Die Bedeutung des Fachbuches im Rahmen nationalsozialistischer Schrifttumspolitik Bon Or. Ludwig Warmulh Wenn auch das in Deutschland bis zum Januar lyzz herr schende libcralistisch-demokratische System immer vorgab, sich des werktätigen Menschen besonders anzunehmen, und unter dem falschen Schlagwort „Wissen ist Macht" versuchte, so etwas Ähnliches wie Kultur-Propaganda zu treiben, so kann dennoch erst mit der nationalsozialistischen Machtergreifung von einer ziclbcwußten Schrifttumspolitik gesprochen werden. 3m Jahre 19Z4 wurde erstmals mit der „Buchwoche" unter Einsatz aller berufenen Organe des Staates und der Partei für das schöngeistige Buch im Rahmen der ganzen Volks gemeinschaft geworben. Die durchgeführten Aktionen haben seitdem ständig eine propagandistische Steigerung erfahren, und die Eröffnungskundgebungen zur „Woche des Deutschen Buches" sind immer mehr zu einer das ganze Volk erfassen den Weihestunde geworden. In der Erkenntnis, daß das Buch jedoch nicht nur der Unter haltung, sondern zu einem sehr wesentlichen Teil auch der Belehrung dient, folgte im Rahmen des mit Energie auf- genommcnen, werbemäßigen Einsatzes für das deutsche Schrifttum im Frühjahr iyz6 erstmals die Werbung für daS deutsche Fachbuch. Wie jedes Jahr im ReichSberufS- wettkampf ein großartiger Lcistungskampf der deutschen Ju gend abläuft, so wird in der ideenmäßigen Verbindung mit diesem Wettkampf um die beste berufliche Leistung nun all jährlich unter Einsatz aller in Frage kommenden Mittel und Stellen jedem Berufstätigen zugerufcn werden: Du schaffst es mit dem Fachbuch! Großes wurde in den vergangenen vier Jahren national sozialistischer Staatsführung geschafft. Noch Größeres muß in den kommenden vier Jahren geleistet werden. Erreicht wer den kann dies jedoch nur, wenn die wichtigste staatspolitische Aufgabe, die Höchstleistung des Volkes als Summe der Leistungen der einzelnen Volksgenossen zu erreichen, gelöst wird. Wohl spielen bei der Gestaltung der Leistung Arbeitskraft und Arbeitsstätte eine wesentliche Rolle, ausschlaggebend wird je doch immer der Leistungswille sein. Während die Arbeitskraft als geistig-körperliche Veranlagung - also ererbter Reichtum - angeboren ist, ist der Leistungswille abhängig von der Haltung des Menschen zur Arbeit. Da aber das Leben des einzelnen wiederum in der Leistung der anderen ruht, ist jedermann ver pflichtet, höchste Leistung zu erstreben. Noch niemals dürfte diese grundlegende These für die restlose Gesundung des Ge meinschaftslebens eines Volkes in bessere Worte gekleidet worden sein, als sie der Vizepräsident der Reichöschrifttums- kammer, Ministerialrat Dr. WiSmann, bei seiner Rundfunk ansprache zur Fachbuchwerbung 19^7 am 27. Februar ge wählt hat. Dr. WiSmann stellte damals dem dem liberalisti- schen Denken entsprungenen Satz „Wissen ist Macht" die Parole „Können ist Pflicht" gegenüber. Für die Volks gemeinschaft ist nicht wesentlich, was der einzelne weiß, sondern was er kann, wie er seiner Ver pflichtung seinem Volke gegenüber durch höchste Leistung gerecht wird. Nur dann erfüllt „das Wissen" seinen Zweck, wenn eS durch richtige Anwendung zum „Kön nen" gewandelt wird. Gewiß, höchste menschliche Leistungen werden wohl immer einem begnadeten Kopf zu danken sein, allein gestaltet und geschaffen wurden sie immer nur durch die Tatsache der Existenz einer Gemeinschaft. Wenn es heute bei spielsweise einem Genie gelungen ist, festzustellen, wie man durch Verflüssigung der Kohle synthetischen Treibstoff ge winnt, so läßt das Produkt selbst sich jedoch erst durch das Können, die Leistungen einer Vielheit von Mitarbeitern ge winnen. Fragen wir uns weiterhin, woher das Genie die Voraussetzungen für seine technische Lösung, die Mitarbeiter ihr „Können" haben, so werden wir immer wieder ersehen, daß sie auf den Erfahrungen anderer aufgebaut haben. Auf den Erfahrungen, die im Buch ihren Niederschlag gefunden haben. Und wie in diesem konkreten Fall, so fußt jede tech nische und organisatorische Entwicklung - die Weisen fallen nun einmal nicht vom Himmel - auf den mühevoll erarbeite ten Ergebnissen der „Vormänner". Da daS dem gesamten deutschen Volk im Rahmen des zwei ten VierjahreSplanes gestellte „große Ziel nur dann erreicht werden kann, wenn alle in ihrem Beruf und an ihrer Arbeits stelle daö Beste geben", ist es also Aufgabe jedes einzelnen. 34