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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.05.1900
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- 1900-05-03
- Erscheinungsdatum
- 03.05.1900
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3412 Nichtamtlicher Teil. HS 101, 3. Mai 1900. bei Faulhaber, einem Diener der Wahrheit, wurde sehr gebrand markt. Die -Wechselreiterei- stand bei der »Haller Industrie-, wie Faulhaber seine Firma genannt hatte, in hoher Blüte und führte zu ganz verwerflichen Manipulationen, ja es wurde nicht gescheut, von obskuren Bankhäusern Gefälligkeitswechsel, die nie eingelöst wurden, gegen Provision zu beziehen. Faulhaber hat im Jahre 1891 seinen Neffen Walter Herwig, gebürtig von Weiler zum Stein, als Sekretär zu sich berufen. Dieser hatte eben seine Lehre in Stuttgart absolviert und nahm die neue Stellung trotz Widerratens seines Lehrherrn und seiner Freunde an. Unter den Bannkreis seines hochbegabten Oheims gekommen, der hohen Zielen nachjagte und seine Pläne mit zäher Ausdauer verfolgte, erreichte Herwig bald einen solchen Grad von Selbständigkeit, daß letzterer für den jugendlichen Mann schließlich verhängnisvoll wurde. Er sah sich berufen, für eine ideale Sache, die Faulhaber eine »Reichsgottessache- nannte, in rastlosem Streben wirken zu dürfen, er entwickelte eine enorme Arbeitskraft und gönnte sich nur wenige Stunden der nächtlichen Ruhe, er fühlte sich, wie sein Verteidiger sich ausdrückte, als den »Reichsgottes kaufmann-. Hatte er von kaufmännischer Buchführung und Wechsel wesen keine Kenntnisse mitgebracht, so suchte er diesen Mangel nach und nach auszugleichen. Er war nicht nur der Leiter der Buchhandlung, sondern der ganzen ausgedehnten -Industrie-. Faulhaber verstand von der Buchführung, den kaufmännischen und technischen Wissenschaften überhaupt nichts und verschuldete da durch in erster Linie die mehr als saloppe Buchführung, die haupt sächlich Faulhabers Verurteilung wegen Bankerotts verursachte. Am 2. März 1893 hatte Faulhaber seine -Buchhandlung für innere Mission- um bar erhaltene 20 000 an die Vermögens- Verwaltung der Fürstin Hohenlohe-Langenburg verkauft, wogegen ihm gegen jährlich zu bezahlende 800 der Betrieb der Buch handlung überlassen blieb. Im Januar 1899, als Faulhaber in besonders großen Finanznöten lag, verkaufte er gleichwohl eben diese Buchhandlung an den Zeugen Dietze in Frankfurt a. M. um bare 30 000 ohne von dem früheren Verkaufe etwas zu erwähnen. Jetzt glaubt Faulhaber geltend machen zu können, daß er beim letzten Verkauf den ersten vollständig vergessen habe, trotzdem er während der ganzen Verhandlung in sonstigen Dingen ein geradezu eminentes Gedächtnis für die allerkleinsten Details bekundete, trotzdem er in den letzten Jahren stets öfters an die Zahlung der oben genannten 800 erinnert werden mußte und trotzdem in den Jahren 1894—1896 zwischen ihm und Herwig öfters das Bedauern ausgesprochen worden war, daß die »Buch handlung- nicht zu verpfänden sei, weil sie der Fürstin gehöre. Ferner bezeugten Domänendirektor von Röder und Domänenrat Mutschler von Langenburg, daß zwischen ihnen und Faulhaber kurz vor dem zweiten Buchhandlungsverkauf, am 27. Dezember 1898, von dem ersten Vertrag ausdrücklich die Rede gewesen sei, was aber Faulhaber in Abrede stellte. Er blieb der große Optimist bis zum Zusammenbruch. Bekannt wurde seine Buchhandlung durch den Verlag seines Familienblattes und seines Kalenders, die vielfach in den verschiedenen Teilen des Reiches unter Separat titeln erschienen, und durch den Verlag seiner eigenen Werke, be sonders des Buches -Das goldene Zeitalter der Zukunft-. Der Verlag wurde aus dem Konkurse an ein Konsortium verkauft und nach Stuttgart verlegt. Die Verquickung der -idealen- Diakonie mit der -realen» Industrie war eine unheilvolle. Der »Schwarzwälder Bote-, eine der verbreitetsten Zeitungen Württembergs, schreibt in einem Ar tikel vom 26. April, der ganz besonders in seinem Schluffe fin den Buchhandel von Interesse ist: »Landgerichtspräsident von Schoder zollte Faulhaber volle Anerkennung für die Gründung des Haller Diakonissenhauses und die Leitung der ersten Jahre, auch für die Absicht, durch die Gewinne aus seiner Industrie das Diakonissenhaus finanziell zu unterstützen, doch sei es verwerflich, über fremde Mittel in einer solchen Weise zu verfügen, wie es hier geschehen ist, wodurch viele kleine und auch reiche Leute um so große Summen gekommen sind und namenloses Elend in zahl reiche Familien getragen wurde.» Betreffs Herwigs erwähnte der Präsident, daß dieser ein Gegenstand des Bedauerns sei, da er als junger, reichbegabter Mann in den Bannkreis seines hohen Zielen nachjagenden Oheims gekommen und durch dessen Einfluß in diese Geschichten hineingeraten sei. Der Artikel sagt weiter: -Die Sühne ist nun erfolgt, doch ist dem religiösen Bewußtsein in den protestantischen Kreisen des deutschen Volks durch Faul haber viel Schaden erwachsen. Die christliche Kolportage geht viel leicht geläutert daraus hervor, wenn die Geistlichen einsehen, daß auch vor Faulhabers Gründung seiner -Buchhandlung für innere Mission- die deutschen Buchhändler und Buchbinder schon Gesang bücher, Gebet- und Erbauungsbücher, Wandsprüche und Kalender verkauft und vertrieben haben und Faulhaber nur diesen Geschäfts leuten einen großen Teil ihrer festen Einnahmen weggenommen hat. Das sollte von der Geistlichkeit zu allerletzt geschehen, denn > die Erhaltung und Hebung des Mittelstandes ist doch viel zu wichtig. Mögen die Geistlichen immerhin solche Schriften ver breiten, von denen sie wissen, daß Buchhändler und Buchbinder sich nicht damit befassen. Die Industrie, wie sie von Faulhaber mit dem Diakonissenhaus verquickt wurde, hätte der Gründer der christlichen Religion aus dem idealen Tempel hinausgejagt, wie einst die Krämer aus dem Tempel zu Jerusalem. — Hätte Faul haber als Reiseprediger für das Diakonissenhaus weiter gewirkt, wie anfangs, so hätte er große Summen zusammengebracht, denn er verfügte über eine zündende, hinreißende Rednergabe. In seiner Armenindustrie, der Fabrikation von Drahtbörsen, zahlte er, wie der jetzige Leiter derselben in der Verhandlung bezeugte, wahre Hungerlöhne, und er kalkulierte dabei als Nichtkaufmann derart, daß er jährlich 7000 daran verlor. Deshalb sollten die Geist lichen sich nicht mit der Industrie befassen, denn ihr Beruf weist sie auf die Höhen der Menschheit. Die Synoden sollten dafür Sorge tragen, daß jede Art von Industrie und Handel von der Person des Geistlichen ferngehalten wird, damit die Gläubigen mit jener Ehrfurcht zu ihnen aufsehen können, die ihnen gebührt.» Norwegischer Einfuhrzoll. — Nach dem neuen, vom 1. April d. I. ab geltenden norwegischen Zolltarif wird auf Bücher fremdländischen Verlages in norwegischer Sprache bei der Einfuhr nach Norwegen kein Zoll mehr erhoben. Auktion Jauner (vgl. Nr. 98, 99 d. Bl.). — Aus der durch die Firma S. Kende in Wien bewirkten Versteigerung von Kunst werken aus dem Nachlasse des Theaterdirektors Franz Jauner seien hier noch folgende Preise für Gemälde mitgeteilt: Ein Bild von Gauermann (die -Fuchsfamilie-) wurde von vr. Pick um den Preis von 1105 fl. angekauft. Das hier schon erwähnte Bild von Makart, -Der Stammhalter-, wurde um 1030 fl. von Herrn Gredel gekauft. Es stellt einen kleinen blonden Knaben im weißen Kinder kleide dar, der die rechte Hand auf die Lehne eines Armstuhles stützt und vor einer roten Draperie steht. Das Bild -Die rote Cenzi- von Defregger erzielte 340 fl.; zwei Portraits von Heinrich Füger 320 fl. und 60 fl.; eine Flußlandschaft bei Mondenschein von Haanen 400 fl.; zwei Bilder von C. Marko, italienische Ideal- Landschaften, 930 fl. und 870 fl.; O. Richters -Firnes- 295 fl. Pariser Weltausstellung. — Der Präsident der franzö sischen Republik Loubet besichtigte bei seinem Eröffnungsrund gange durch den großen Kunstpalast am 1. Mai mit großem Interesse die deutsche Abteilung, an deren Eingänge er von dem deutschen Generalkommissar Geheimrat Richter begrüßt wurde. Der Präsident sprach Geheimrat Richter seine Bewunderung über die prächtige und stimmungsvolle Ausschmückung der deutschen Säle aus. Altersrentenkasse. — Wie wir hören, haben Herr Kom merzienrat Stadtrat Franz Wagner in Leipzig und dessen An gehörige in dankenswert fürsorglicher Weise als Grundstock einer Altersrentenkasse für das Personal der Firma Franz Wagner in Leipzig eine Familienstiftung im Betrage von 100 000 gemacht, deren Zinsertrag verdienten alten Mitarbeitern des Hauses bei eintretender Arbeitsunfähigkeit zur Stütze gereichen soll. Schriftsetzerstreik. — Infolge des Arbeitsausstandes der Schriftsetzer in Amsterdam haben sich die Leiter der dortigen Zeitungen dahin geeinigt, ein gemeinsames, mit der Setzmaschine hergestelltes Blatt mit einem gemeinsamen Kopf herauszugeben. Das Blatt soll morgens und abends erscheinen. — Vom -Nieuws- blad voor den Boekhandel- kam uns die Anzeige zu, daß dieses Fachblatt vorläufig nicht regelmäßig wird erscheinen können. München-Dachauer Aktiengesellschaft für Ma- schinenpapierfabrikation in München. — Die General versammlung am 28. April genehmigte die sämtlichen Anträge des Aufsichtsrats. Die Restdividende von 130 ^ gegen Coupon Nr. 65 gelangt sofort zur Auszahlung. Aus dem Jahreserträgnis 1899 wurden demnach zuzüglich der im November 1899 gezahlten Ab schlagsdividende 18 Prozent Dividende (i. V. 17°/„) verteilt. Personalnachrichten. Auszeichnung. — Dem Verlagsbuchhändler und Redakteur Herrn August Mi eck in Prenzlau ist von Sr. Majestät dem König von Preußen der Charakter als Kommissionsrat ver liehen worden. fi Michael Munkacsy. — Der berühmte ungarische Maler Michael Munkacsy, der vor einigen Jahren in eine schwere Nervenkrankheit verfiel, ist am 1. d. M. in der Heilanstalt Endenich bei Bonn gestorben.
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