Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.04.1940
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- 1940-04-30
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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gerade im Kriege die deutsche Kulturarbeit und die deutsche Wirtschaftsarbeit mit größter Intensität fortgesetzt würden. Er gedachte aller in den Reihen der Wehrmacht stehenden Ver leger. Allein aus dem engen Kreis der Fachschafts- und Arbeits gemeinschaftsleiter stünden sieben Kameraden als Offiziere an der Front. Ein besonderer Gruß galt dem schwerverletzt im Lazarett liegenden Leiter der Fachgruppe Fachbuchverlag, Haupt mann Karl von Wissell. Nach diesen einleitenden Ausführungen ergriff Oberstleut nant vr. Hesse vom Oberkommando der Wehrmacht das Wort zu einer grundsätzlichen Ansprache von größter Bedeutung über das Thema »Soldat und Buch«. Vom Geburtstag des Führers ausgehend, der den jetzigen Krieg im Zeichen der Mobilisierung aller Kräfte des deutschen Volkes, insbesondere auch der geistigen, zum Siege führe, lenkte der Vor tragende zunächst den Blick auf den Weltkrieg und seinen Nieder schlag. Man müsse hier, so führte er aus, die bewußte planvolle Organisation der geistigen Kräfte vermissen. Wohl ergebe sich hier und da, so vor allem im wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Schrifttum, ein gewisser Ansatz, aber eine Überprüfung des geisti gen Niederschlages des Weltkrieges sowohl während der Jahre 1914—1918 wie später zeige, daß von den Erfordernissen des Krie ges aus gesehen eine wichtige Aufgabenstellung vorliege. »Das deutsche Buch muß im Dienste der Kriegführung und damit des Sieges st ehe n. Unter diese Forderung stellte Oberstleutnant vr. Hesse seinen Vortrag, wobei er vier Fragen aufwars: In welcher Weise tritt das Buch im gegenwärtigen Krieg in die Erscheinung? Welche Nolle weisen wir dem Buch in der jetzigen Ausein andersetzung zu? Inwieweit soll der Soldat auf die Gestaltung Einfluß nehmen? Welche Stellung nimmt das Oberkommando zu der Arbeit der Verleger und Schriftsteller ein? Trotz der kurzen Dauer des Krieges ließen sich, so lautete die Antwort auf die erste Frage, bereits gewisse Erkenntnisse gewinnen. Sie gingen in der Richtung, daß ein außerordentlich starkes Lese- bedürfuis, nicht zuletzt des Soldaten, der im Westen auf den Kampf warte, festzustellen sei. Es erstrecke sich nur bedingt auf militärisches Schrifttum. Was dieses aulauge, sei eiue Ausprägung in vierfacher Richtung erkennbar: Der Polenfeldzug habe eine starke Literatur gefunden, die aller dings vielfach unbefriedigend sei. Der Bildbericht finde besondere Bevorzugung. Ein neues Kriegserlebnis trete in der Literatur in die Erscheinung. Es fehle an einem sachlichen Anforderungen immer entsprechenden Schrifttum. In der folgenden Darstellung der allgemeinen Auf gaben des Buches im Kriege beschränkte sich der Vortragende auf das militärische Schrifttum. Der Soldat strebe eine doppelte Auswirkung an, einmal auf die Wehrmacht und ferner auf das Volk. Es gelte, sowohl Kentnis zu vermitteln von dem Geist und die Haltung zu beeinflussen. Das Buch müsse aber auch in starker Weise das Unterhaltungsbedürfnis befriedigen. Geistige Betreuung sei zu einer wichtigen Ausgabe der Wehrmacht geworden. Auf feste und fahrbare J^eldbüchcreien, Bücherkisten, Feldbuchhandlungen und Buchgaben als Feldpostsendung, Buchzirkel und Lesemappen sei auf merksam zu machen. Das Buch sei eine starke Brücke zwischen Soldat und Heimat. Es sei der Mittler soldatischen Denkens und Erlebens. Es bedürfe einer besonderen Herantragung an die Jugend wie überhaupt an den soldatischen Ersatz, aber auch an den Arbeiter und die Frau. Es komme deshalb auf seinen Inhalt außerordentlich an. Eine starke Verschiebung innerhalb des gesamten Schrifttums zugunsten der militärischen Literatur sei nicht nur eine natürliche Folge jedes Krieges, sondern auch notwendig. Es bedürfe aber einer bestimmten Blicklenkung für den Schriftsteller wie für den Verleger, damit das Buch die im Interesse des Sieges zu stellenden Forderungen erfülle. Die Einflußnahme auf die Buchgestaltung könne eine dreifache sein: Der Soldat schreibe selbst. Er beeinflusse deu Verleger und Schriftsteller. Er prüfe. Im Krieg bleibe dem Sol daten nicht allzuviel Zeit zum Schreiben. Er sehe es auch als seine eigentliche Aufgabe an, nicht die Feder, sondern die Waffe zu führen. Um so mehr sei die Beeinflussung von Verleger und Schrift steller notwendig. Je enger der Zusammenhang zwischen Verlegern und Autoren auf der einen Seite und dem Soldaten, d. h. dem Oberkommando der Wehrmacht und den dafür in Frage kommenden Stellen der drei Wehrmachtteile sei, um so weniger bedürfe es einer hemmenden Einschaltung, d. h. der Zensur. Damit wandte sich Oberstleutnant vr. Hesse der geistigen N i ch t u n g g e b u n g durch das Oberkommando zu. Er bezeichnete sie als unbedingt notwendig. Es bedürfe allerdings hierbei der steten engen Zusammenarbeit mit der Partei und den dafür in Frage kommenden Stellen insbesondere der Reichsschrifttumskammer. Auch hier müsse die eine geschlossene Kriegsfront in die Erscheinung treten. Der Vortragende umriß in diesem Zusam menhang die Organisation der wichtigsten Dienststellen der Wehr macht, die für die geistige Betreuung verantwortlich sind. Er schloß mit einem Appell zum geistigen Schaf fen an den Verleger und Schriftsteller: »Sagen wir uns, daß das geistige Fundament des Krieges nicht stark und fest genug sein kann! Wir siegen nicht mit der größeren Zahl der Kanonen, Kampfwagen, Flugzeuge und Kriegsschiffe, so wichtig eine solche Überlegenheit ist. Wir erkämpfen die Entscheidung auf einer geisti gen und sittlichen Ebene!« Starker Beifall dankte Herrn Oberstleutnant vr. Hesse für seine Ausführungen und bewies ihm, daß die deutschen Verleger die Wichtigkeit der von ihm geschilderten Aufgaben in vollem Umfang erkannt haben. Zum Jahresbericht hob Karl Baur hervor, daß dieser von Herrn vr. Arthur Georgi jr. in vorbildlicher Weise be arbeitet worden sei. Er erteilte darum auch das Wort zur Er stattung des Jahresberichts an ihn. Herr vr. Georgi trug den in den »Vertraulichen Mitteilungen für die Fachschaft Verlag« abgedruckten Jahresbericht vor und gab zu den einzelnen Punk ten weitere Erläuterungen. Am Schluß des Jahresberichts erhoben sich die Versammelten zum Gedenken der im Vorjahr verstorbenen 37 Verleger und insbesondere zu Ehren der Ver lagsbuchhändler Hans Rudolf Klage und vr. Heinrich Saupe, die ihr Leben für das Vaterland gaben. Zu den Verstorbenen gehörte auch der langjährige Geschäftsführer des Deutschen Ver legervereins, Detlev Hudemann, dem der Jahresbericht den nachfolgenden Nachruf widmete: »Er war der getreue Mentor unserer beruflichen Arbeit und der stets bereite, sachlich hervorragend beschlagene Berater eines jeden Verlegervereins-Mitgliedes. Viele Verleger hat er in ihre berufliche Ehrenarbeit eingesührt und ihnen dabei von vornherein durch sein Dasein das beruhigende Gefühl einer zuverlässigen Mit arbeit gegeben. So war er auch dem gegenwärtig tätigen Kreis vom ersten Tage an in unermüdlicher Arbeit verbunden. Detlev Hudemann hatte das große Glück, den Buchhandel von der Pieke auf erlernt und ausgeübt und zweimal große Organisationsaufgaben durchgesührt zu haben, bevor er am 1. April 1923 in die Geschäfts führung des Deutschen Verlegervereins berufen wurde. Das gab ihm eine untrügbare große Erfahrung in allen Buchhandclsfragen und auch in denen der Organisation. Er führte die Geschäfte mit einer so selbstverständlichen Präzision, Überlegenheit, Ruhe und Fähigkeit zum sachlichen Abstand, daß man über der Geschlossenheit seiner Wirkung ganz die ungeheure Arbeit vergaß, aus der sich auch sein Tageslauf zusammensetzte, und die Größe des Organisations apparates, der durch seine Initiative fehlerlos und gewissermaßen lautlos lief. Dazu kam sein menschlich warmes, schlichtes und charak terfestes Wesen, das ihm unsere Herzen für immer verbunden hat. Er war ein Mann, der immer nur an die Sache und bis zum letzten Federstrich niemals an sich selbst dachte, der Ehrungen verlegen und verwundert gcgenüberstand. Es gereichte dem Deutschen Ver legerverein in seiner langen ehrenvollen Geschichte zur besonderen Ehre, daß er am Tage seines 50jährigen Jubiläums 1935 die Ge schäftsführung in diesen Händen wußte. Auch in der Nachfolge der Fachschaft Verlag übernahm Detlev Hudemann die Aufgabe des Ge schäftsführers als Referent der Reichsschrifttumskammcr und ab schließend dann im Börscnverein. Seine letzten Schaffensjahre waren bereits von qualvoller Krankheit überschattet, sodaß er schweren Herzens am 1. April 1939 in den Ruhestand treten mußte. Ein geruhsamer Lebensabend nach soviel verantwortlicher Arbeit war ihm nicht mehr beschieöen. Bereits am 2. Juni 1939 schloß er für immer die Augen. In unseren Herzen und denen aller deutschen Verleger wird er immer fortleben.« Nach der Erstattung des Jahresberichtes ergriff Regie rungsrat vr. Hövel das Wort zu einer eingehenden Schilde rung der derzeitigen Versorgungslage auf dem Papiermarkt. Mit besonderer Freude wurde begrüßt, daß daran anschließend der Reichsbeauftragte für Papier, Herr 170 Nr. 100 Dienstag, den 30. April 1940
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