Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.06.1937

Der Juli ist außerordentlich reich an Gedenktagen, sodaß ein Fenster: Die Großen Deutschen möglich wäre, wo nicht in der Urlaubs- und Sommerzeit eine Wiederholung aus Ge schichte, Literatur und Kunst zu schulmeisterlich ist. So mag sich jeder aus der Fülle der Namen aussuchen, was er brauchen kann: Joh. Sebastian Bach, Billinger, Lovis Corinth, Dauthendey, Stefan George, Friedrich Krupp, Gregor Mendel, Graf Zeppelin. August Wenn wir nicht draußen vor unserm Geschäft einen »Wühl tisch« für Antiquarische Bücher aufstellen können, so müs sen wir ihnen mindestens ein Fenster einräumen. Dazu räumen wir einmal alle unsere Ladenhüter aus und suchen loszuwerden, was wir wegbekommen können! Sie werden alle nicht mehr neu sein, sodaß schon ihr Aussehen sie als antiquarisch kennzeichnet und ein herabgesetzter Preis zu rechtfertigen ist. Wenn wir den neuen Preis gegen den höheren alten setzen, wird sich mancher Käufer dafür finden. Sonst keinerlei Ausstattung außer einem großen Plakat. In die erste Augustwoche fällt die Erinnerung an den »Weltkrieg und den deutschen F eld m a r sch all«. Werke über die Geschichte des Krieges, Strategie und Taktik, über einzelne Waffen. Biographien und Erinnerungen Hindenburgs und der anderen Heerführer, die wenigen Kriegsromane, die aus der Fülle geblieben sind. Damit kann, wenn rätlich, eine Aus stellung militärischer Bücher überhaupt verbunden werden. Ober befehlshaber des Heeres Frh. o. Fritsch (4. August) siebcnund- fünfzig Jahre alt. Besonders in Süd-West-Deutschland ist zum hundertsten Ge burtstag von Heinrich Hansjakob <18. August) ein Son derfenster ratsam. Eine Jubiläumsausgabe seiner Werke wird sicher dann vorliegen. Dazu Bildbände über den Schwarzwald, Trachtenbücher. Zum 26. August mag der Buchhandel einmal einen seiner eigenen Standesgenossen, den Buchhändler Palm ch 1886, ehren. Aus dem Antiquariat das Faksimile der von ihm verlegten Schrift: »Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung«, sowie eine Reihe des Buches: H. Thimmermann, Erschossen in Braunau. Vielleicht stellt der Börsenverein auch einen Abguß der im Buch- händlerhaus ausgestellten Büste her. Unter dem Werbewort:. »Gesund bleiben, Krankheiten ver treiben« stellen wir ein Fenster über die in letzter Zeit stark an gewachsene populäre Medizin aus. Einige fröhliche Arzte- Bücher passen dazu*). über Fliegerei und Luftfahrt werden wir zum Gedächtnis von Otto Lilienthal (gest. 9. August 1896) ein Fenster zusammenstellen. Reportagen und technische Bücher über Luft fahrt, Segelfliegerei, Mappen und Bauanleitungen für Flugzeug- und Segelflugmodelle. Ein guter Blickfang wäre ein solches Segelflugmodell; Bücher über Luftschutz ergänzen das Fenster, zu dem wir die Ortsgruppen des Reichslustschutzbundes und des NSFK. um Mitarbeit Litten bzw. die wir auf unsere Ausstellung Hinweisen. Nach Schluß der Ferien fordern wir unsere Kunden durch ein Fenster auf: »Halten Sie Ihre Reisee in drücke fest!« und zeigen Bildbände der Landschaften, Monographien über »Land und Leute«, Das schöne Deutschland, dichterische, kunstge schichtliche und Volkstums-Darstellungen der Landschaften. Als Blickfang und Schmuck etwa eine Wiedergabe des Gemäldes »Blick ins Tal« von Moritz von Schwind oder ein Bild von Hans Thoma. September Noch einmal müssen wir den Hausfrauen durch ein Fenster Anregungen für ihre Arbeit geben zur Gemüse- und Obst konservierung, Früchtoverwertung, Einmachen, »Praktische Winke«, Kochbücher. Besonders wichtig aber sind in diesem Monat Mode hefte und Alben mit Winterkleidung. Einige Frauenbücher zur *) Anm. b. Schristl.: Auf die in den nächsten Monaten laufende Werbung für bas G e s u n d h e i ts s ch r i s t t u m sei bei dieser Gelegenheit besonders hingewicfen. Gesundheitspflege und Kindererziehung, Frauenromane. Werbe wort: Wir sorgen für den Winter. Durch geschickt gegliederten Aufbau müssen die Vielfältigkeit und die Vielheit der zum Teil grellen Farben zu einer einprägsamen Gesamtwirkung zusammen- gesatzt werden. »Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft«. Mit diesem Fenster kommen wir der Beliebtheit, deren sich gerade kleinere Bücher als Geschenke erfreuen, zu Hilfe. In zweckentspre chender Auswahl aus den vielen billigen Reihen wie Insel, Kleine Bücherei, Meyers Bunte Bändchen, Weberschisfchenbücherei, Gebundene Reclambändchen, Eiserner Hammer, Paul-List-Berlag 75-Pfg.-Reihe, Grote-Aussaat usw. Dabei bevorzugen wir Lyrik- und Bildbändchen. Einige Bildbändchcn müssen geöffnet werden, so etwa Deutsche Bibeln, Minnesänger, Grünewalds Handzeich nungen, Busch-Bildpossen, Schmetterlingsbuch u. ähnl. Zu einem K o l o n i a l f e n ster gibt der neunzehnte Todes tag (10. September) von Karl Peters Anlaß. Bücher über deutsche und ausländische Kolonialpioniere. Bücher zur Bewirtschaftung und zum Ausbau der Kolonien, Rohstoffproblem, über die politi schen Probleme, gegen die koloniale Schuldlüge, Weltpolitische Zu sammenhänge, die Missionen in den Kolonien (Albert Schweitzer), Rasse und Volkstum der Eingeborenen. Gedächtnis des Kolonial politikers Solf (sünfundsiebzigster Geburtstag am b. Oktober), und Reichsstatthalter Ritter von Epp (neunundsechzigster Geburtstag am 16. Oktober), Reportagen und Kolonialromane. Für die am 1. Oktober einen neuen Jahrgang beginnenden Zeitschriften führen wir eine größere Werbung durch, zu der wir auch das Schaufenster zu Hilfe nehmen. Die Verlage werden uns dabei durch Plakate, Prospekte und Probehefte unter stützen. Es ist nötig, sich bei der Werbung aus eine nicht zu große Zahl bestimmter Zeitschriften zu beschränken, dort aber möglichst große Fortsetzungen zu erstrehen. Keins der bereitwilligst abge gebenen Probehefte geht fort, ohne daß wir uns die Anschrift des Entnehmenden ausgeschrieben haben. Des vor sieben Jahren <10. September) verstorbenen Eugen Diederichs gedenken wir durch ein Verlagssondeifenster. Dabei sind auch nicht die »Sammlung Thule» und die »Märchen der Weltliteratur« zu vergessen. Gegen Ende September zum Jagdbeginn zeigen wir in einem Jagdfenster Jagdbücher, Bücher über den deutschen Wald, Wildpflege, Tiergehege, Naturschutz, Jagdbücher aus fremden Ländern, Jagderlehnisse, Jägerlatein und lustige Jagdbücher. Auch einige geeignete Romane, z. B. vom »Dichter des Waldes«. Schließlich widmen wir einmal ein Sonderfenster derDeut - scheu Novelle. Der hundertzwanzigste Geburtstag Theodor Storms ist der äußere Anlaß dazu (14. September). Auch Stifter feiert seinen hundertundzweiunddreißigsten Geburtstag <23. Okto ber) und Wilhelm Raabe seinen hundertundsechsten (8. Septem ber), am gleichen Tage, an dem Eduard Mörike vor hundertdrei unddreißig Jahren gehören wurde. Das sind vier Meister der Novelle zugleich. Mit ihren Werken stellen wir auch die Werke der anderen Novellendichter der letzten hundertfünfzig Jahre aus, Kleist und Gottfried Keller an ihrer Spitze. Wenn wir dazu dann noch eine gute Biographie aller dieser Meister hinzufügen, machen wir sicher vielen Freunden der Novelle eine Freude und gewinnen uns Kunden, die auf die Dauer treu bleiben werden. Oktober Schon einige Tage vor Beginn des Oktober stellen wir ein Fenster.zum Erntedankfest fertig. Ein bunt bebänderter Erntekranz schmückt das Fenster, in dem wir Baucrnbücher, Bauernromane, Landes- und Stammeskunde, Volkstumsbücher, Reichsnährstandsverösfentlichungen, Bücher über das Bauerntum, schließlich über den Arbeitsdienst als den Helfer der Bauern ausstellen. Lange schon war ein geschichtlich-politisches Fen- ster nötig. Jetzt bietet sich zum hundertachtzigsten Geburtstag des Freiherrn vom Stein (26. Oktober) Gelegenheit dazu. Biogra phien und Werke seiner Mitarbeiter und Gegenspieler (also über Stein selbst, Scharnhorst, Gneisenau, Clausewitz, Königin Luise, Nr. 144 Sonnabend, den 28. Juni 1937 54V