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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.06.1937
- Strukturtyp
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- 1937-06-26
- Erscheinungsdatum
- 26.06.1937
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- Deutsch
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Werkgemeinschast am Buch Von Lein Lausmann Schriftsteller, Verleger und Buchhändler bilden eine unum gängliche Arbeitsgemeinschaft. Jeder, mag er stehen, wo er auch seinen Platz hat, weiß, wie sehr ein fließendes Zusammenarbeiten zwischen diesen dreien notwendig ist. Und diese Arbeitsgemein schaft wird immer inniger, je größer die Anforderungen an den einzelnen gestellt werden. Keiner kann ohne den anderen zur Be deutung gelangen. Heute mehr denn je muß der höchste Einsatz von jedem von ihnen verlangt werden, wollen wir uns würdig der großen Aufgaben zeigen, die uns mit dem Einzug eines wahrhaft deutschen Kunstlebens gewiesen worden sind. Wir sind befreit von artfremden Schreibern und Händlern, denen die Kunst nichts wei ter war als eine schöne Spielerei oder eine angenehme Quelle des Geldverdienens. Vorbei sind die Zeilen der Schundschristen. Heute mag und kann keiner mehr durch das Anbieten obszöner Schriften seine Kassen füllen. Und wie die Schreiberlinge ver schwanden, nachdem ihnen das unsaubere Handwerk gelegt worden war, so verschwanden auch alle diejenigen, die in gemeinsamer Arbeit durch ihre Unkunst Volksverderber waren. Diese Werkgemeinschasten, wie sie genannt sein sollen, hat es seit vielen Jahrhunderten gegeben. Sie entstanden nicht von unge fähr, sondern sie wurden aus der Notwendigkeit geboren, mehrere Kräfte an einem Werk schaffen zu lassen, um das zu erreichen, was dem einzelnen nicht möglich war. Immer war es der harte Wille, der die Schwierigkeiten überwand. Und wie die Menschen gezwungen wurden zu zweit neben und hinter dem Pflug zu gehen, um den Acker saatreif zu machen, so zwingt manches künstlerische Werk zu gemeinsamer Arbeit. Unleugbar bestanden die Bauhütten an den Domen aus mehreren Meistern, sicher ist es, daß an einem Bilde mehrere gewirkt haben, und ebenso haben wir in unseren Heldenliedern und Volkssängen Gewißheit, daß auch hier im Laufe der vergangenen Zeiten verschiedene Künstler geformt haben. Ist die Arbeitsgemeinschaft von Schriftsteller, Verleger und Buchhändler notwendig, um eine Handschrift zum Buche werden zu lassen und dieses wiederum dem Leserkreis zugängig zu machen, so entspringt die Gemeinschaft künstlerisch schaffender Menschen der Notwendigkeit, einem Gedanken Form zu verleihen. Gewiß kann dies ein einzelner auch tun, und wir wissen, daß dies in der Mehr zahl der Fälle auch geschieht. Es gereicht dem Buchhändler zur Ehre, daß er als Treuhänder des ihm anvertrauten Geistesgutes sich rege mit den Werken dieser Menschen befaßt und selbst ver sucht, die Empfindungen nachzufühlen und die Gedanken zu Prü fen. Mit diesem Rüstzeug wird er ein treuer Freund des Dichters und Schriftstellers. Oftmals entspinnen -sich wie zwischen ihnen und Verlegern auch Freundschaften mit Buchhändlern. Diese Verbun denheit wird oftmals nur günstig auf das Bekanntwerden eines Buches sich auswirken. Solche Bande sind aber zwischen dem Buchhändler und der Werkgemeinschast nicht möglich. Kaum einer wird sich rühmen können, daß er alle Mitarbeiter an einem Buche kennt. Dies allein aber kann nicht der Grund sein, daß allgemein Bücher, die von mehreren verfaßt worden sind, sich weniger der Fürsorge des Buch händlers erfreuen. Es scheint, als bedarf es der Beseitigung alter Vorurteile, um diesen Büchern das gleiche Ansehen zu verschaffen wie denjenigen, die einen Namen unter dem Titel tragen. Man möchte es nicht glauben, und doch ist es so, daß auf schriftstellerischem Gebiet besonders bei -schöngeistigen Büchern eine Abneigung herrscht gegen Werke, für die eine Mehrheit von Künst lern zeichnet. So durchschlagend die Begründung klingt, daß ein Buch, an dem eine Werkgemeinschast gearbeitet hat, nichts taugen kann, weil es nicht aus einem -Guß sei, so wissen doch wir alle, die wir am Buch schaffen und nicht zuletzt der Buchhändler hat sich an zahlreichen Neuerscheinungen überzeugen können, wie falsch diese Meinung ist. Sie kommen doch nicht von ungefähr zusammen diese Ver fasser, etwa -weil dieser einen Aufsatz schreibt, zu dem ein anderer einen ähnlichen gedruckt vorliegen hat. Mit Nichten, im Anfang steht ein Gedanke, der einen von ihnen fesselt, und dieser eine er kennt in der inneren Gestaltung der Idee, daß er sie allein nicht in der Höchstform Gestalt werden lassen kann. Die Werkgemein schast am Buche ist so der Notwendigkeit entsprungen, die wieder um ein Wille geboren hat, der das Höchste schaffen will. Sie kann aber auch aus der Erkenntnis kommen, daß es gut sei, einen Ge danken durch mehrere bearbeiten zu lassen. Warum die Gemein schaft entstanden ist, wird weniger -von Wichtigkeit für die Arbeit des Buchhändlers -sein, unbedingt wichtig ist es aber zu wissen, wie sie entsteht. Der Gedanke will Form werden, er muß es, wenn er im Innersten eines schaffenden Menschen entsprungen ist. Und dieser eine, der den Mittelpunkt der Gemeinschaft bildet, wird wägen und prüfen, wie jener, der allein schafft, wie er gestalten will. Dann aber setzt die unendlich mühselige Arbeit ein, die Mitarbeiter zu finden. Nicht jeder ist dazu geeignet, jeder Stoff, jede Form er fordert andere Menschen. Und diese -sind wiederum Künstler. Da gilt es, sie für den einen Gedanken so zu begeistern, daß er der ihre wird. Noch sind sie nicht gewonnen. Und wieder wird der, dem der Gedanke entsprang, mit großem Einfühlungsvermögen und Überzeugungskraft jeden einzelnen gewinnen müssen, daß er seine Feder für das Werk zur -Verfügung stellt. Es darf und muß gesagt werden, daß die schwierigsten Arbei ten die Vorarbeiten sind. Wenn erst die Form gewonnen und ge prüft, die Mitarbeiter bereit und am Werken sind, dann durch glüht diese Mannschaft nur ein Gedanke: das Beste zu schassen! Es beginnt ein edler Wettstreit, dem sich keiner entzieht. Damit fällt auch das Vorurteil, daß ein Gemeinschaftswerk mittelmäßige Beiträge enthalte. Im Gegenteil, dadurch, daß mehrere an einem Werke schaffen, strebt jeder danach, sein Bestes zu geben, um seiner seits nicht von den anderen abzustechen. So kommen ausgezeichnete Arbeiten bei dem Herausgeber zusammen, der sie seinerseits manch mal noch etwas überarbeitet. Sind aber die Vorarbeiten bis ins Kleinste erledigt worden, die Auswahl trefflich und der Marsch plan jedem verständlich, dann sammeln sich die Beiträge zu einem Werke hervorragender Leistungen. Man soll nicht glauben, daß unter diesen guten Beiträgen ein mittelmäßiger nicht auffalle. Erst recht wird dieser gegenüber den besseren abstechen. Und dieser Unterschied wird sich nie überbrücken lassen. Immer wird man die Schwäche dem Werk anmcrken. Aber wir können getrost sagen, daß in den Gemeinschaftsarbeiten aus schöngeistigem Gebiet hervorragende Leistungen erzielt worden sind. Und diese Erfolge verlangen es geradezu, daß diesen Büchern der Weg geebnet wird. So kann man am besten die Vorurteile, die leider auch im Leserkreis verbreitet sind, beseitigen. Keiner soll mehr mit abweisenden Blicken ein Gemeinschafts werk streifen, das unter dem Titel den Vermerk trägt: -heraus gegeben von ... Wir wollen es wie all die anderen stillen und wertvollen Freunde dem lesenden Menschen nahebringen und jene Kameradschaften fördern, die in Hintanstellung ihrer eigenen künst lerischen Pläne und -Eigenschaften sich zusammenfanden in einer Arbeit. Wir können gewiß sein, daß sie ihr Bestes geben. Mag einer für seine mühselige und gewissenhafte Arbeit sich Heraus geber nennen, die anderen werden ihm den Namen an erster Stelle neidlos gönnen, denn sie wissen, wenn sie eine Kameradschaft bil deten, so schlossen sie sich nur der großen Gemeinschaft an, der sie entstammten, ihrem Volke. 54» Nr. 144 Sonnabend, den 26. Junt 1887
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