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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.08.1926
- Strukturtyp
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- 1926-08-07
- Erscheinungsdatum
- 07.08.1926
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- Deutsch
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182, 7. August 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Die' Buchhändler in Tripolis betreiben das Buchgeschäft ge meinsam mit «dem Verkauf von Schreibutensilien, Papierwaren und Ansichtskarten. Erst seit Dezember 192S ist hier ein mutiger junger Italiener etabviert, der sich ausschließlich mit dem Sorti mentsbuchhandel beschäftigt und In seinem durchaus großstädtisch- europäisch Angeschnittenen Geschäft auf dem Covso Vittorio Ema- nuelc, der Hauptstraße von Tripolis, einen ansehnlichen Umsatz, bis 1000 Lire im Tag, erzielt. Bester Beweis dafür, daß kolo niales Neuland den Mutigen zum Erfolg führen kann. Der erste Blick lins Schaufenster aller Buchhändler zeigt immer dasselbe: Sehr viele Bilder von Mussolini, Broschüren leichter Ro mane, Broschüren klassischer Romane, Broschüren patriotischen In halts, Broschüren von Reiseschilderungen und geographischen Wer ken. Also — Broschüren und immer wieder Broschüren. Von gebundenen Werken nahezu nur katholische Gebetbücher. Der Käufer verlangt modern« Literatur, Bücher über Libyen, natür lich viel Patriotisches We Reden Mussolinis, das neue Buch »Duce» usw.) und Wissenschaft, di« übrigens auch unter den Ein geborenen Loser findet. Man liest vor allem Werke Über Land wirtschaft, auch Technik, Medizin und Rechtswissenschaft. Es fehlt dabei keineswegs an Nachfrage für deutsche wissenschaftliche Litera tur — in französischer Übersetzung. Und schließlich wenden in erheblichem Maße Werke und Schriften über Uogamystik verlangt. Die prächtigen neuen Ausgaben, die den italienischen Ver legern alle Ehre machen, haben begreiflicherweise auch bei «den Kolonialitalieyern Anklang gefunden. Ich denk« da an eine in jeder Hinsicht lobenswerte Sammlung ausgewählter moderner ita lienischer Literatur, eine tatkräftige Förderung der Autoren, je 300 Seiten auf holzfreiem Papier, Ordinärpreis je Band 12 Lire; ferner lyrische und epische Werke moderner Dichter, mehr als 1000 Seiten, sehr gewählte buchtechnische Arbeit, Ordinärpreis 60 Lire. Einen guten Eindruck von der Richtung, in der sich di« Buchprodultion entwickelt, macht auch das italienische Konversa tionslexikon, die Raeielopoäia von Sonzogno. Höchst auffallend und überaus erstaunlich für das deutsche Auge find aber die zahl reichen Prachtwerke in Großformat — broschiert! Wie angedeutet, ist der Geschäftsgang im allgemeinen ein glänzender; in nächster Zukunst ist zweifellos ein weiterer Auf schwung zu erwarten. Erfreulich für den Sortimenter gestaltet sich unter anderem auch das Schulbüchergeschäft. Die italienische Schule gewinnt an Boden. In Tripolis gM es derzeit bereits vier mittlere Lehranstalten, nämlich ein« allgemeine Mittelschule, ein Gymnasium, ein Lyzeum und eine technisch« Mittelschule. Die Nachfrage nach dem deutschen Buch fehlt hier begreiflicher weise wollig. Französische Literatur wird viel verlangt, einige Pariser Verleger erzielen recht nennenswerten Absatz für Tripolis. Obwohl Bücher zollfrei sind, verkauft der Sortimenter das fran zösische Buch weit über dem Kurs, er rechnet heute noch den Franken höher als die Lira. Aus der Differenz zwischen seinem Umrechnungsschlüssel und dem tatsächlichen Frankenpreis deckt er die Portospesen, aber nicht wehr als diese, sodaß ihm der Rabatt ungeschmälert bleibt. Der zwar erhöhte, aber immer noch nicht allzu hohe Preis «des französischen Buches ermöglicht ohne weiteres diese Berechnungsart, wozu eben noch die allgemeine Sympathie für das Pariser Buch kommt. Einige kleine Buch händler beschäftigen sich auch mit dem Antiquariatsgefchäft. Ein« Organisation des kolonialen Buchhandels, der ja eigenilich noch in den Kinderschuhen steckt, besteht nicht. Nicht unerheblichen Umsatz erzielt das Sortiment ans dem Verkauf der großen und kleinen Reproduktionen von photogra phischen Aufnahmen, Bildern aus dem Volksleben, Oasen« und Wüstenlandschasten usw. Aber auch da ist es wieder bezeichnend, daß für die fo lebhaft propagierte Kolonie nichts geschehen ist. Es handelt sich fast ausschließlich um Darstellungen aus dem fran zösischen Tunesien, nm Bilder, die ehemals von den Deutschen Le'hncrt und Landrock in Tunis hergestellt worden find. Die so naheliegend« »Bildreklame» für Tripolitanien liegt völlig im argen. Nur der gänzlich unorientier-te Eintagsgast -von Tripolis kann diese — nebenbei gesagt, vorzüglich -ausgeführten — Photoreproduk- S82 tionen für Bilder aus Jtalisnisch-Nordasrika halten und tunesische Volkstypen und Landschaften als Erinnerungen an Tripolis heimtragen. Zeitungen werden fast ausschließlich kolportiert, außer den von Italien kommenden Blättern ein« tripolitanisch-iialienische Tageszeitung — eine zweite, die nicht lange bestanden hat, ist kürzlich in ihr anfgegangen — und zwei arabische Blätter, von denen «das ein« vorübergehend »ersucht hat, politische Opposition zu machen. Der Buchhandel befaßt sich in der Regel nicht mit dem Ver kauf von Tageszeitungen, sondern nur von Zeitschriften. Man liest viel die »Rivista Lolooisls» und die gleichfalls im Mutter land erscheinende, reich illustrierte, schön ausgestatleie Monats schrift »Rietst« äells läipoiitLuia-, die sich vor allem mi! kultu rellen und künstlerischen Angelegenheiten der Kolonie befaßt. Neben den fo überaus zahlreichen italienischen Zeitschriften be haupten sich im Buchhandelsgefchäst in Tripolis auch die fran zösischen Unterhaliungs-, Witz- und Modcblätter. Kurz gesagt, der Buchhandel in Tripolis unterscheidet sich wenig vom italienischen Provinzbuchhandel. Nicht den Sortimen ter trifft die Verantwortung für diesen Zustand. Ich sagte es bereits oben als unbeteiligter Beobachter: In der gewaltigen Ko- lonialpropaganda des Reiches klafft hier ein« befremdende Lücke. Denn Tripolitanien ist weiß Gott keine Provinz, sondern ein Land mit stark ausgeprägtem Eigenleben. Der militärisch« Kampf gegen di« Eingeborenenstäm-me, die mit der Waffe in «der Hand einen Großteil des Landes besetzt halten, geht seit Jahr und Tag fort. Aber für die geistig« Eroberung der Kolonie ist noch wenig ge schehen. Bemerkenswerte Prospekte und Werbebriefe. Von Ed. G. Kreuzhage. (Zuletzt Bbl. Nr. 75 und 77/78.) Auch bei dieser zweiten Betrachtung, bet der übrigens bie Aus wahl schon aus Raumgründen enger sein mußte als früher, sei zu nächst daran erinnert, daß sich an (werbekünstlertsche) Werte nicht un bedingt auch ein (Reklame-)Erfolg zu heften braucht, während umge kehrt häufig der Erfolg alsbald Akte positiver oder negativer Wert bildung nach sich zieht, sodaß es einen immer gültigen Maßstab eben nicht geben kann. Dann darf auch bezweifelt werden, ob bie Art der Betrachtung von Prospekten, bei de- hinter jeder Ansicht schon Absicht (der Kritik) steht, bestimmend für den Wert dieser Werbedruck sachen sein kann. Es wird wohl vielmehr richtig sein, sich möglichst der im allgemeinen unvoreingenommenen Haltung der mutmaßlichen Prospektempfänger zu nähern und unter vorwiegender Berücksichtigung dieses Standpunktes abzuschätzen, ob und in welchem Maße die Prospekte dem jeweils gewollten Zwecke wahrscheinlich entsprechen, wenn auch dabei allgemeine ästhetische oder literarische Wertungen nicht ganz ausgeschaltet bleiben können. »Fähige Propagandisten und geschickte Reklame verhelfen dem Sortiment in vielen Fällen zu .billigen' Büchern, die sich in kurzer Zeit zu Ladenhütern entwickeln« — das behauptet in einem kleinen handlichen Prospekt, der durch zwei eingeklebte farbige Wiedergaben guter Handbände vorteilhaft belebt wird, der F. Kr ick Verlag, Leipzig, um damit zu einer Anzeige dieser seiner handgebundenen Bücher übcrzuleiten. Wenn auch die obige Behauptung vielleicht nicht ganz ungerechtfertigt sein mag, so darf doch wohl gesagt werden, daß sie an dieser Stelle kaum zweckdienlich ist, denn es wird dadurch wahr scheinlich ein Mißtrauen gegen die Reklame überhaupt erreicht, von dem die eigene Ankündigung des Verlags, bie ja doch auch »Reklame«- darstellt, bann mitbertthrt werden muß. Überhaupt sollte man bet Werbesachen die Erregung von Unlustgefühlen, wie solche beim Sor timenter durch die Erinnerung an seine »Ladenhüter« notwendig ent stehen müssen, peinlichst vermeiden. Die gefühlsmäßige negative Bewertung wird in solchen Fällen sicher eine nüchtern fachmännische positive Überlegung ausschalten oder zum mindesten einschränken. Besser scheinen da bie Prospekte des Deutsche Meister Ver lags in München ihrem Zwecke zu entsprechen, bie gleichfalls bic: Einbände der (Deutsche Meister-)Bücher in Farben wiedergeben, sich aber im übrigen darauf beschränken, Urteile von Zeitungen und Zeitschriften reden zu lassen und durch eine Probeseite ein günstiges Bild von der typographischen Ausstattung der Verlagswerke zu geben.
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