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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.04.1921
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- 1921-04-06
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- 06.04.1921
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Redaktioneller Teil. Xe 79, 6. April 1921. Leichtsinn und Unerfahrenhcit abgeschlossenen Verträge der Schrift steller und der bildenden Künstler, am wenigsten aber scheint er — merk würdig genug — etwas von den hohen Prozentziffern wissen zu wollen, mit denen der Zwischenhandel unsere Geisteswerke den Käufern gegen über belastet. Er befürchtet freilich, daß die für die Urheber geforder ten und, wie ausdrücklich in der Denkschrift dargelegt ist, nach keiner? Seite hin mehr zu rabattierenden 10 v. H. der Kulturabgabe eine für die Verbreitung schädliche Verteuerung der Werke zur Folge hätte, i Die in letzter Zeit und ausschließlich im Sinne der gewerblichen Unter- ^ nehwer eingctretene Erhöhung der Ladenpreise um 250 v. H. hält Herr Göhler dagegen ganz und gar in der Ordnung, und vielleicht wird er sich auch nach zu einem Verteidiger der verhängnisvollen Sortimenter- ^ rabatte und -Zuschläge aufwersen, die jedem Sortimenter an dem Ver kauf von belletristischen Werken 45 v. H. wenigstens zubilligen. Trotz- ^ dem aber hat Herr Göhler den Mut, von einer Schädigung des Kunst- ^ lebens durch die Urheber zu sprechen, wenn sie für sich 10 v. H. fordern ^ nnd diejenigen Kreise des Volkes, die Schrift-, Ton- und Kunstwerke' erwerben, zugunsten der gewerblichen Unternehmer Preiserhöhungen van 300 bis 400 v. H. hingcnommen haben. Nach bewährten Mustern sucht Herr Göhler die wahrhaft soziale' Grundlage der Kulturabgabe dadurch zu verschieben. Laß er die billige Meinung ausspricht, diese Kulturabgabe würde nur den erfolgreichen! Urhebern zugute kommen, die an sich schon- glänzende Einnahmen haben, während die wirklich Notleidenden leer ausgingen. Mit den selben falschen Argumenten hat Herr Göhler schon vor vielen Jahren die Genossenschaft Deutscher Tonsetzer angegriffen, die von den Auf- ! fllhrungsgebühren feit ihrer Gründung fünf Millionen Mark den Ur hebern hat zugute kommen lassen können. Herr Göhler vergißt ab-! sichtlich, daß zwischen denjenigen, die mit ihren Werken gar keinen Ab- ! fatz finden und infolgedessen auch keine Einnahmen aus der Kulturab gabe für geschützte Werke beziehen werden, und den ganz wenigen söge-1 nannten großen Autoren die außerordentlich hohe Zahl derer steht, für! die eine im Verhältnis zum Absatz ihrer Werke entstehende kleinere ^ oder größere Mehreinnahme eine sehr wesentliche Beihilfe nnd Erleich-" terung für ihre Erhaltung und ihr Fortkommen bieten würde.« - Gleichzeitig veröffentlicht die »Tägliche Rundschau« zur selben Frage noch eine weitere Zuschrift der Herren I)r. Zeitlin. 1)r. Rösch! und Marcus, der Vertreter des Schutzverbandes Deutscher Schrift- ! steiler, der Genossenschaft Deutscher Tonsetzer und des Neichswirt- fchaftsverbandes bildender Künstler im Neichswirtschaftsrat. die ver antwortlich für den Plan der Kulturabgabe zeichnen. Des Interesses halber geben wir hier nur folgende Sätze aus dem Schlußabschnitt ihrer ! Ausführungen wieder: »Die Ausführung dieses Gedankens wird naturgemäß noch gründ- - liche Erhebungen über die geschäftlichen Verhältnisse der einzelnen Zweige des Buch-, Kunst- und Musikhandels erfordern. Zu diesem Zwecke werden Sachverständige aus den verschiedenen Gebieten gehört werden, darunter selbstverständlich auch Verleger und Sortimenter.! Cie werden Gelegenheit haben, unter Darlegung der sachlichen Ver hältnisse auf alle zu berücksichtigenden Schwierigkeiten aufmerksam zu machen, und werden sich überzeugen, daß diese Schwierigkeiten bei gutem Willen zu überwinden sind.« Zu den Ausführungen des Herrn Hans Kyser ist uns folgende Entgegnung zur Verfügung gestellt worden: zum fertigen Buch einflußlos sind, so bleibt ihnen nur übrig, den be stehenden vielen 2kdingthciten wenigstens ihrerseits Rechnung -u tragen, und zwar im Interesse einer möglichst leichten Ver käuflichkeit des Buches, das bekanntermaßen sehr oft ebenso eine Schöpfung des Verlages wie eine solche des Verfassers darstellt! Nun erscheinen berufene Vertreter der Schriftsteller- und Künstler- weit auf dem Plan, um der »Not des geistigen Arbeiters« abzuhelfen. Diese Absicht ist restlos nur zu begrüßen, die Notwendigkeit einer durchgreifenden Aktiop wird von keiner Seite bestritten. Sehr zn denken gibt jedoch der an sich ideal erscheinende Plan einer »Kultur abgabe«, von deren wesentlicher Form in diesem Blatte ja schon mehrfach die Rede war (Bbl. 1920, Nr. 46, 67, 73 u. vorstehend), sodatz eine Wiederholung überflüssig erscheint. Wir würden, so wie die Sache gedacht ist, den merkwürdigen Fall erleben, daß der freie Stand des Gelehrten, des Dichters, des Künst lers, der seine geistige Unabhängigkeit und Bewegungsmöglichkett eben dieser »Freiheit« verdankt, die Voraussetzung war für sein ganzes Schaffen und Wirken, daß dieser von so vielen trotz allem doch sehr be neidete Stand der »Begnadeten« im Reiche des Geistes sich freiwillig eine Zwangsjacke anlegt, von der er annimmt, daß sie ihn vor äußerer Not schütze, »schütze«, nicht wahr? Herr Hans Kyser, der Anwalt der deutschen Schriftsteller, denkt in seiner übrigens nicht ge rade sehr würdigen Entgegnung auf die Ausführungen des vr. Göhler nicht an diejenigen, die mit ihren Werken so gut wie keinen Absatz finden und infolgedessen auch keine Einnahmen aus der Kultur abgabe für geschützte Werke beziehen werden, sondern an »die außer ordentlich hohe Zahl derer, für die eine im Verhältnis zum Absatz ihrer Werke entstehende kleinere oder größere Mehretnnahme eine sehr wesentliche Beihilfe und Erleichterung für ihre Erhaltung und ihr Fortkommen bieten würde«. Er setzt also voraus, 1. daß diejenigen, deren Bücher gar nicht oder schlecht gehen, so gut wie nichts erhalten werden, 2. daß alle diejenigen, die ohnehin großen Gewinn erzielen, weil ihre Bücher »gehen« — z. B. Courths-Mahlcr, Heimburg, Heinrich Mann, Rudolf Herzog usw. —, Kulturabgabe genießen werden, 3. daß die Kulturabgabe vor allem denen zuflicßen soll, die zwischen 1 und 2 cinzureihcn sind. Ich empfehle Herrn Kyser, bei den Mitgliedern seines Schutzver bandes, die zur Gruppe eins gehören, anzufragen (oder sind diese vielleicht nicht »organisiert«?), ob sie mit dieser Lösung einverstanden sind! Liegt denn nicht die wesentliche Aufgabe einer solchen Aktion darin, die vielleicht noch wenig oder nicht bekannten Talente zu stützen, diesen stillen Kämpfern,die bisher ihre Existenz lediglich auf dem selbstlosen und opferbereiten Vertrauen ihres Verlegers aufbautcn, zu helfen? Oder sollen diese »Stil len im Lande« dann auf den Anteil sich verlassen, der ihnen durch die Kulturabgabe aus gemeinfreien Werken (all 2) zufließen soll, dank einer doch wohl aus Kollegen zusammengesetzten »Jury«? Dann ach und weh!, arme deutsche Dichter und Denker! Oder will Herr Kyser es richtig finden, daß Anspruch auf eine Kulturabgabe erhoben wird von Verfassern von Schundliteratur oder gangbarer« Moderomane, von Dichtern, die auf dem Weißen Hirsch, im Nicscngebirge oder am Rhein Schlösser und Burgen schon bisher ohne Kulturabgabe bewohnen konnten!? Papicrzwangswirtschaft — Bücherzcnsur — Ausfuhrverbot — Kultur abgabe! Zu den Segnungen, die dem deutschen Buch während der Kriegs- nnd neuen »Fricdens«-Jahre beschieden waren, der Papierzwangs- wirtschaft, der Zensur, dem Ausfuhrverbot, soll nun die »Kulturabgabe« treten! Mit vollem Recht klagten mit dep Verlegern die Autoren während der letzten Jahre über die Erschwernisse des Absatzes ihrer Bücher, hervorgerufen durch Nummer eins bis drei. Jede kleine Er leichterung, die dann langsam im einen oder anderen Falle nach jedes maligen nicht leichten Kämpfen mit einem oder mehreren unserer vie len neuen »Bcamtenbeschäftigungsämter« erzielt wurde, ward mit Jubel begrüßt, Autoren und Verleger atmeten auf, als die Zensur fiel, .als vor einem Jahr die »segensreiche« überflüssige Papierbewirt schaftung (leider zu spät) fiel, so blieb vor allem nur noch der Kampf gegen den Papierwucher, die Sorge um die teure Herstellung, da mit der Ladenpreis nicht z u hoch werde, das Buch noch verkäuflich bleibe. Dazwischen erschien der Sortimenterteuerungszuschlag, ein Fall! für sich, dessen Abbau Verleger und Autor wiederum nun mit Ans-! sicht auf Erfolg anstreben. So steht es heute, das Buch hat tatsächlich! wenigstens die schwache Aussicht, sich als Handelsartikel halten zu kön nen, wenn Verleger, Sortimenter und Autor ihre Taktik von gemein samen Interessen leiten lassen. Da alle drei an dem wichtigen wirt schaftlichen Zwischenspiel, dem kostspieligen Weg vom Manuskript bis Herr Kyser sei etwas vorsichtig mit seinem Appell an die Ge- wisscnsprüfung des einzelnen, sein Volk der Dichter und Denker kann an seinem Plan nicht gesunden, dazu bedarf es einer weniger ein seitigen Beleuchtung dieser Fragen und vom Wesen des deutschen Buches einer vielseitigeren Kenntnis, als diese aus seinen mutigen Ausführungen in der »Täglichen Rundschau« spricht. Ja, ich fürchte, die Herren, die bisher einseitig mit der Abfassung des Entwurfes sich beschäftigten, kennen das Buch gar nicht, wissen nicht, welch fein- nerviges Gebilde sie in eine Operation verwickeln wollen, denn sie haben nur einen Elternteil mitsprechcn lassen. Ist diesen Herren nicht bekannt, oder wollen sie es bestreiten, daß ein Manuskript noch lange kein Buch und ein Buch noch lange kein Unternehmen, an dem der »Unternehmer« sich bereichern kann, dagegen sehr oft ein Ver mögen verlieren »darf«? Wissen die Herren nicht, daß namentlich wissenschaftliche Bücher in der Mehrzahl ihr Entstehen auf die Initia tive, auf den schöpferischen Gedanken des Verlegers zurückführcn, ohne dessen Anregung sie nie geschrieben, der Verfasser vielleicht nie die ihm allein zusagende wissenschaftliche Laufbahn gefunden hätte? In Wahrheit, wer hat denn schon bisher eine »Kultur abgabe« geleistet? Die Verlagsskontren der wissenschaftlichen Verleger könnten den Herren vom Schntzverband eine Antwort geben, die wohl Veranlassung bildete, daß die sich zur Vertretung der Inter essen der Gesamtheit der deutschen Dichter und Denker sich wahrhaft 472
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