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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.02.1933
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1933-02-07
- Erscheinungsdatum
- 07.02.1933
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- Deutsch
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32, 7. Februar 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. L. DtschnBuchhandel. Sortimenter) zusammenkominen? Der AwB. und AivS. bleiben noch genug Sonderfragen zur speziellen Beratung im engeren Kreis! Ich meine, die beiderseitige Not zwingt doch geradezu zur Zusammenarbeit, während wir jetzt Dinge beobachten müssen, die geradezu beschämend sind und unseren Stand hcruntersetzen. Ich sage ausdrücklich »beschämend«, denn welche Antwort erhalten wir meistens, wenn wir diese Fragen mit Kunden erörtern und uns bemühen, ans die Notwendigkeit einer Förderung des reellen Buchhandels hinzuwciscn? Es wird uns dann fast jedesmal entgegengchalten: »Warum schaffen Sie nicht zuerst Ordnung in ihren eignen Reihen und bringen es nicht fertig, un- reele Angebote aus der Welt zu schaffen?!« Aber das wäre leider in vielen Fällen nur möglich, wenn dem reellen Buchhandel die Angaben darüber nicht vorenthalten würden, welche Firmen unreelle Angebote machen! Man hört fortgesetzt von allen möglichen Rabattangcboten sowohl von Sor timenter» wie von Verlegern. M. E. sollte es den st a a t l i ch e n und städtischen Behörden zur Pflicht gemacht werden, selbst zur Ausschaltung des unlauteren Wettbewerbs und zum Wieder aufbau gesunder Betriebe mit beizutragcn! Wenn es regierungs seitig immer heißt: »Schutz des gewerblichen Mittelstandes« usw. usw,, und wenn weiterhin unerhört hohe Stcuerabgaben von dem Gewerbe gefordert werden, sollte der Staat doch selbst ein Inter esse daran haben, daß diejenigen Elemente entlarvt werden, die durch Untergrabung der reellen Betriebe den Steuerfiskus schädigen, nicht nur indem sie selbst wahrscheinlich überhaupt keine oder nur wenig Steuern zahlen, vielleicht sehr bald Pleite machen oder einen Vergleich anstreben, sondern dadurch auch wieder die Steuerkraft anderer schwächen. Ordnung zu schaffen ist also nur dann möglich, wenn wir auch von der Kundschaft und namentlich den staatlichen Stellen darin unterstützt werden und wenn nicht, wie das so oft geschieht, unlautere Angebote noch zu einem Druck auf den Lieferanten, Sortiment und Verlag benutzt werden! Vielleicht bringt uns die Steuergesetzgebung einen Schritt weiter: Nachdem jetzt die Freigrenze für die Umsatzsteuer gefallen ist, müssen nunmehr auch alle diejenigen eine Lprozen- tige Umsatzsteuer entrichten, die in irgendeiner Weise den Bücher verkauf vermitteln, selbst wenn dies ganz ohne Nutzen geschieht. Mithin würden jetzt also alle Fachschaftcn, Bücherämter, sämt liche Dozenten, die Bücher unmittelbar gegen Entgelt abgeben, zur Zahlung der 2prozentigen Umsatzsteuer und zur ständigen Abgabe einer Umsatzsteuererklärung beim Finanzamt verpflichtet sein. Bei dem ständigen Rückgang der Steuereinnahmen hat zu dem die Behörde sicher ein Interesse daran, alle unkontrollicr- baren Ncbcukanäle, durch die sich die Umsätze mit vollziehen, zu verstopfen! Fangen wir also zur Gesundung des Buch- Han d c I s z u n a ch st e i n m a l b e i e i n e m g a n z b e st i in m t u m r i f s c n c n G e b i e t, d e in w i s s e n f ch a f t l i ch e n Buch handel an! Ich bin überzeugt, daß sich einem solchen Block sehr bald auch andere Teile des Buchhandels gern anschließen. Die Verleger haben, wenn sie mit einer Zahl gesunder Sortimenter in den hauptsächlichsten Absatzgebieten rechnen können, doch gewiß kein Interesse daran, jeder weiteren Neugründung Kredit zu er öffnen und in Gestalt von Kommissionsware das Betriebskapital zu liefern. Es würde sich also hieraus ganz von selbst die auto matische Bildung eines »iiumeruo elansus« als Enderfolg er geben, und so der jetzt schrankenlosen Gewerbefreiheit zunächst wenigstens im wissenschaftlichen Sortiment ein Riegel vorge schoben werden. Wer macht mit?? Schallplatten-Bücher. Die Verbindung zwischen Buch und Schallplatte ist nicht neu. Aus dein philologische» Litcraturgebiet kennen wir Verösscnt- lichungcn, bei denen Schallplatten ergänzend zu Büchern treten oder das Buch eine Ergänzung von Schallplattcnscrien darstellt. Ende 1S32 erschienen aber zwei Bücher, die erstmalig mit dem Anspruch aus trete»: Buch und Platte bilden eine geistige Einheit. Neben die optisch zu ersasscnbc Abbildung tritt gleichwertig die akustisch zu erfassende Platte als weiteres Mittel der Erläuterung. Das ist zweifellos eine Steigerung der Buchwirkung, die neue Ausblicke eröffnet. Diese beiden Veröffentlichungen stoßen in die Naturwissenschaft und Kultur geschichte vor. Fvrstner") gibt ei» mit heißer Liebe zum großen König ge schriebenes Lebensbild Friedrichs des Großen als Künstler. Eine Seite der Platte bringt Allegro und Grave aus dem Tritte» Flötcn- konzert Friedrichs des Großen, gespielt aus einer Flöte ans dem Besitz des Königs, die Rückseite eine» Grenadicrmarsch im historischen Stil. Heckes bringt auf seiner Platte die Stimmen des im Buch beschriebenen afrikanische» Großwildes tLöwe», Elefanten, Schakale, Hyänen »sw.) als Erlebnis einer Nacht im afrikanischen Busch. Bei beiden drängt sich der Vergleich mit dem alten Melodrama ans. Bnch- und schallplattentechnisch sind beide Werke durchaus Mustertcistunge» im Rahmen der heutigen Möglichkeiten. Dem Sortimenter wächst hier ein Verkaussgegcnstand zu, der den Reiz des Neue» hat und deswegen wohl auch seine Abnehmer sinden wird. Natürlich mutz er setzt einen Sprechapparat im Laden haben: wenn sich diese Bücher hänfen, wohl auch einen eigenen Vor führungsraum. Fragen tauche» auf: wie wirds mit Bädingtlieseruug und Ansichtssendung? Zweifellos entsteht hier etwas Neues, Weitcrsührendcs. Be dauerlich ist nur, daß die beiden Verleger durch die Verhältnisse ge zwungen find, zu so starken Worten wie »Sensation«, »Umwälzung im Buchwesen« »sw. zu greifen. So weit ist es noch nicht. Noch ist die Form der schweren, leicht verletzlichen und nicht billigen Platte ein Hemmnis, das eine rasche Ausbildung dieser neuen Form hindert. Umwälzend wird die Sache erst, wenn verschiedene, Patentschutz suchende Erfindungen handelsrcif sind (Sprechdraht, besprochenes Papierband, mit Licht abzutastende Papierscheibc usw.). Tann erst wird di« »akustische Illustration« so billig und einfach sein, daß man von einer »Sensation« sprechen kann, die allerdings größer sei» wird als die Erfindung der Netzätzung. Die technische Entwick lung des Buches ist «den noch nicht ganz abgeschlossen. Ans einem Ncbenzweig scheint noch eine kräftige Steigerung der Wirkung und Verwendbarkeit möglich. Für den Buchhandel ergibt sich dabei die Aufgabe, frühzeitig dafür zu sorgen, daß dieser bedeutsame Neben- zwcig rechtzeitig handelstechnisch in sein« vorhandene» Bctriebs- sormen eingebaut wird. H. Klicman n. „Leihbücherei-Hausse"... u. der Buchhandel? Die Ausführungen im Börsenblatt vom 28. Januar van Herrn H. Weißer sowie die »praktische« Ergänzung dazu im Börsenblatt vom 2. F-ebr. sagen dem Fachmann nichts Neues. Betrüblich ist aber die Feststellung, daß nun aber auch scheinbar die buch händle rischen Leihbüchereien den Unfug der Preisschleuderei mitzu machen beginnen. Beide Einsender nehmen für neue Bücher Wochen leihgebühren von 10—20 Pf. Es ist gewiß richtig, daß sich bei einer wöchentlichen Leihgebühr von 10 Pfennigen die jährlichen Gesamt einnahmen um Hunderte von Prozenten steigern lassen, nun sehen wir uns aber einmal die Kehrseite der Medaille an! Nahm man früher allgemein durchschnittlich 10 Pf. pro Buch und Tag für neue und neueste Bücher, so bedeutet das heute bei einer Woche n gebühr von 10 Pf. einen Abschlag von etwa 85 Prozent. Das bedeutet prak tisch, daß das Sortiment — an sich schon schwer geschädigt durch den unzureichenden, effektiv niedrigen Rabatt beim Verkauf der zahl losen Volks- und Sonderausgaben — bei derartigen Bagatell-Lcih- gebühren bald schließlich überhaupt keine Bücher mehr wird ver kaufen können. Man kann also auch in den buchhändlerischen Leih bibliotheken heute schon für einen Betrag, der in seiner Höhe noch nicht einmal das Porto für einen Brief ausmacht, sich hemmungslos das wertvollste Schrifttum der Gegenwart emverleiben! Unverständ lich erscheint es mir, daß nun auch der Buchhandel sich mit diesem niedrigen Lerhgebnhren-Niveau anznfreundcn beginnt, dessen Allge meingültigkeit wir den Außenseitern und gewissen »Einrichtern« zu verdanken haben. Sollte der verantwortungsbewußte deutsche Verlags- und Sorti mentsbuchhandel damit einverstanden sein, daß nun auch durch solche Schleuderpreise der Bücherabsatz in unabsehbarer Weise gedrosselt wird? Es war also nicht genug Schaden dadurch entstanden, daß der Buchhandel vor zwei bis drei Jahren sich die Initiative aus *) Forstner, Kurt Freiherr von: Friedrich der Große. Künstler und König. Mit Abb. und einer Schallplatte. Berlin: Max Hesse. 1932. 16 S. 26:26,5 ein quer. Lw. RM 2.95. **) Heck, Lutz, vr.: Schrei der Steppe. Tönende Bilder ans d. ost afrikanischen Busch. Mit 26 Original-Aufnahmen und einer Schallplatte. München: Knorr K Hirth. 1932. 31 S. 4" Lw. NM 6.70. 91
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