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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.04.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-04-28
- Erscheinungsdatum
- 28.04.1934
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- Deutsch
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- Saxonica
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x° 98, 28. April 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. DtschnBuchhandel. 13 Der deutsche Musikverleger im Dienste der deutschen Kultur Von Or. jur. Ludwig E. Strecker Ich bin gebeten worden, ein Referat zu halten mit dem Thema »Der deutsche Musikverleger im Dienst der deutschen Kultur» und habe die Ausgabe übernommen, well ich es für eine große Ehre halte, vor diesem Forum die kulturelle Bedeutung meines Standes darzutun bzw. in Erinnerung zu bringen. Bei der Kürze der mir zur Verfügung stehenden Zeit kann ich diesen Stoff, mit dem sich leicht ein Buch ausfüllen ließe, nur in gedrängter Form gestalten. Ich vermag nur die Voraussetzungen aufzuzeigcn, die den deutschen Musikverlag zu einem so wichtigen Träger der deutschen Kultur machen. Die Auswirkungen selbst muß ich sür dies mal der Phantasie des einzelnen überlassen. Dies gilt insonderheit hinsichtlich der Beeinflussung der deutschen Musikkultur im Sinne der nationalsozialistischen Forderungen, die sich als natürliche Folge der Eingliederung des Verlcgerstandes in unseren Staat ergibt. Der Musikverlcger war von jeher ein Stiefkind der öffent lichen Meinung: er ist entweder verkannt oder unbekannt. Diese Tatsache spiegelt sich in der Tendenz zahlreicher Gesetzesbestimmun gen oder in der, fast möchte ich sagen, verlcgerseindlichen Haltung vieler mehr oder minder öffentlichen Institutionen. Der Mangel an Verständnis gegenüber den Lebensnotwendigkeiten des Musik verlages zeigt sich darüber hinaus in nahezu täglichen Erlebnissen, die wir in unseren Beziehungen zur Umwelt erfahren. Ich sage dies ohne jedes Ressentiment, da ich die Schuld nicht außerhalb meines Standes suche. Innerhalb einer Volksgemeinschaft findet jeder die Geltung, die er sich zu schassen versteht. Ich begrüße es daher besonders, in diesem sachverständigen oder doch mindestens sach- interessicrtcn Kreise auf die wahre Bedeutung des Musikverlages Hinweisen zu können; auf die außerordentliche Rolle, die er in dem Bereiche der deutschen Kultur zu spielen berufen ist und die er auch tatsächlich spielt. Ich rede hier nicht von verlegerischen Geschäftsbetrieben, die lediglich mit der Musik als Ware handeln, den Nutznießern der jeweiligen Konjunktur, die heute genau so vorhanden sind wie je. Diese mögen zum Ausgleich zwischen Bedarf und Nachfrage ihre volle Berechtigung haben; sie mögen auch gute Kausleute sein, wahr scheinlich bessere als die anderen, obwohl ihre Betriebe selten eine zweite Generation erleben. Die Weihen unseres Standes aber haben sie nicht erhalten und verzichten wohl auch freiwillig darauf. Die Wirkungsfelder des Musikverlages, von dem ich Ihnen sprechen will, liegen abseits der Heerstraße. In zäher, unermüdlicher Arbeit werden diese Felder bestellt; es ist ein steiniger Boden und das Samenkorn trägt keine siebenfältige Frucht. Von den zahllosen Enttäuschungen erfährt die Öffentlichkeit nichts. Die Früchte dieses Landes erscheinen aus dem Markt — der Bauer bleibt anonym, es sei denn, daß sich unter seinen Erzeugnissen — um im Bilde zu bleiben — der Rekordkürbis befindet, der den Glücklichen bekannt und beneidet macht. Ein solcher Glücksfall wird von da an ihm, womöglich dem ganzen Stand vorgerechnet, ja vorgcworscn; der Vcrlegerbcruf, heißt es dann, diese Goldgrube, in der cs solche Möglichkeiten gibt! Wieviel Tausende von Händen aber den Boden durchwühlen, wieviel Schutt und Schlacke sich zu hohen Bergen Referat anläßlich der Kundgebung des Berufs standes der deutschen Musikverleger im Deutschen Buchhändlerhaus zu Leipzig am 27. April 1934 türmen, schon für einen Klumpen Silber — darnach fragt kein Außenstehender. Nein, auch bei uns kommt der Schweiß vor dem Erfolg. Aber auch dann noch sind große Ergebnisse Glücksfälle, Geschenke für die Betrosfenen; sie sollen aber nicht aus dem Himmel, sondern kommen aus dem bestellten Boden, als Gnadcn- akt der Natur. Auch die Großen des Geistes und der Kunst sind Früchte der Kultur ihres Volles; sie sind Blüten, die ohne einen Wald von Blättern nicht möglich wären. Die Demut dieser Er kenntnis ziemt ihnen wie ihren Verlegern. Ich wende mich aus dieser Bilderwelt zur Wirklichkeit. Es gibt schätzungsweise tausend lebende und verlegte Komponisten; die statistische Tabelle weist alljährlich zwei- bis dreitausend neue ernste Kompositionen und Bearbeitungen aus. Ich glaube annehmen zu dürfen, daß ein beträchtlicher Teil dieser Werke tot geboren wird und nur ein Bruchteil von ihnen eine zweite Auslage erlebt. Und trotzdem erscheinen diese Werke jahrein, jahraus, und erfüllen irgendwie eine Ausgabe als Anregung, als Befreiung, als Befruch tung oder als Abschreckung. Es erscheinen Werke, wie beispiels weise Kammermusikwerke und Werke für Spezialbesetzungen aller Art, die selbst im Falle eines hohen künstlerischen Wertes niemals ihre Kosten bringen können. Fälle, die im Rahmen eines kauf männischen Betriebes in der ganzen Welt einzig dastehen. Ich habe oft versucht, mir dieses Rätsel zu erklären; eine wirtschaftliche Er klärung gibt es nicht; nur der grenzenlose deutsche Idealismus kann das Wunder vollbringen; die Liebe zum Beruf, die Liebe zur Sache, ohne Kalkulation und Hintergedanken. Ich möchte in einem gewissen Sinn von einem deutschen Verlagskomplex sprechen, einer Art atavistischer Reflexbewegung der durch Generationen gezüch teten Verlagsinstinkte, ähnlich dem Brutzwang der Henne, die ge treulich auf einem Porzellane! ausharrt. Es sind verschiedentlich Pläne ausgetaucht von genossenschaft lich betriebenen Selbstverlägen, die aber niemals Wirklichkeit wur den, bestenfalls schon in ihren Anfängen zunichte wurden und im übrigen aus vielen Gründen — die hier zu weit führen — not wendig Utopie bleiben müssen, die aber auch angesichts der eben erwähnten Verhältnisse überslüssig und unverständlich sind: Ich halte es sür wenig wahrscheinlich, daß es heutzutage Werke oder Komponisten gibt, die einen Verlag verdienen und nicht finden. Das Gegenteil ist nach meiner Überzeugung der Fall. Um nun das bisher Gesagte in Bezug zu meinem Thema zu bringen: In dieser unermüdlichen und unverdrossenen Veröfsent- lichungstätigkeit liegt die eine unendlich wertvolle, wenn ich so sagen darf, die Grob-Arbeit des gesamten Verlcgerstandes im Dienste der deutschen Kultur. Eine andere, qualitativ vielleicht wichtigere und individuellere Tätigkeit erweist sich in der freundschaftlichen Zusammenarbeit des Verlegers mit dem Komponisten. Dies setzt selbstverständlich ein Verhältnis und Liebe zur Kunst voraus, das auch wohl in den meisten Fällen gegeben ist. Der Verleger als ernster und ver antwortlicher Berater muß selbst ein künstlerisch empfindender Mensch sein. Nur wenige Werke fliegen so auf den Verlegertisch, wie sie später die Druckpresse verlassen! Wie viele praktische Be- Börsenblatt s. L. Deutschen Buchhandel. 101. Jahrgang.
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