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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.06.1937
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- 1937-06-22
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- 22.06.1937
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abzutreten. Wenn so die Beschränktheit der örtlichen Verhältnisse, Neid und Intrige der Nachbaruniversitäten und ihrer landesherr lichen Patrone auch manche Hoffnung zuschanden machten, konnte Münchhausen — der eigentliche Schöpfer der Georgia Augusta — doch auch einige Erfolge aufweisen. Gesner und Albrecht von Haller waren die ersten großen Gelehrten, die er zu gewinnen vermochte; und bald kamen andere Wissenschaftler von klangvollem Namen hinzu. Die Göttinger Universität sollte nach dem Willen ihres Stifters, Georg II., König von Großbritannien und Kurfürst von Hannover, vornehmlich eine Universität des hohen Adels werden; der erste, schon Anfang 1735 vollendete Bau war deshalb bezeichnenderweise eine glänzend ausgestattete Reithalle. Freilich entsprachen die ersten Studenten nicht ganz solchen Wunschbildern; es waren die Kon junkturritter der neuen Gründung, die hauptsächlich durch das Gerücht hergelockt waren, daß das englische College-System mit guter und billiger Verpflegung in Göttingen eingeführt werden sollte. Doch das änderte sich sehr bald; und beim fünfzigsten Jubelfest der Universität konnte mit Stolz berichtet werden, daß unter den 15 000 Studenten, die bis dahin Göttingen besuchten, 170 Fürsten und Grafen gewesen waren. Der Höhepunkt dieser höfischen Entwicklung wurde erreicht, als König Georg III. von England seine drei Söhne — unter ihnen den späteren König Ernst August von Hannover — 1786 an der Georgia Augusta studieren ließ. Aufschwung und geistige Richtung der jungen Universität ent sprachen solcher Zusammensetzung des Hörerkreises. Die Philologie wurde nach dem Tode Gesners durch Ehr. G. Heyne, einen der be deutendsten Wiedererwecker des Humanismus, in neue Bahnen ge lenkt; er wirkte durch seine Schüler — vor allem durch Wilhelm von Humboldt — weit über Göttingen hinaus. Die Theologie hatte mit dem Kirchenhistoriker Mosheim einen ersten großen Vertreter, Mathematik und Naturwissenschaften hatten in Kästner und Lichten berg würdige Nachfolger Hallers gefunden. Den größten Ruhm brachte der Göttinger Universität aber die Pflege der Staatswisfen- schaften. Sie hatte mit Pütter, dem Vater des deutschen Neichs- staatsrechtes, begonnen; der Statistiker Achenwall und der Historiker Gatterer traten ihm zur Seite. Der meistgenannte Lehrer dieses Kreises war A. L. von Schlözer, der lange Zeit der vielseitigste und beliebteste Professor der Georgia Augusta war. Der weitgereiste Gelehrte, bei dem auch Neichsfreiherr vom Stein sich die Grund lagen seines Wissens holte, wirkte nicht minder durch seine Zeit schriften, den »Briefwechsel« und die »Staatsanzeigen«, mit denen Schlözer die ersten großen politischen Journale der deutschen Auf klärung schuf. Später gesellte sich zu diesen Göttinger Staatswissen schaftlern und Historikern noch Heeren, bei dem Bismarck 1832 seine historische Schulung begann. Diese große Zeit Göttingens, die durch Gottfried August Bürger und den Dichterbund des Hain auch in die Literaturgeschichte Ein gang gefunden hat, ist mit der Wende zum IS. Jahrhundert durch Stillstand und Niedergang abgelöst worden. Wenn man in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts von Göttingen sprach, so geschah das zumeist mit Bezug auf die zahlreichen Studentenkrawalle, die vielfach mit einem Auszug der Studenten aus der Stadt endeten. 1831 gab es in Göttingen einen Aufstand von größerem Umfang, der zur Konstitution eines Revolutionssenates und zur Bildung einer Nationalgarde aus Bürgern und Studenten führte. Dieser fast operettenhafte Putsch wurde durch das hannoversche Heer beendet, das mit 9000 Soldaten gegen die Stadt marschierte. Von noch schlimmeren Folgen war für die Stadt der Konflikt der »Göttinger Sieben«, die sich 1837 gegen die Aufhebung des Staatsgrundgesetzes durch den neuen König Ernst August wandten; der Jurist Albrecht hatte den Gedanken einer Protestadrefse angeregt, Dahlmann hatte dies Schreiben entworfen, das außerdem von den Brüdern Grimm, von Wilhelm Weber, Ewald und Gervinus unter zeichnet wurde. Der an diesen Protest anschließende Streit erregte ganz Deutschland und wurde in Wort und Schrift als hochpolitische Angelegenheit behandelt. Die Amtsenthebung der Sieben und die so fortige Ausweisung von Dahlmann, Jakob Grimm und Gervinus schädigten den Ruf der Universität ungemein, deren Besucherzahl zunächst stark zurückging. Erst auf ganz neuer Basis und aus neuen Ideen heraus vermochte Göttingen sein Ansehen und seine alte Bedeutung wieder zu gewinnen. Mit dem Ende des 19. Jahrhunderts traten Mathematik und Natur wissenschaften an der Georgia Augusta immer mehr in den Vorder grund. Die Grundlagen hierfür waren in der Gründungsgeschichte und der Geisteshaltung der Hochschule beschlossen, auf der von vorn herein eine Einstellung zum Leben und zur Wissenschaft herrschte, die notwendig einmal zur Betonung der Naturwissenschaften führen mußte. Die Reihe der großen Vertreter der exakten Wissenschaften wurde durch K. Fr. Gauß eröffnet, dessen bekannteste Leistung die im Jahre 1833 mit Wilhelm Weber durchgeführte Erfindung des elektromagnetischen Telegraphen ist. An der Spitze der Chemiker stand Wühler, der das metallische Aluminium aus Tonerde gewann und durch seine künstliche Darstellung des Harnstoffes einen Wandel in den Anschauungen über die organischen chemischen Verbindungen herbeiführte. Unter den Mathe matikern sind weiter B. Riemann und vor allem Felix Klein zu nennen, der für die Gestaltung des mathematischen Unterrichtes somi«>. die Verbindung der Mathematik zu den Naturwissenschaften von größter Bedeutung war. Göttingens Leistung für die exakten Wissenschaften wurde für die Laienwelt besonders deutlich, als mehrere Göttinger Professoren mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurden; dieser Preis, der damals als eine Ehrung auch noch für Deutsche betrachtet werden konnte, fiel zuletzt an Prof. A. Windaus (Göttingen), dessen Unter suchungen für die Vitaminforschung von größter Wichtigkeit sind. Die Göttinger Universität hat jedoch nicht nur in der Leistung seiner Dozenten Großes geboten; auch die Studentenschaft hat zu ihrem Teil wesentlich an der Gestaltung des Hochschullebens teilgenommen; das ist besonders in der Nachkriegszeit immer deutlicher geworden. So konnte sich von Göttingen aus die Einigung der studentischen Nach kriegsgeneration vollziehen: und als deren Organisation beim Aufbau des nationalsozialistischen Deutschland staatliche Anerkennung und För derung fand, ging man wieder von Göttingen aus tätig ans Werk. Hier wurde schon vor Jahren der studentische Arbeitsdienst in großem Rahmen verwirklicht; und hier setzte man zuerst den Gedanken des Kameradschaftshauses in die Tat um. Die Georgia Augusta besann sich als eine der ersten deutschen Hochschulen auf ihr geschichtliches Werden und auf die Wirklichkeit der gegenwärtigen Aufgaben, indem sie in gemeinsamer Arbeit von Dozenten und Studenten den »Hochschulkreis Niedersachsen« gründete, der in neuer Weise von der heimischen Land schaft aus die Verbindung zwischen Volk und Hochschule, zwischen den Aufgaben des Tages und der Wissenschaft Herstellen und damit die Georgia Augusta vor eine neue Bewährungsprobe stellen soll. H. Schulze-Gattermann. Deutscher Buchgewerbeverein, Leipzig Lauptversammlung — Erweiterungsbau — Ausstellung „Die gute Anzeige" Der Deutsche Buchgewerbeverein hielt, wie stets seit seiner vor nunmehr dreiundfünfzig Jahren erfolgten Gründung, seine diesjährige Hauptversammlung im Buchgewerbehaus in Leipzig ab. Aus dem vom Ersten Vorsteher Carl Wagner erstatteten Jahres bericht ging hervor, daß die dem Buchgewerbeverein seit seiner Gründung aufgetragene technische und künstlerische Förderung des graphischen Gewerbes auch im vergangenen Jahr Gegenstand eifrigster Arbeit war. Gegenwärtig gipfelt die Tätigkeit des Vereins in zwei großen Aufgaben: der Durchführung des Erweiterungsbaus zum Deutschen Buchgewerbehaus und der Vorbereitung der Guten- berg-Neichsfeier 1940 in Leipzig. Der Erweiterungsbau des Buch gewerbehauses nähert sich seiner Vollendung. Der 100 m lange statt liche Bau, mit einem Kellergeschoß und vier Stockwerken, dient einer doppelten Bestimmung: er wird der Bugra-Maschinenmesse mehrere tausend Quadratmeter neuer Ausstellungsräume geben und gleich zeitig dem Deutschen Buchgewerbemuseum eine würdige und über sichtliche Aufstellung ermöglichen. Die Messeräume stehen der Bugra- maschinenmesse, die unter zunehmender Raumnot litt, bereits zur Frühjahrsmesse 1938 zur Verfügung, was die zahlreichen Besucher aus dem In- und Ausland freudig begrüßen werden. Die Bibliothek und die umfangreichen, zum Teil kostbaren geschichtlichen und tech nischen Sammlungen des Deutschen Buchmuseums erfordern eine wohlüberlegte Aufstellung, damit das gesamte graphische Gewerbe lebendigen Nutzen aus diesen reichen Sammlungen ziehen kann. Die Wiedereröffnung des Deutschen Buchmuseums wird einen der Mittel punkte der geplanten Feiern des Jahres 1940 bilden. Der Vorsteher des Buchgewerbevereins konnte in seinem Bericht feststellen, daß die Mitgliederzahl sich unverändert gehalten hat, und daß auch die Ausstellungstätigkeit des Buchgewerbevereins auf das warme Interesse der dem graphischen Gewerbe verbundenen Berufs kreise bauen konnte. Die ideelle Aufgabe des Buchgewerbevereins: das graphische Gewerbe in allen seinen Zweigen künstlerisch und technisch beratend zu fördern, verlangt zu ihrer erfolgreichen Durch führung tatfreudigen Widerhall bei all jenen Persönlichkeiten des Gewerbes, deren Verständnis und Wollen dem Fortschritt gilt. Ihre Mitarbeit liegt im allgemeinen wie im eigenen Interesse. Nr. 140 Dienstäg, den 22. Juni 19S7 587
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