Der Erste Vorsteher des Börsenvcreins der Deutschen Buchhändler Herr Or. Friedrich Oldenbourg: Zwei Einrichtungen waren e§, die der Börsenverein gleich bei seiner Gründung zu seinem Ausbau zu schaffen in Aussicht nahm: Die Errichtung eines eigenen Hauses, der Buchhändlerbörse, an deren Stelle inzwischen das Deutsche Buchhändlcrhaus getreten ist, und die Herausgabe eines Vereinsorgans, des Börsenblattes für den Deut schen Buchhandel. Zwischen beiden besteht eine gewisse Verwandtschaft und innere Beziehung. Das Buchhändler haus ist äußerlich sichtbar die Sammel- und Heimstätte alles dessen, was das Vereinsleben in sich begreift und zu ihm gehört. Das Börsenblatt aber ist sozusagen von der geistigen Seite des Vereinslebens her bestimmt, dessen Äußerungen zu sammeln und aufzunehmcn und namentlich auf die Länge der Zeit gesehen, in seinen von Jahr zu Jahr «»wachsenden und sich zu endloser Reihe aneinanderfügendcn Bänden die geistige Heimstätte einer lebendigen Überlieferung des Börsenvcreins wie des Buchhandels überhaupt zu verkörpern. Beide Pläne, das Buchhändlerhaus wie das Börsenblatt, sind Wirklichkeit geworden, und das Börsenblatt tritt nunmehr in seinen 100. Jahrgang ein. Es wäre ein vergeblicher Versuch, hier aus diesem Anlaß in wenigen Sätzen zusammenfaffend zum Ausdruck bringen zu wollen, was das Börsenblatt in diesen hundert Jahrgängen für die Ent wicklung des Börsenvereins und des deutschen Buchhandels geleistet hat und was es als Denkmal dieser Entwick lung darstellt. Es dürfte überhaupt auch bei diesem Anlaß nicht das Wichtigste und nicht entscheidend sein, lediglich bei der Vergangenheit zu verweilen und sich nur in Betrachtungen des Gewesenen zu ergehen. Das Heute hat recht, und aus die Zukunft, ihre Möglichkeiten und Notwendigkeiten kommt es an. Das Börsenblatt hört nicht auf zu arbeiten und wird, so ehrenvoll die Tatsache der Erreichung des ioc>. Jahrganges ist, damit nicht etwa auf irgendwelchen Lorbeeren auszuruheu auch nur in Erwägung ziehen. Der Stolz, mit dem es auf ein erfolgreiches, ohne Einschränkung anzuerkcnnendes Wirken in hundert Jahren zurückblickcn kann, darf letzten Endes nichts an deres sein als eine Verpflichtung zur weiteren unbeirrten Pflichterfüllung im Dienste der Allgemeinheit. Ein Gedanke aber scheint gerade im Hinblick auf die Weiterentwicklung besonderer Beachtung zu bedürfen. Wenn man in älteren Jahrgängen des Börsenblattes blättert, erhält man den Eindruck, daß früher mehr als neuerdings seine Spalten die allgemeine Plattform für die öffentliche Erörterung der brennenden Bcrufsfragcn gewesen sind, und zwar nicht in dem Sinne, daß cs darauf angekommen wäre, nur dem Mißmut Ausdruck zu geben und sich in Anklagen und Vorwürfen vielleicht kleinlichster Art zu ergehen. Es war vielmehr wirklich ein Mitbauen an den grundlegenden Gedanken und Plänen, und es waren die besten Namen unter den BerufSvcrwandten, die in dieser Weise das Wort gelegentlich ergriffen. Kommt schon in dieser Mitarbeit selbst das lebendige Interesse an den Auf gaben und Belangen des eigenen Berufs und seiner Spitzenorganisation zum Ausdruck, das für die Erhaltung eines wirklichen Lebens in beiden unentbehrlich ist, so wird gerade dadurch ja auch erst das Organ, in dem diese Stimmen lebendig werden, also das Börsenblatt, interessant und in höherem Sinne allen wertvoll. Es wäre des- 7