^ein, meine Herren", sagte Architekt Doktor Gerhard ^Beratus lachend, „jetzt ist Schluß mit der Bettelei. Runter da! Aus. Ich Hab' nichts mehr." Und er wies seine leeren Hände vor. „Die Dackel werden immer frecher, Herr Doktor." „Ja, schmeiß sie raus. Hast du die Post, Martin?" Der junge Diener legte einen Packen Briefschaften vor seinen Herrn auf den Frühstückstisch. „Ein schöner Tag! Gar nicht wie Mitte Oktober. Soll ich ein Fenster öffnen?" Der Doktor antwortete nicht. Er saß im Lehnstuhl über seiner Post. Martin warf einen verstohlenen Blick auf seinen schwei genden Herrn. Als er dann mit behutsam vorwärtswiegenden Schritten das Frühjkicksgeschtrr abzuräumen begann, füllten sich seine ehrlichen Augen mit Sorge und Erstaunen. Der junge Martin stand noch in dem Alter, da es Bedürfnis ist, alle Ziele und Wünsche des eigenen Lebens gläubig mit der Person eines selbsterwählten Helden in Zusammenhang zu bringen. Und dies sein Ideal von Größe, Sicherheit, Ruhe, Energie deckte sich genau mit dem Bilde des Mannes, dem er durch ein freundliches Geschick beigcordnet war. Das Tablett in den Händen, zögerte er noch eine Weile, che er cs wagte zu fragen, wann Doktor Beratus zum Büro gebracht werden wolle. Es sah aus, als ob Beratus in seinem Sessel zusammen- gcsunkcn wäre. So saß er und sah mit geweiteten Augen auf einen dickleibigen, versiegelten Brief, den seine Hände um klammert hielten. Als er endlich den Kopf hob, um eine zer streute Antwort zu geben, war sein Blick ernst, fremd, gegen wartentrückt. Er löste das Siegel, ein Stapel engbcschricbcner Blätter raschelte durch seine Finger. Die Falte zwischen seinen Brauen hatte sich vertieft, un bewegt war das scharf geschnittene Profil. Das Sonnenlicht wob einen matten Silberglanz über sein Haar. Dann ent spannte sich sein Gesicht, dann — der Gegenwart des jungen, erschrockenen Menschen nicht mehr eingedenk — ließ er, der Starke, Sichere, langsam den Kopf auf die Arme sinken ... Mit äußerster Vorsicht zog Martin vom Flur her die Tür ins Schloß. Aber er hatte kaum die Küche erreicht, als die Klingel vom Herrenzimmer ihn zurückrief. „Ich komme heute nicht ins Büro", sagte Doktor Beratus. Sein Gesicht war verstört, seine Stimme ohne den metallischen Klang, der ihr sonst eigen war. „Und sorge für Ruhe. Ich will nicht gestört werden!" Dies aber las Doktor Gerhard Beratus: