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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.09.1921
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1921-09-05
- Erscheinungsdatum
- 05.09.1921
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- Deutsch
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V 207, 5. September 1921. Redaktioneller Teil. es im Buchhandel, sei es gegen Behörden und Publikum. Vor allem ist es wichtig, daß an der Spitze einer solchen Organisa tion Männer stehen, die allseitiges Vertrauen genießen, die selbst bewußt sind, weder nach links noch nach rechts blicken und vor allem Rückgrat besitzen. Leute, die vor jedem Stirnrunzcln zit tern, die den Mantel nach dem Winde drehen, können wir nicht gebrauchen, Draufgänger allerdings auch nicht, denn sehr häufig wird man zu diplomatischen Schachzügen genötigt sein. Finden sich die richtigen Leute, so kann die Organisation Segensreiches leisten nicht nur zum Besten des Sortiments, son dern auch des Verlags. Ein Gegensatz zur Gilde darf nicht be stehen, aber auch keine sklavische Abhängigkeit, da sie sonst leicht in manchen Entschlüssen behindert werden könnte. Wie ich mir die Stellung zur Gilde denke, habe ich schon im vorigen Artikel er wähnt. Herr Weitbrecht, Stuttgart, hat sehr beherzigenswerte Leit sätzc im Börsenblatt veröffentlicht, wenn ich dem, was er über das Sortiment sagt, nicht ganz zustimme, so möge er mir es nicht verübeln, ich meine den Passus, der die Abmachungen mit deni jchöuwisscnschaftlichen Verlag anbetrifft. Wer die Verhandlun gen in Leipzig mitgcmacht hat, weiß, daß von sehr vielen Seiten, von Herrn Kantorowicz-Berlin, Lang-Baden, von den Freibur ger Buchhändlern und von sehr vielen anderen Protest gegen das beabsichtigte Abkommen erhoben wurde, und daß Herr Nitschmann eine» sehr großen Teil der Gilde nicht auf seiner Seite hatte. Und diese Proteste sind in immer größerer Zahl gekommen. Ich will hier aus den ganzen unerquicklichen Streit, der in Heidelberg sicher zur Genüge behandelt wird, nicht ausführlich eingehcn und kann und darf auch manches, was hinter den Kulissen vor gegangen, nicht berühren; vielleicht war es ein Spiel mit falschen Trümpfe», bedauerlich ist aber die ganze Angelegenheit, und da gebe ich Herrn Weitbrecht recht im Interesse des Buchhandels, vor allem weil eine gewisse Presse, ich weiß nicht, wer ihr nahe steht, schon wieder am Werke ist, den Streit in die breite Öffent lichkeit zu zerren. Gerade der Buchhandel, der früher sich eines so großen Ansehens und Vertrauens erfreute, sollte alles daran setzen, daß er wenigstens nach außen einig und geschlossen dasteht und seine schmutzige Wäsche nicht vor der großen Öffentlichkeit wäscht. Das wollen wir getrost anderen überlassen, in Deutschland ist daran wahrlich kein Mangel. Soll cs nun zur Einigung kommen, so kann ein Vertrag meines Erachtens nur unter ganz anderen Voraussetzungen ge schlossen werden, vor allem mutz der Verlag einig sein, mit ein zelnen Verlegergrüppchen kann man kein Abkommen schließen. Daß auch das Abkommen mit der Arbeitsgemeinschaft wissen schaftlicher Verleger Mängel hat, erwähnte ich bereits, aber es ist eine Plattform, von der aus man immer weiter bauen kann und weiter bauen wird, und man sollte alles vermeiden, bei der De batte über den schönwissenschastlichen Verlag diesen Abschluß mit dem wissenschaftlichen Verlag damit zu verquicken. Daß es im Grunde genommen ein Unding war, mit dem Abbau der Sortimenterzuschläge in diesem Jahre zu beginnen, brauche ich nicht zu erwähnen, man hätte sie in irgendeiner Form bestehen lassen können; das Publikum hatte sich daran gewöhnt und wäre nicht aufsässig geworden, wenn nicht gewisse Zeitungs artikel erschienen wären. Ich gebe zu, daß Vorkommnisse in ll.nivcrsitätskreisen es waren, die den Verlag zu seinen Schritten zwangen, aber ich bin noch immer der Meinung, daß sich bei ge meinsamen Besprechungen im kleinen Kreise, wo es keinen Wert hat, große Reden für die eine oder andere Seite zu halten, viel leicht noch manches anders gestaltet hätte; aber auch hier fehlt das Vertrauen auf allen Seiten, nicht zum mindesten auch bei manchen Autoren dem Verlag gegenüber. Das eine möchte ich Herrn Weitbrecht noch erwidern, es ist zwar schon oft gesagt, kann aber nicht oft genug wiederholt werden: Nicht die Teucrungszuschlägc des Sortiments haben das Publikum verstimmt, sondern die wechselnden Teuerungs zuschläge des Verlags, der heute lv0"/>, morgen ISO"/» Zuschlag für dasselbe Werk nahm, und dann vor allem der Umstand, daß viele Verleger, auch Stuttgarter sind darunter, ihre Werke mit, sagen wir 20 .-kl anzeigen und dann SO"/» Teuerungszuschlag dazu erheben. Da wird das Publikum aufsässig und schilt nicht nur auf den Sortimenter, sondern belegt auch den Verleger mit wenig schmeichelhaften Ausdrücken. Mancher Unwille, manche Verärgerung mag daher kommen, l daß wir Buchhändler im Grunde sehr konservativ sind und am I Alten hängen. Es ist eine gute, alte Tradition, aus der lvir unseren Bau errichtet hotten, und es gehört ein großes Stück > Überwindung dazu, mit den alten Überlieferungen aufzuräumcn. Aber wir leben in anderen Zeitumständen, und wir müssen neuen Verhältnissen Rechnung tragen und das Gute dort nehmen, wo j cs sich uns bietet; dabei wollen wir aber nicht revolutionär Vor gehen, wie es die unerfahrene Masse heutzutage tut, die die alten Hoheitszeichen vernichtet und die Bilder verdienter Män ner zerstört, sondern wir wollen an dem, was uns groß und stark gemacht hat, festhalten und das als Grundstock einer großzügigen neuen Entwicklung behalten. Wir sind doch wahrlich ein Stand, der stolz sein kann aus seine Entwicklung, auf die Stellung, die er sich im geistigen Leben unserer Nation und im geistigen Leben anderer großer Kultur völker errungen hat, wir sind ein Stand, der auch in schweren Zeiten, Zeiten, die nicht minder schwer waren, als wir sie heute erleben, Männer hervorgebracht hat, die uns zu hohen Zielen geführt haben. Ihre Bilder und Büsten grüßen uns von den Wänden unseres Buchhändlerhauses, ihre Taten und Erfolge sind verzeichnet in dem goldenen Buch der geistigen Entwicklung unseres Volkes. Wohlan, seien wir nicht kleinmütig, glauben wir an eine Vorsehung, die den deutschen Buchhandel vielleicht doch große Taten auf geistigem Gebiet vollbringen läßt, und seien wir vor allem einig. Auch hier möge, man soll schließlich auch vom Gegner das Gute nehmen, der Spruch gelten: tVi-igtk vr «rang, countr;-. Einig und stark nach außen, es gilt die Würde und das Ansehen unseres Standes! E ck a r d t. Die Legende vom teuren Buch. Dieser Tage war ich in einer Buchhandlung Zeuge eines Gesprächs .wischen dem Inhaber und einem Kunden, den scheinbar nnr der Zu fall hcreingeführt hatte. Das Thema war »das schrecklich teure Buch . An Vorwürfen fehlte cS wirklich nicht. »Bald kann man sich gar kein Buch mehr kaufen. Wo soll das noch hinführcn?« Das waren die letzten Seufzer des ratlosen Kunden. Ich war nun neugierig, was die Gegenseite zu sagen wühle. Vermutlich wird sie ein Klagelied an- stimmen auf die Papierfabriken, die so furchtbar hohe Dividenden ver teilen, oder auf die Tarife der Buchdrucker, oder auf die Verleger, die ja auch noch ihr Teil am Preis des Buches haben. Nichts von alledem. Die Ausführungen sind denn doch zu interessant, als daß ich sic verschweigen könnte. - Ter Herr hinterm Ladentisch: »Sie rauchen da eine ganz gute Zigarre, die doch mindestens 1.50 ^ kostet. Nun denken Sie doch bitte mal nach. Für diesen flüchtigen Genuß bezahlen ic den zwanzigfachen Betrag des Friedenspreises. Für ein Buch brauchen Sic jedoch nur etwa den sechsfachen Betrag anznlegen. Wel chen weit höheren Genus; haben Sie aber von einem guten Buch. Nicht allein, das; Sie ein Buch lesen können, so oft Sie wollen. Sie können es auch gelegentlich einem guten Freund anvertrauen, ich sage ans drücklich nicht .verleihen*, Bücher sollte man nicht verleihen, weil man sic selten wieder im selben Zustand zurückbekommt, wenn man sie über haupt wiedcrsieht. Dafür wird Ihr Freund Ihnen auch mal ein Buch seiner Bibliothek überlassen, also haben Sie doppelten Gewinn. Dann ist es immer eine wertvolle Bereicherung Ihrer Bibliothek. Es ist ja denkbar, das; wir so arm werden, das; wir uns nur noch unter Opfern ein Buch kaufen können, nicht weil die Bücher so teuer wären, sondern weil die Lebenshaltung unseren Verdienst fast rest los zu verzehren droht. Dann mag die Zeit kommen, wo wir vor der Wahl stehen, auf etwas verzichten zu müssen. Ich hoffe, das; die Wahl nicht auf das Buch fällt. Wenn ein Volk wie das deutsche, bedrängt von allen Seiten, entwaffnet und unterjocht, auch die letzte Waffe, seinen geistigen Besitz, verkümmern läßt, so wird es seine Nolle als Kulturvolk ganz ausgespielt haben. Dann laßt alle Hoffnung fahren, die Ihr von einem neuen Aufstieg träumt. Ich glaube aber nicht, das; es zu einem solchen Entschlüsse kommt. Genau so gut, wie wir als Kind uns unter Opfern ein Buch erstanden — das »Opfer« bestand meistens im Verzicht auf eine Leckerei —, genau so gut werden wir »nS im äußersten Falle zu Opfern entschließen. Das Buch ist ein Knltnr- bedürfnis, also wird das »Opfer« meist doch nur in einem Opfer auf 1329
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