60 IVO, 2. Mai 1931. Kantate-Nummer Börsenblatt f. d.Dtschn.Buchhandel. sein Böses in sich trägt, und daß auch mancher Döse noch als gut verstanden werden kann, wenn man ihn nur richtig kennt und sein Leben mit dem guten Willen zur Ge rechtigkeit ansieht. Für diejesDuch habe ich mir die durchschnittlichen kleinenLeute vor genommen. Da wohnen sie zusammen im gleichen Hause, der Genosse Kappel ist Haus verwalter, Neichsbannerfeldwebel und Parteibezirksführsr, ein Mann, der sich für den Sozialismus reineweg totmacht und der untadelig ist in allen Stücken, aber ein Mensch ist er trotzdem, und er hat eine Stinkwut auf Moskau, und wenn er nicht so sozialistisch wäre (durch und durch), so möchte man ihn fast für einen Kleinbürger halten (durch und durch). Nun bitt' ich Sie: wie kann man sich so etwas ansehen, ohne zu lachen? Nnd doch ist die Sache nicht lächerlich, denn der Mann ist wahlberechtigter Deutscher und baut also mit am Schicksal Aller. Alle bauen sie mit und formen und richten und schaffen. Da ist der Mieter Lusiak, eine Nummer zum Schreien, erbarmungswürdig dumm und ge treten und dennoch so unmöglich in Freiheit vorstellbar, daß man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll bei seinem Anblick!. Denn dies alles ist Mensch. Nnd immer wieder sehe ich durch die Partei programme hindurch die Menschen, und für Menschen habe ich ein leidenschaftliches In teresse. So kommt es ganz von selbst, daß die humoristische Form nicht überall zulangt, es kommen zu viele Stellen vor, in denen die Menschen ihr Gutes tun, sodaß sie fast bis an Gott heranreichsn, und für diese Stellen habe ich Sinn genug gehabt, um von heiligen Dingen auch in anständiger Form zu reden, wie z. D. bei der alten Frau Seitz, die an den Himmel glaubt, und bei der es wahr wird, was geschrieben steht: „Selig sind, die an Gott glauben!" Nnd dies alles geschieht, da das Leben bunt ist, im gleichen Hause, das ein ganz durchschnittliches Haus mit ganz durchschnittlichen Leuten ist, denn ich wollte der Wahrheit direkt auf den Nacken fallen. Keinen faulen Kram, bitte. Nnd so sehen Sie in diesem Buche, wie die Kameraden Kappel und Mahlmann Nnisorm anziehen, um für den Pazifismus zu kämpfen, wie der olle Gruswih an die Grenze von Humor und Haus besitz gelangt, und wie die freie Liebe aus dem Programm heraus- und in die Praxis hineintritt. Nnd dann die Freiheit. „Die Freiheit ist wie ein edler, aber starker Wein. Wer sie in Maßen genießt, dem bekommt sie, den macht sie schön, strahlend und begabt, aber wer sie gleich aus Maßen genießt, aus Liter-