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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.04.1940
- Strukturtyp
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- 1940-04-23
- Erscheinungsdatum
- 23.04.1940
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- Deutsch
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seiner leichten Handlichkeit als Gedankenträger auch heute noch nach der Entwicklung von Presse, Rundfunk und Film das wich tigste Mittel, um die geistige Haltung des deutschen Volkes in seiner Tiefe zu beeinflussen. Es begleitet den Soldaten bis in die vorderste Linie und bis in das Gefecht hinein. Wo die anderen Kulturträger aus technischen Gründen versagen, d a kann das Buch mit seinem Besitzer tiefen Ge dankenaustausch pflegen und seine Phantasie weit hinwegsühren. Und unsere Zivilbevölkerung, deren Leben sich weit mehr als früher wieder im Rahmen ihres Heims abspielt, hat wieder mehr Zeit als früher, sich mit dem Buch zu beschäftigen. Es ist also nicht so, daß der Krieg die Kultursragen zu einer Politik zweiten Ranges gestempelt hat, im Gegenteil, jetzt wie nie in Friedenszeiten zuvor kommen alle kul turpolitischen Entscheidungen zu einer Be deutung, die für die Widerstands- und An griffskraft unseres Volkes wesentlich ist.^Wäh rend in Friedenszcitcn für die große Masse das Lesen zumeist eine Zerstreuung bedeutete, ist es heute wieder mehr eine Zwie sprache mit sich selbst, die von der Sucht nach Vergnügung und Zeitvertreib nicht mehr so wie früher beeinträchtigt wird. Darum werden Fragen, die man früher aus allen möglichen Erwä gungen, zum Beispiel wirtschaftspolitischer Art, passieren ließ, wichtig und drängen nach Entscheidung. Besonders spitzen sich kulturpolitische Fragen zu, wenn Druckpapier nicht mehr in diesem Überfluß bereitstcht wie in Friedenszeiten. Wir wissen, daß Papier geduldig ist, das ist es in Friedens- und Kriegszciten. Aber w i r werden ungeduldig, wenn wir sehen, daß wertvolle Bücher und Zeitschriften nicht mehr das Papier in dem not wendigen Maße erhalten können, weil kulturwidrige Schmie rereien von der zur Verfügung stehenden PapiermenAe einen erheblichen Teil in Anspruch nehmen. Wir haben hier ein gegriffen, um rechtzeitig solche Schäden zu vermeiden, und wir durften auch vor härteren Maßnahmen nicht zurückschrecken. Bücher, wie »Vier Finger-Tom-, »Der Mann mit der Narbe«, »Der tolle Bobby», »Lady Shebas letzter Trick«, »Jerry, der Unheimliche- haben überhaupt keine Daseinsberechtigung. Wir mußten die Verleger solcher oder ähnlicher Bücher anwcisen, sie zurückzuziehen. Damit ist nicht gesagt, daß wir die leichte Abenteuer- oder Kriminalliteratur überhaupt ablehnen. Im Gegenteil, wir würden uns freuen, wenn die ersten Anfänge einer guten Kriminalliteratur, die wir in Deutschland haben, sich weiter entwickeln würden. Aber was wir verlangen müssen, ist ein Mindestmaß von Niveau, Darstellungskunst und Erfindungsgabe. Vollends satt haben wir jene Kriminalromane, die sich ihre Hauptaufgabe darin gesetzt zu haben scheinen, eng lische Detektive und englische Sitten zu verherrlichen. Hiermit haben wir besonders schnell aufgeräumt. Die Autoren dieser Schmöker haben offenbar versäumt, die Zeitungen zu lesen. (Es mag entschuldbar gewesen sein, da sie jede Woche einen »Roman« liefern mußten.) Sonst wäre ihnen wohl nicht entgangen, daß die beste Kriminalpolizei der Welt in Berlin sitzt, daß die deutsche Verbrechcrbekämpfung die erfolgreichste auf der ganzen Welt ist und daß die Herren von Scotland Hard sich öfter blamiert haben, als cs ihrem Ruse zuträglich ist, der überhaupt immer mehr auf der Phantasie finanzbegabter englischer Krimi nalschriftsteller als auf wirklichen Erfolgen beruht hat. Mit dem Rufe des Sccret Service scheint es übrigens ähnlich zu sein. Wie gesagt, wir lehnen die leichtere Art der Unterhaltungs- literatur nicht ab, sondern bemühen uns, sie zu pflege^!. Wir hoffen dadurch, daß wir den geeigneten Teil unserer Schrift steller mit der Arbeit der deutschen Kriminalpolizei direkt in Verbindung bringen, den Ansatzpunkt für eine weitere erfolg reiche Entwicklung angebahnt zu haben. Diese Schrifttumsgattung fördern wir auch im Interesse des Frontsoldaten. Es ist wahr, daß der Soldat in der Ruhestellung oft zu schwerer Lektüre greift, und daß die Frontbuchhandlungen in einem erfreulich hohen Maße schwere geistig gehaltvolle Bücher absetzen. Aber ebenso wahr ist es auch, daß die große Masse unserer Soldaten meist Bücher leichtester Art, manchmal allzu leichter Art liest, um sich auf den leichten Flügeln der Phantasie aus ihrer be engten Umgebung heraustragen zu lassen. Wir halten es grund sätzlich nicht für unsere Aufgabe, auf den deutschen Frontsoldaten eine erzieherische Wirkung anzustreben, das wäre eine An maßung. Aufgabe der Heimat ist es, dem Soldaten das zu geben, was er braucht. Aber er soll auch nicht von leichtfertigen Lektürefabrikanten über das Ohr gehauen werden. Dafür zu sorgen ist unsere Aufgabe. Spannung und Abenteuerlichkeit lassen sich bekanntlich sehr gut mit einem gewissen Niveau ver binden. Hier begegnen wir auch den Notwendigkeiten der Pa pierzuteilung. Der reine Schund darf nicht mit unserem Wohlwollen, rechnen, Wohl aber der spannende Nnterhaltungs- roman, der für viele unserer Volksgenossen und nicht für die schlechtesten ein Bedürfnis ist. Deswegen haben wir uns bei der Zusammenstellung unserer Fcldpostbuchlistcn bemüht, dieses Ge biet nicht zu vernachlässigen. Aber wir mußten zum Teil sehr weit, auf Karl May und. Gerstäcker, zurückgreisen, um hier Passendes zu finden. Ich bitte die geeigneten Verleger, sich auch hierfür im Interesse unserer Soldaten zu bemühen. Es ist eine bekannte Wahrheit, daß nicht nur die obenerwähnten Bücher bei uns selten sind, sondern auch der anspruchsvollere Unter- haltungsroman, der die allgemein menschlichen Probleme, sagen wir das der Liebe, in interessanter Form behandelt. Wir sind reichlich gesegnet mit tiefschürfenden anspruchsvollen Werken, ebenso reich sind wir mit der flachen Unterhaltungsliteratur von geringem Wert gesegnet. Wir vermissen aber schmerzlich den guten deutschen Unterhaltungsroman. Das In teresse für Übersetzungen ist nicht eine bloße Modekrankheit unserer Volksgenossen, sondern begründet in dem bereits er wähnten Mangel. Der deutsche Verleger ist ja diesem Bedürfnis durch die Herausgabe von Übersetzungen in allzu starkem Maße entgegengekommen. Die Zahl der Übersetzungen ist aus mannig fachen Gründen jetzt glücklicherweise zurückgegangen. Um so eher hoffe ich, daß unsere Verleger die Kräfte wecken werden, die uns deutsche Unterhaltungsromane mit Publikumswirkung, möglichst auch internationaler Wirkung, geben werden. Wir wollen nicht vergessen, daß internationale Bucherfolge, auch wenn das Buch für die Kultur des eigenen Landes wenig be deuten sollte, doch eine Propaganda der Imponderabilien bedeu ten, auf der die kulturelle Auslandswirkung eines Volles oft mit beruht. Es sind in letzter Zeit viele Bauernromane erschienen, manche gute, viele von Mittelmaß. Ein Zuviel ist hier gefähr lich. Man könnte den Geschmack daran verlieren. Wir wollen das deutsche Volk wieder zur Verbundenheit mit der Scholle zurück führen. Aber wir wollen darüber nicht vergessen, daß ein großer Teil des deutschen Volkes in Großstädten lebt und wahrscheinlich auch immer leben wird. Wo bleiben die Romane, die Großstadtprobleme in künstlerischer Form be handeln? Wann kommt einmal ein wirklicher Berliner Roman, der aus der Fülle der Politischen, sozialen und welt anschaulichen Probleme der Großstadt einige herausgreist, um Höhen und Abgründe dieser anderen Welt zu behandeln? Auch hierauf bitte ich Sie, Ihr Augenmerk zu richten. So wie unsere Großstädte baulich verschönt werden, wollen wir, daß auch unsere Schriftsteller sich mit ihnen beschäftigen. Es ist gut, daß viele unserer Dichter sich von dem Lärm der Großstädte in die Stelle der Bauerndörfer zurückgezogen haben. Aber wir wollen auch Schriftsteller, die unter uns leben, dort, wo wir unseren Kampf kämpfen, in dem atemraubenden Rhythmus der Großstädte, in den Fabriken und Büros der Vororte. Insbesondere hat der Großstadtarbeiter ein Recht darauf, feine Nöte und Hoffnungen, seine täglichen Kämpfe, Siege und Opfer behandelt zu sehen. Das deutsche Leben ist so reich und mannigfaltig, daß es nicht zu verstehen wäre, wenn unsere erzählende Literatur einseitig und damit für manche Kreise unseres Volkes uninteressant würde. Nicht minder wichtig ist die Frage des geeigneten I u - gendbuches. Hier sind von der Reichsjugendführung und dem NS.-Lehrerbund bereits erfolgreiche Schritte unternommen worden, die eine grundlegende Wendung auf diesem Gebiet an bahnen. Der deutsche Buchhandel hat hier in erfreulicher Weise reagiert. Wir verfügen bereits über viele Jugendbücher, die sich IKO
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