Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.08.1940

Nr. 181 <R. 88> Leipzig, Dienstag den 6. August 1940 107. Jahrgang Bekanntmachung des Börsenvereins Einschränkung unmittelbarer Bestellungen Vom Verlag wird mitgeteilt, daß die unmittelbare Zusen dung einzeln bestellter Bücher an Sortimenter eine erhebliche Mehrarbeit mit sich bringt, die in der gegenwärtigen Zeit nicht mehr geleistet werden kann. Das gilt namentlich für die Bestel lung von Schulbüchern, bei denen sich die Forderung aus direkte Zusendung gesteigert hat. Da es unbedingt erforderlich ist, die Auslieferungsformen aus Gründen der Arbeitsersparnis zu ver einfachen, muß dem Buchhandel nahegelegt werden, die unmittel bare Versendung bei kleinen und Einzelbestellungen für die Dauer des Krieges auf das notwendigste Maß zu beschränken. Das betrifft insbesondere die Bestellung aus Bücher, die in Leipzig ausgeliefert werden. Das Sortiment wird daher gebeten, keine unmittelbare Zu sendung vorzuschreiben und kleine Sendungen durch den Kom missionär gehen zu lassen. Buchhändler, die in den bezeichnten Fällen trotzdem unmittelbare Zusendung vorschreiben, müssen damit rechnen, daß der Verleger ihr Verlangen gemäß § 20b der Verkehrsordnung ablehnt und daß dadurch erhebliche Ver zögerungen in der Ausführung der Bestellungen eintreten. Leipzig, den 1. August 1840 Baur, Vorsteher Fachbuch-Ausstellungen für Berufstätige*) Von G. Messarius, Lauptabteilungsleiter im Amt für Berufserziehung und Betriebsführung der DAF. Warum? Die Frage, warum im Kriege besondere Fachbuch-Ausstel lungen für Berufstätige durchgeführt werden sollen, kann mit dem Hinweis auf die stetige Zunahme der fördernden Berufs erziehungsmaßnahmen für Erwachsene beantwortet werden. Im ersten Kriegsvierteljahr belief sich die Zahl der durchgesührten Berusserziehungsmaßnahmen für Erwachsene aus 78,2"/» des Umfanges im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Im zweiten Kriegsvierteljahr stieg die Prozentzifser aus 84,2 an. Im dritten Kriegsvierteljahr wurden 90,1°/« der entsprechenden Bor jahresziffern erreicht, während im Juni 1940 sogar 9g°/° des Umfanges im gleichen Zeitraum des Vorjahres festgestellt wer den konnten. Die starke Steigerung des Umfanges der beruflichen Erwachsenenerziehung liegt in der Tatsache begründet, daß nicht nur in der Rüstungsindustrie, sondern auch in großen Teilen der übrigen Wirtschaft eine außerordentliche Nachfrage nach geschul ten Arbeitskräften besteht. Obwohl weniger als die Hälfte der organisatorischen und pädagogischen Betreuer zur Verfügung steht, ist eine Intensivierung dieses Teiles der Berufserziehung erfolgt, die es erforderlich macht, daß die entsprechenden Lehr mittel besonders deutlich in den Gesichtskreis der Teilnehmer gerückt werden. Im übrigen haben sich die Besucher der beruf lichen Erwachsenenerziehungsmaßnahmen gegenüber der Zeit vor dem englischen Kriege in ihrer Zusammensetzung verändert: Sehr viele Berufsfremde mußten eingeschult und angelernt werden, während ein großer Teil von bisher angelernten Arbeitskräften einer Nachschulung unterworfen werden mußte. Auch darauf müssen die Lehrmittel Rücksicht nehmen, zumal viele Berufs fremde und Nachzuschulende den Lehrmitteln erstmalig begegnen. Eines der wichtigsten dieser Lehrmittel in der beruflichen Erwachsenenerziehung ist das Fachbuch. Bei dem Neubeginn des Herbst- und Winterabschnittes in der fördernden Berufs- crziehung soll deshalb in den llbungsstätten der Beruss- erziehungswerke jeweils ein typischer Ausschnitt des in Frage kommenden Fachbuchmaterials für erwachsene Praktiker gezeigt werden. Da sich die Fachbuch-Ausstellungen in erster Linie an die Teilnehmer der beruflichen Abend-Lehrgemeinschaften, Auf baukameradschaften und Übungsfirmen wenden, ist auch zu er warten, daß durch die Auswahl der geeigneten Fachbücher die Teilnehmer nicht nur auf das' »richtige« Fachbuch hingelenkt wer den, sondern daß sie auch dieses Fachbuch durch den örtlichen Buchhandel erwerben '1 Aus: »Das deutsche Fachschrifttum«. Juli-Heft. Wo? Die Fachbuch-Ausstellungen werden in den Berufserzie hungswerken der Deutschen Arbeitsfront durchgeführt. Unter dem örtlichen Berufserziehungswerk ist jeweils die Zusammenfassung der einzelnen llbungsstätten, die zum Besuch zur Verfügung ge stellt wurden, zu verstehen. Es handelt sich dabei um Unter richts- und Übungsräume für alle Berufe; insgesamt stehen I 246 llbungsräume mit 32 S02 Arbeitsplätzen zur Verfügung. Allein 200 praktische llbungswerkstättcn für Schlosser, Schmiede, Schweißer, Dreher, Schreiner, Schuhmacher und Unisormschnei- der befinden sich darunter. Die Fachbuchausstellungen brauchen deswegen nicht nur in besonders hergerichteten Räumen oder Sälen zur Schau gestellt zu werden, sondern sollen auch in den llbungswerkstätten aufgebaut werden, um dem Praktiker, der an den beruflichen Abend-Lehrgemeinschaften teilnimmt, das Fach buch an seinem llbungs- und Arbeitsplatz nahe bringen zu können. Wie? Schon dadurch wird zum Ausdruck gebracht, daß es sich nicht im eigentlichen Sinne des Wortes um eine »Ausstellung« handelt. Vielmehr ist es die Absicht der Berufserziehungswerke, dem Praktiker diejenigen Bücher zu zeigen, die ihn im Kamps um seine persönliche Leistungsentfaltung unterstützen. Es sollen diejenigen Fachbücher gezeigt werden, die auf die eigentümliche praktische Situation, in der sich der erwachsene Teilnehmer be findet, eingehen. Zu diesem Zweck ist vom Amt für Berufserzie hung und Betriebssührung der Deutschen Arbeitsfront in Berlin eine Liste ausgcarbeitet worden, welche diejenigen Fachbücher enthält, die in die Hände der Teilnehmer an den fördernden Be- rufserziehungsmaßnahmen gelegt werden können. Dabei handelt es sich nicht um die Errichtung eines bestimmten Monopols für bestimmte Fachbücher. Vielmehr stellen die Fachbuchlisten für die Berufserziehungswerke lediglich eine umfangreiche Sonder auslese dar, aus der beispielsweise die meisten Leitfäden für die Nachwuchserziehung oder ausgesprochene Berufsschul- und Fach- schullitcratur ausgcschieden wurden. Diese Fachbuchlisten liegen bei den örtlichen Kreiswaltungsn der Deutschen Arbeitsfront, Abteilung für Berufserziehung und Betriebsführung, aus. Träger dieser Fachbuchausstellungen soll das jeweilige ört liche Berufserziehungswerk sein, das unter der Leitung des Kreisberufswalters der DAF. steht. Aussteller sollen diejenigen örtlichen Buchhandlungen sein, die sich freiwillig zur Verfügung stellen, um die Ge- Rr. ISl Dienstag, den s. August U4g 281