Ick will nickt ru viel verraten, aker ick ?öZere nickt, da8 kuck, äas viel kieke knäen wird, den klassiscken deut8cken 8elk8tdar8teIIun§en an clie Leite 2U 8tellen. Oie „Oeutseke Zeitschrift" leitet mit äiesen Sorten einen Vorsbärnclc aus äem V^erlc von lssans Häscher ein. Äie „Deutsche Zeitschrift" hat nicht „zu viel verraten"; immerzu möchte man ausrufen: Daß es dies noch gibt, ein solches Deutsch, als höre man seine Muttersprache zum erstenmal; daß es einem Men schen gelungen ist, Geschehnisse in einem Erzgebirgsdorf zu einem Welttheater zu gestalten! Fünfundzwanzig Jahre rang der Verfasser um seinen Stoff, bis er das Leben, das er gemeistert, in eine Meister schaft der Form gezwungen hatte. - Das sind Gestalten, die keiner mehr vergißt! Der Seelenhirte Ritzler, der Ritter gegen Tod und Teufel, der neben der Bibel seine Predigten aus dem Götz von Bec- lichingen schöpft; die vornehme gnädige Frau Gräfin, die sich so schwer der Liebs beugen kann; der heimatlose Hampel, auf den der Pfarrer in der Kirche weist: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kindlein, oder wie der Hampel "; der hintersinnigs Schuster und die feine, stille Frau Agnes; der Karuffellbesiher und Bärentreiber Polly und das liebende Paar Ludmilla und Brendel; der Fleckelgünther, der der armen Komödiantin Karolina sein Herz und eine Heimat schen ken will; die Zigeuner, die flüchtig auftauchen und verschwinden und nichts zurücklaffen als die wuchernden Prophezeiungen einer alten Hexe und ein Kindergrab am Waldrand; der Fremdenlegionär, der noch einmal sehnsüchtig sein Vaterhaus umschleicht, aus dem ihn die Schuld vertrieben; der Kantor, der aus der Eisluft seiner Häus lichkeit zur Orgel flüchtet und sich die trübe Seele mit Chorälen rein betet; die Wirtin Drerel, die unermüdlich Liebe und Bettelsuppen austeilt; der Wanderprediger, der böhmische Geiger, der Lehrer und seine Schülerin Maria, und der große Musiker Gottfried Silber mann, dessen Orgel durch das ganze Werk tönt Und wer be hält nicht Szenen wie diese, da der junge Held zum erstenmal im Gottesdienst die Orgel spielt: ,„Wir glauben an den Heiligen Geist.. .h schmetterte ich aus voller Kehle. Ich war wie benommen vor Seligkeit. Ich saß nicht mehr auf der hölzernen Bank; die alte Orgel trug mich auf ihren Wogen mitten in den Himmel hinein. ,Heilige Dreifaltigkeit, sei gelobt zu aller Zeith - Ich stand an der Brüstung und schaute hinunter ins Schiff auf die Hüte und Tücher der Frauen. Dann fühlte ich mich stark genug, mit den Augen über die Empore zu streifen. Ich begegnete überall freundlichen Gesich tern. Ich wäre am liebsten vor Wonne über die Brüstung hinweg ins Weltall hineingesprungen. Ist das Gottesdienst, priesterlicher Dienst? Dann ist dieser Dienst das Höchste und Herrlichste, was es auf dieser Erde geben kann." - Hans Löschers Roman ist notwendig und zeitlos; nicht ein Mensch ist zu denken, den er gleichgültig und »»beschenkt lassen könnte! Diese Bekenntnisse geben ein seltsames Glücksgefühl; sie „versöhnen". Die Worte Hölderlins, denen der Titel entnommen ist, stehen siegend über dem Werk: „Wie der Zwist der Liebenden / sind die Dissonanzen der Welt; / Ver söhnung ist mitten im Streit, / und alles Getrennte findet sich wie der." S68»