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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.01.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-01-10
- Erscheinungsdatum
- 10.01.1912
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- Deutsch
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^ 7, 10. Januar 1912. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dychn. Buchhanvel. 377 der Erzeugung solcher Bücher dieser Wetteifer nicht entstehen kann, die Güte und Wohlfeilheit der Gymnasial-Schulbücher bei aller Sorgfalt der Regierung nie erreicht worden ist.» Daß im Jahre 1869 auch das staatliche Privileg der Herausgabe von Volksschulbüchern aufgehoben wurde, war für den privaten Verlag von geringer Bedeutung, da der k. k. Verlag, mit allem Hochdruck arbeitend, die freie Auswahl der Schulbücher illusorisch machte, so daß dem privaten Verlage die Lust zur Konkurrenz verging. Es ist interessant zu sehen, wie fast mehr noch als der Buchhandel, die Pädagogen immer wieder gegen das Staatsinstitut^ an kämpfen. Treffend faßt ein Artikel der -Freien pädagogi schen Blätter« (1891 Nr. 29) die Bedenken gegen jede Monopolisierung der Schulbücher in den Worten zusammen: -Für den Lehrerstand bedeutet dies die Unterbindung einer Hauptader geistigen Lebens und für die Jugend eine unbe rechenbare Verkürzung an geistiger Nahrung«. Und einer der größten Schulmänner, die in Österreich gewirkt haben, Dittes, schloß am 23. Februar 1877 eine Rede im öster reichischen Abgeordnetenhause mit den Worten: »Ich bin der festen Überzeugung, daß derjenige österreichische Minister, der nichts weiter leisten würde, als dieses Institut zu beseitigen, sich für alle Zeit einen ehrenvollen Namen gesichert haben würde«. Besonderes Interesse verdient noch der vom Verein der österreichisch-ungarischen Buchhändler in einer Denkschrift auf das exakteste geführte Beweis, daß die Bücher des k. k. Schulbücherverlages trotz geringerer Verfasserhonorare erheb lich teurer waren als die des frei konkurrierenden reichs- deutschen Privat-Verlags. Nun wird das königliche Kultusministerium darauf Hin weisen können, daß, als im Jahre 1892 Gerüchte auftauchten, die k. preußische Regierung beabsichtige eine Verstaatlichung der Lesebücher, Graf Zedlitz im Abgeordnetenhause in seiner Beantwortung einer Interpellation sagte: -Ein solcher Un sinn ist mir noch niemals in den Sinn gekommen. Aber, meine Herren, ich gehe noch weiter. Auch meine Vorgänger, auch meine verehrten Herren Mitarbeiter, haben niemals eine» Gedanken gehegt, der das zum Ausdruck bringen könnte«. Der Unterzeichnete Vorstand ist überzeugt, daß auch das gegen wärtige Ministerium derselben Ansicht ist, er sieht aber in dem Entstehen einer Anzahl von ganzen oder halben Privatmonopolen eine ebenso große Schädigung wie im Staatsmonopol. Und die Gefahr solcher Privatmono pole scheint uns gerade durch die erwähnten Erlasse in große Nähe gerückt zu sein. Die Erlasse wollen möglichste Ein heitlichkeit der Lehrbücher für jede Provinz, ja -volle Ein heit« soll sich ohne Schwierigkeiten in einzelnen Unterrichts fächern, wie z. B. dem Deutschen und der Naturkunde, herbei führen lassen! Gewiß, man wird sich bemühen, das beste Buch für jeden Gegenstand herauszufinden. Ob das aber bei dem Filtrierungssystem, dem System der Begutachtung und Superbegutachtung immer gelingt, ob nicht vielmehr schließlich durch einen Federstrich die mühselige individuelle Arbeit vieler Verfasser und das Kapital vieler Verleger nutzlos geopfert wird? Hat das approbierte Buch eine ganze Provinz, ja voraussichtlich bald mehrere oder gar den ganzen Staat erobert — denn warum bei einer Provinz Halt machen? —, woher soll dann ein anderer Verfasser oder Verleger den Mut nehmen, viele Jahre mühseliger Arbeit, bzw. viele Tausende von Mark zu opfern, um das Monopol buch aus dem Felde zu schlagen? Es wird vielmehr gehen wie in Österreich, wo ja formell auch das Monopol des k. k. Lehrbücherverlages für Volksschulbüchec nicht mehr be steht, aber der tatsächliche Vorsprung des Instituts die private Konkurrenz erdrückt. Die neuen preußischen Verordnungen erschweren in vielen Fällen jeden Versuch noch dadurch, daß in Zukunft Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 79. Jahrgang. ein Unterrichtswerk, das aus mehreren Teilen besteht, erst vorgeschlagen werden darf, wenn alle Teile vorliegen. Hat aber nicht in sehr zahlreichen Fällen der zunächst nur bescheiden für ein oder zwei Klassen gemachte Versuch eines Verfassers zu den vortrefflichsten mehrklassigen Werken ge führt, indem der Verfasser erst das Lehrbuch für die unteren Klassen schuf und nach dessen Erprobung Stufe auf Stufe setzte, und ist es angebracht, auf die Fixigkeit eine Prämie zu setzen, mit der schnellfertige Verfasser, eit venia vorbo, pädagogische Blumenthal-Kadelburgs, im Kompagniegeschäst nach einer Änderung des Lehrplans ein Lehrbuch für so und so viele Klaffen auf den Markt werfen? Aber nicht nur einzelne Bücher werden einen Monopol charakter annehmen und alle anderen erdrücken, sondern immer schneller wird der Schulbücherverlag das Monopol einzelner Firmen werden. Bisher gibt es eine große Anzahl kleinerer und mittlerer Schulbücherverleger, die zumeist auch noch den wissenschaftlichen Verlag gepflegt haben, und es verdient wohl hervorgehoben zu werden, daß gerade diese Verleger manch' aufstrebendes Talent in der Lehrerschaft und in der Gelehrtenwelt in den Sattel gesetzt haben, eine produktive Tätigkeit, der sich der Großverlag nur in verhältnismäßig beschränktem Maße unter zieht und unterziehen kann, schon weil dabei das Vertrautsein mit der Persönlichkeit und der persönlichen Leistungsfähigkeit des Verfassers eine Rolle spielt. In Zukunft droht das Verlegen von Schulbüchern eine Art Lotterie mit einigen großen Einsätzen und ganz wenigen, aber entsprechend großen Gewinnen zu werden. Da kann der kleine und mittlere Verleger nicht mittun, der großkapitalistische Zug der Zeit wird also künstlich beschleunigt werden, und zwar auf einem Gebiete, das dem individuellen Schaffen Raum lassen sollte. Eins kommt aber bei dieser Lotterie noch hinzu: Wer die Kunst versteht, die als Gutachter wirkenden Personen ge schickt zu bearbeiten, gute Beziehungen auszunutzen, einflußreiche Verfasser zu gewinnen, der hat erheblich größere Aussichten, in dieser Lotterie zu gewinnen als andere, die nur ans die Güte ihrer Sache vertrauen. Damit soll kein Mißtrauen gegen die zur Entscheidung berufenen Personen ausgesprochen sein, die gewiß das Beste wollen, aber es wäre eine Selbsttäuschung oder Schwäche, wollten wir nicht auch Ew. Exzellenz gegen über diese Besorgnis sreimütig zum Ausdruck bringen. Die Versuchung, in dieser Lotterie dem Glücke durch Ausnutzung guter Beziehungen nachzuhelfen, ist immer vorhanden gewesen, sie wächst mit der Seltenheit und Höhe der Gewinne. Übung wird auch den Meister dieser Kunst machen. Der Verfasser des eingangs erwähnten Aufsatzes hat eingehend und zutreffend das Gewicht der Gründe kritisiert, die mutmaßlich zu dem Streben nach größter Vereinheitlichung der Lehrbücher geführt haben. In diesem Punkte sei ganz auf seine Ausführung Absatz 3—7 verwiesen. Wenn er so dann im zweiten Absatz sagt, daß die neuen Grundsätze, daß das ganze oder halbe Monopol zu einer Verknöcherung eines wichtigen Bildungsmittels führen müssen, so geben ihm die in Österreich mit Monopolbüchern gemachten Erfahrungen recht. Gewiß, auch solche Monopolbücher werden verbessert werden — nach bestem Vermögen —, aber ein stetiger methodischer Fortschritt, wie er sicher ist, wenn mehrere Bücher nebeneinander bestehen, deren Verfasser und Verleger miteinander wetteifern, ist ausgeschlossen. Viele der besten Lehrbücher stnd nicht durch Verabredung oder Befragung und Begutachtung von souudfo viel Lehrern und Schul räten, sondern von einzelnen besonders tüchtigen Verfassern geschossen worden. Dieses individuelle Schassen wird unter bunden, und damit geht in vielen Fällen die Lust an geistigem Schaffen überhaupt, ein Jmponderabile von größter Bedeutung, verloren. ><
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