gut und schlecht, nötig und unnötig, gesund und faulig ist; denn der Kritiker merkt's ja im besten Fall erst dann, wenn es zu spät ist, und der Leser oft erst nach Jahren; der Verleger ist es, der gehen muß und die großen einsamen Schöpferischen suchen und sie be stärken und ihnen, den oft so unglücklichen und geplagten Menschenkindern, helfen - und das alles muß er tun, ohne gesehen zu werden, still, unbemerkt - eine Macht wohl, und doch nur ein Mittel, nur ein Gehilfe, ein Diener. Dichter: Welche Aufgabe! Und welche Verantwortung! Wenn man weiß, was für Wirkungen von einem Buch auS- gehen können, gute und schlechte, wie ein Buch auf das Leben eines Menschen bestimmend wirken kann, wie in einem Buch für ein ganzes Volk das notwendige, das befreiende Wort liegen kann ... Verleger: Halten Sie ein! Muß ich Sie an sich selbst er innern? - DaS Wort spricht der Dichter, er allein - und oft, wenn man als Verleger die erwünschte Wirkung mit der er reichten oder die eingetretene mit der unbeabsichtigten vergleicht, erscheint man sich machtlos und überflüssig genug. Dichter: Aber sagen Sie, ein Mensch wie Sie, ich weiß es ja nicht erst seit eben, sondern habe es selbst schon erfahren dür fen, der eine so hohe Auffassung von seinem Beruf hat, der wirklich weiß, worauf cs ankommt, der an den Geist glaubt, der ein Buch so anschaucn kann, wie Sie vorhin das meine, wie kann der cS, wie können Sie es mit alldem vereinen, mit Büchern, ja verzeihen Sie das Wort ... Verleger: Ich will cs Ahnen ersparen. Sie meinen - zu han deln, ein Geschäft zu machen. 28
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