Zur Kantate 19Z7 In welchem besonderen Zeichen stehr doch diese Kantatezusammenkunsr des Jahres 19Z7! Lassen wir, um das rechr ermessen zu können, den Blick einmal rückwärts streifen. Sehen wir uns das Kantatetreibcn an, wie cs eine Gene ration vor uns entfaltete. Damit man mich nicht mißverstehe: wir wollen nicht richten und rechten. Der Buchhandel ist stolz auf seine Überlieferung, er kann es auch, er muß cs sein. Was uns aber von den damaligen Erscheinungen trennt, ist nicht nur die Zeit, es ist der Geist, aus dem heraus damals deutsche Buchhändler sich zusammenfandcn. Er war «in anderer als der Geist, der uns seit dem Jahre iyzz und insbesondere auf dieser Kantate des Jahres 19Z7 zusammensührt. Damals sehen wir den Abrechnungsraum der Buchhändlerbörse im Mittelpunkt der Kantatewochen des deutschen Buchhandels. Wir sehen Zahlen schwirren und hören Geld klirren, sehen Verleger mir der Geldtasche, in die die klingende Ernte des Jahres cingebracht wird. Wir sehen ein geschäftliches Hin und Her zwischen allen buchhändle rischen Berufsgruppen. Die Ordnung der geldlichen Beziehungen nimmt einen überragenden Raum bei den Zu sammenkünften ein. Freilich fehlen Besprechungen anderer Art nicht, auch gastliche Treffen mehr oder minder großen Umfangs gehören dazu. Es ist nun nicht so, daß andere Abrechnungsmöglichkeiten heute diesen Kantateverkehr verdrängt hätten. Was das Hente von dem Gestern unterscheidet, ist doch wohl etwas anderes: es ist die Stellung des Buchhandels dem Volks- ganzcn gegenüber, die sich so grundsätzlich gewandelt hat. Der einzelne Buchhändler aus der Vergangenheit ist ein Ausdruck seiner Zeit, wie der buchhändlerische Bcrufsstand heute der Ausdruck unserer Zeit ist. Mehr und mehr sehen wir die Kantatezusammenkünfte zu einer Angelegenheit des gesamten Buchhandels werden. Mehr und mehr sehen wir die Kantatezusammenkünfte zu einer Brücke werden, die der Buchhandel zum Volksganzcn emsig schlägt. Wir sehen nicht nur die Herren Chefs aus der Biedermeierzeit in Leipzig um die Börse versammelt, wir sehen alle Buchhändler bcrufskamcradschastlich um die gemeinsame Aufgabe geschart, befähigt zum gemeinsamen Handeln im Interesse des Ganzen. Alle Berufsgruppen, alle Altersklassen, der Betriebsführer sowohl wie der jüngste Markt- Helfer treffen sich auf dieser Kantatezusammenkunft zu einer machtvollen Kundgebung für das gemeinsame Werk. Erstmalig in der Geschichte des deutschen Buchhandels tritt der Berufsftand deutscher Buchhändler als geschlossene Gruppe der Reichsschrifttumskammer vor die Öffentlichkeit, der er verantwortlich ist. Aus der Tagesordnung er sehen wir, daß fern von jeden Einzclwünschen die Ertüchtigung des Berufsstandes ausschließlich im Vordergrund der gemeinschaftlichen Kanratcarbeit steht. Wir erleben die feierliche Enthüllung der Palm-Büste im Festsaal der deutschen Buchhändler zu Leipzig und sehen auch hieran wieder den gewaltigen Wandel, den der deutsche Buchhandel