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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.11.1921
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- 1921-11-10
- Erscheinungsdatum
- 10.11.1921
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Redaktioneller Teil. 283, 10. November 1921. den der ungarische Buchhändler erleiden mußte, der im Winter 1920—21 gelegentlich seiner bedeutenderen Anschaffungen die Mark mit li 8—9 bezahlte, während der Kurs — bei im Früh, jahr und Sommer ohnedies abnehmendem Geschäftsgänge — mit ungefähr ll 4.— stabil wurde. Derselbe Vorgang wiederholte sich in den letzten Wochen. Derartige große Kursschwankungen kann der in kleineren Posten, mit soliden Geschästsgrundsätzen und mit festgesetzten Preisen arbeitende Buchhändler nicht ver tragen. Und dieses Moment der Unsicherheit hat bei uns einen schwerwiegenden Einfluß auf die Gestaltung des deutschen Buch- geschäfts und nötigt zur zurückhaltenden Vorsicht! Die Technik der Feststellung des Markknrses ist bei uns übrigens die, daß unser Verein den für den Buchhandel maßgebenden Umrechnungskurs auf Grund des amtlichen Kursdurchschnitts der vorausgegange nen 8 Tage allwöchentlich feststellt. Dieser Wochenkurs wird dann in unserem amtlichen Blatt veröffentlicht. Daß sich aber auch diese eine Woche manchmal als eine viel zu lange Periode erweist, haben die Züricher überraschenden Kursschwankungen gar oft gezeigt. Dabei ist aber auch die Frage der Spesen zu berücksichtigen. Es kann ziffernmäßig nachgewiesen werden, daß die reinen Transportspesen in einem Jahre um mehr als I002S gestiegen sind. Unter solchen Umständen ist die Übertragung der Einfuhr spesen auf das Publikum, dessen Kaufkraft auch ohnedies sehr starke Einbuße erfahren hat, schon an und für sich ein schwerwie gendes Problem, wie erst die Steigerung des Nutzens des Sor timenters, die infolge der steten Steigerung der allgemeinen Re giekosten unvermeidlich spruchreif geworden ist. Am 1. September trat die 114Alge Umsatzsteuer in Kraft, die die ungarische Bücherbranche gerade im Interesse der Beständigkeit der Buchprcise nicht auf das Publikum überwälzen will. Aus allen diesen Gründen müßte oder könnte im Interesse der Erhaltung des ungarischen Marktes für das deutsche Buch und mit Rücksicht auf die ferneren Aussichten der deutschen Ver leger etwas getan werden, damit nach Muster des Ausschlages der Länder mit guter Valuta in umgekehrter Richtung jenen Ländern eine zweckentsprechende Unterstützung gewährt werde, die eine schlechtere Valuta als Deutschland haben. Wenn die Länder mit besserer Valuta ein Plus für das deutsche Buch bieten, könnte man sich dann nicht mit einem Weniger von solchen Ländern begnügen, deren Valuta schlechter ist? Da wäre irgendeine zielbewußte, ernste Verfügung vonnöten. Die Lösung dieser Frage hat für den deutschen Buchhandel das größte Interesse. Der Friedensvertrag von Trianon, der der Zerstückelung un seres unglücklichen Landes Gesetzeskraft verlieh, trat am 26. Juli 1921 in Kraft. Dieser Zeitpunkt hat auch in urheberrechtlicher Be ziehung eine weittragende Bedeutung, weil nunmehr die im Kriege erschienenen Werke der Entente-Staaten nicht mehr unbe fugt herausgegeben werden dürfen, die bereits erschienenen aber nur ein Jahr lang verbreitet werden können. Der Friedensver- trag verpflichtet übrigens auch zum Beitritt zur Berner Union, wozu wir allerdings noch vor dem Kriege bereit waren. Ja, die bezüglichen Gesetzentwürfe waren bereits fertiggestellt. In Ver bindung damit wird das Gesetz über das ungarische Urheberrecht bald Gesetzeskraft erlangen, das im Gegensätze zu dem in vieler Beziehung veralteten Gesetze Verfügungen enthalten wird, die mit der Berner Konvention im Einklang stehen. Die katastrophalen Verfügungen des Friedensvertrages, die Erschütterungen, die seit der unglücklichen Beendigung des Krie ges eingetreten sind, und die schwierige Situation, in die wir durch all das geraten sind, hat unser kulturelles Leben dennoch nicht vernichtet, der ungarische Verlag und das ungarische Sor timent sind bestrebt, ihre Arbeit rechtschaffen fortzusetzen. Wenn auch die Zahl der herausgegebenen Bücher in den letzten Jahren etwas zurückgegangen ist, so steht der ungarische Verlag sowohl quantitativ, wie auch qualitativ noch immer auf einem sehr bohen Niveau. In den letzten anderthalb Jahren haben mehrere neue ungarische Verleger ihre Wirksamkeit begonnen, und die Zahl der Bibliophilen, Amateur-, sowie mit ästhetisch höheren An- I«42 sprächen rechnenden ungarischen Veröffentlichungen hat er heblich zugenommen. Und das ungarische Buch hat, was bisher ungewöhnlich war, nunmehr auch ein ausländisches Absatzgebiet gefunden. Allerdings haben wir einen gar hohen Preis dafür gezahlt, denn die ungarischen Bücher werden als die wirkungs vollsten Mittel für die Aufrechterhaltung der Anhänglichkeit an die alte gemeinsame Kultur nach den von uns losgerisse nen Gebieten ausgeführt. Die ungarischen Buchhändler denken aber auch an die Fort bildung. Jetzt veranstaltet unser Verein in Budapest im Inter esse der Pflege der Liebe zum Buche und der Kultur des Buches eine Reihe von Vorträgen, an denen außer den Mitgliedern auch ein zahlreiches Publikum teilnimmt, das sich für die Sache inter essiert. Die Themata dieser Vorträge sind: die Urgeschichte des Buches, die Kulturgeschichte des Buches, der Buchdruck, die Buch- Illustration, der Bucheinband, der Verlag des Buches, das Sorti ment usw. Als Berichterstatter wurden die hervorragendsten Faktoren des ungarischen Kulturlebens gewonnen. Für Ende Dezember ist auch die Veranstaltung eines Schau fenster-Wettbewerbes in Budapest geplant. Viel leicht werden sich für diese Aktion, die berufen ist, das Interesse des großen Publikums für das Buch zu steigern, auch die deut schen Verleger interessieren. vr. Ernst GYörgy. Ein Lehrmeister des ungarischen Buchhandels- Von Maurus Johannes R6vay*). Samuel Rsvai hat eine interessante Laufbahn zurückgelegt und nach der Meinung aller, die ihn kannten, war er ein vollwertiger Mensch. Wenn sein großer innerer Wert nicht weiteren Kreisen be kannt wurde, so lag das zunächst an seiner bescheidenen Eigenart, so wie daran, daß seine Beschäftigung damals als untergeordnet an gesehen wurde, und nicht zuletzt wohl an der landesüblichen Auffas sung, die nur an den ganz Lauten, an den öffentlich Hervvrtretenden Anteil nimmt, an denen, die immer eine Nolle spielen wollen. Ob wohl das große soziologische Werk, das er im letzten Abschnitte seines Lebens geschrieben hat, ihn als originellen Denker zeigt, obwohl diese Arbeit großes Aufsehen erregt und würdige Anerkennung ge funden hat, so erhellt seine menschliche Größe doch nicht aus diesem literarischen Werke, sondern aus der unvergleichlichen Tätigkeit, die er als Gründer und 8piritu3 rector der Firma Gebrüder N6vai Jahrzehnte hindurch mit unermüdlichem Eifer, mit ausdauernder Ge duld entfaltet hat und die sich einigermaßen in seinen, auch aus literarischem Gesichtspunkte höchst wertvollen Briefen an seinen Bruder und an seine Söhne spiegelt. Besonders die Briefe an den Bruder zeugen von einer so wunderbaren Seele, von einer so stau nenswert richtigen Beurteilung der damaligen Verhältnisse, von solch zielbewußtem Wollen und solch zäher Ausdauer, wie sie nur den wirklich Großen, den wirklich Wertvollen beschieden sind. Es sei mir gestattet, an der Hand dieser Briefe in Geist und Seele dieses außergewöhnlichen Menschen hineinzuleuchten. Wie treffend' urteilt er über die Zustände in dem damaligen Pest Ende der sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts, wenn er seinem Bruder Leo schreibt: »Hier ist im allgemeinen ein reicher, gesegneter Boden eben sowohl für unser Geschäft als im allgemeinen für jedes. Bei nur einiger Fähigkeit und Umsicht muß hier ein jedes vernünftiges Unternehmen gedeihen und bietet alle Chancen für die Zukunft. Anders ist dies in Staaten und Städten, wo die Kultur im allge meinen weit vorgeschritten, wo auf jeden Posten so viele Kon kurrenten, für jedes Unternehmen so viele Spekulanten in die Schranken treten. Unser Geschäftszweig hat in den jüngsten Jahren einen bedeu tenden Aufschwung in Pest und dem ganzen Lande gemacht: nicht immer und überall sehen wir aber die geeigneten, gehörig instru ierten Individuen als Letter der Unternehmen. Kenntnis der Platz- und Landesverhältnisse ist bei den Zuständen, wie den un seren, Hauptbedingung, und in dieser Beziehung hast Du vor vielen Idioten oder auch gut gebildeten ausländischen Kollegen viel voraus, daher Deine Zukunft dcmLande gelten soll, und dieselbe hier mehr gesichert erscheint.« *) Übersetzung aus seinem Buche: »Schriftsteller, Bücher, Ver leger«.
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