Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.07.1936
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- 1936-07-28
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- 28.07.1936
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Nummer 173, 28. Juli 1936 Auge des Beschauers den ersehnten Ruhepunkt. Knallig gelbe oder giftig grüne, viel zu große Preisschilder fallen mißtönig heraus und erzeugen in einem erbitterten Kampf um die Vorherrschaft mit nicht minder grellen Reklamestreisen ein chromatisches Durch einander, das immer wieder den Blick von einem Farbfleck zum anderen reißt. Eine verschossene, vielleicht ehemals braune oder graue Stossunterlage bildet den Untergrund, von dem freilich nur wenig zu sehen ist. Im Hintergründe stehen Reihen dünner Papp- bändchen, deren Rückenbeschriftung ohnehin niemand lesen kann, oder die ehrfurchtheischenden goldstarrenden Bände der Lexika. Die Schaufensterscheibe ist ebenso wie die Ladentür mit mehreren Reihen Zeitschriften behängt, die den Blick nach innen verwehren. Eine schlechte Beleuchtung vervollständigt den Eindruck, daß dieser Sortimentsbuchhändler sein Schaufenster als Sprachrohr zum Bücherkäufer nicht zu meistern versteht. Leider enttäuschen auch große Buchhandlungen in dieser Hin sicht. In ihren Riesenschaufenstern muß die Überfülle der gezeigten Bücher erdrückend wirken, wenn nicht eine strenge Gruppierung und betont räumliche Sonderung in Abteilungen oder Interessen gebiete beobachtet wird. -»Gruppierung« — damit ist nicht gemeint, daß man zehn oder zwanzig Bücher in Gruppen von je drei oder fünf Exemplaren zeigt, sondern das Gesamtbild des Schaufensters muß sinnvolle Gliederung ver raten. Diese ist durch sorgsam gewählte Farben der Unter- bzw. Hintergründe und durch kraftvolle farbige Kontraste zu erzielen. Zur zweiten Gruppe gehören alle jenen Schaufenster, denen man Überladung nicht nachsagen kann, denen man vielmehr deutlich anmerkt, wie der Buchhändler bestrebt war, verhältnis mäßig wenig Bände in geschickter Anordnung zu zeigen, werbe kräftig auf farbige Untergründe oder vor farbige Hintergründe gestellt. Mit einfachen Mitteln sind aus Reihen-Bänden dekorativ wirkende Streifen gestaltet. Geschmackvolle Plakate, die für das Buch werben, oder Sinnsprüche in Gold- oder Silbcrschrift ver vollständigen das Ganze. Man merkt sogleich, daß der Gestalter einer solchen Bücherauslage die Hilfsmittel der Schaufenster dekoration kennt und erfolgreich bestrebt ist, von Fall zu Fall seinem Schaufenster eine eigene Note zu geben — auch in far biger Hinsicht. Die dritte Gruppe endlich wird durch jene wenigen Schaufenster repräsentiert, die deutlich verraten, daß sich bei ihrem Gestalter zum sachlichen Können der reife Geschmack des Schau fensterdekorateurs und das überlegene Wissen des Werbefachmanns gesellt. Gestaltung der Außenfront des Ladens und Firmenschildes stehen hier mit der Schaufenster-Ausstattung in harmonischer Übereinstimmung. Große, sorgsam gewählte farbige Flächen stei gern die Wirkung der ausgelegten Bände außerordentlich und schaffen jene intimen Wirkungen, deren man als Büchcrleser be darf, um die Schätze, die ein Buch bietet, in sich aufzunehmen. Eine Büste, ein Blumenstrauß, vielleicht auch eine Tischlampe, ein Stilleben aus alten Folianten und einem Globus bestehend, unter Umständen auch eine alte Landkarte oder ein gerahmtes Kunstblatt steigern die Wirkung solch eines Schaufensters, von dessen gepflegtem, kultiviertem Aussehen man auf den Buch händler schließt. Man gewinnt den Eindruck, daß man gerade hier gut beraten ist, und diese Überzeugung strahlen die gezeigten Stücke aus Grund ihrer Auswahl und Anordnung aus. Zugegeben: maneycr wird vielleicht gerade das Buch, das er sucht, in einem solchen Schaufenster nicht finden, aber er hat das Gefühl, daß er i m Laden das Gewünschte erhält, auch wenn cs an entsprechenden Hinweisen fehlt. Mehrere kleine Schaufenster sind naturgemäß immer gün stiger als ein Riesenschaufenster, denn die Spezialisierung wird dem Buchhändler automatisch nahcgelegt. Aber man kann ein großes Schaufenster teilen. Durch Ausschlagen mit dunklem Stoff, Samt oder auch Papier, durch schmale Streifen aus Gold- oder auch Silbcrkarton lassen sich Felder schaffen, die, entsprechend beschriftet, dem Beschauer das Aufsuchen unendlich erleichtern. Dann kann man Bücher über Kunst, über Reisen und Wandern, Kinderbücher usw. in individueller Aufmachung zeigen. Geschickte Schlagzeilen müssen in wenigen Wörtern, unter Umständen'in der Form einer Frage die Aufmerksamkeit des Vorübergehenden so fesseln, daß er einen Augenblick verweilt. 884 Die Wirkung des guten Schaufensters beruht also l. in der geschmackvollen Raumaufteilung und Anord nung, 2. in der Beschränkung auf eine nicht so großeZahl auserlesenerWerkein guter Gruppierung, 3. in der wohldurchdachten farbigen Gestaltung. Die individuelle und effektvolle Note des Schaufensters wird durch die Farbe nachdrücklich bestimmt, und je sinnvoller das Ganze, desto stärker und nachhaltiger wird die Wirkung sein. Die Farben erschließen verschiedene Stim mungswelten. Man erinnere sich, daß eine blaue Fläche durch aus anders auf uns einwirkt als eine rote, eine blaßgrüne anders als eine tiefgrüne usw. Gelbe, braune oder orangefarbene Bände werden sich immer Prächtig von tiefem Blau abheben. Eine blaue Fläche, durch schmale Silberstreifen (Karton) in der Wirkung erhöht, gibt einen prachtvollen Untergrund ab. Scharlachrot als Hintergrund mutz schon sehr tief sein, um nicht allzu stark vorzudrängen und den Blick von den Bänden ab und auf sich zu lenken. Man wird bald merken, welche Reizstärken den Farben innewohnen, welche miteinander harmonieren, welche sich steigern oder gegenseitig abstoßen. Energisches Dunkelgrün mit grauen oder blaßgrünen Streifen, Scharlach mit silbernen Linien, warmes Orange, durch Schwarz abgesctzt, Dunkelblau mit Silber oder Grau geben effektvolle Rahmen für kräftig getönte farbige Einbände. Es gilt, das Schaufenster jeweils auf einen besonderen Farbenklang einzu st eilen, etwa: Dunkelbraun, Patinagrün und Silber (Rähmchen, Streifen, Schilder usw.); Dunkelgrün, Grau und Gold usw. Den gesamten Hintergrund und die eigentliche Ausstellungs- släche des Schaufensters kann man in Felder zerlegen. Dies be wahrt vor Überladung und pedantischer Anhäufung der Bücher. Schon durch die beherrschende Farbe lassen sich Empfindungen beim Beschauer auslösen, auf die der Sortimenter Wert legt. In der Zeit des Reifens und Manderns kann für all die Rcise- und Städtesührer, für Fahrpläne und Kursbücher, für Wald-, Pilz- und Schmetterlingsbücher doch wohl nur Grün als Unter grund in Frage kommen. Aus dieser Farbe weht symbolisch der Hauch des Waldes und der Duft der Wiesen; sie bildet so den besten Rahmen für jene Bücher, die uns die Schönheiten der Natur, des Reisens und Manderns erschließen wollen. Ein ent sprechender Spruch, ein Bild, das in die Ferne lockt, das Groß- photo eines Eisenbahnznges, eine Landkarte oder ein Globus, vielleicht auch ein Rucksack mit Wanderstab oder ein Wegweiser mögen stimmungschaffendc Beigaben sein: das Grün in seiner beherrschenden Fläche bleibt als farbige Dominante das große Stimmungsmoment. Oder eine Ausstellung von Kinderbüchern: hier muß ein lustiges Spiel farbiger Kreise oder Quadrate den farbenhungrigen Blick des Kindes einfangen und auf die bunte Pracht der Bilder und Märchenbücher hinlenken. Es ist gebieterische Pflicht, auf die Psyche jener Kreise Rücksicht zu nehmen, an die man sich wendet. Lebhafte Farben sind daher bestimmt dort am Platze, wo man sich an Kinder oder an die Landbevölkerung wendet. Weihnachtsschaufenster in tiefem Nachtblau und Silber, eine Sondcrschau von Werken über Luftfahrt in lichtem Azurblau, ein Schaufenster von Werken über Heerwesen in den charaktervollen Schutzfarben gegen Fliegersicht geben sinnvolle farbige Rahmen, die die Wirkung der ausgestellten Bände bewußt steigern. Man kann also von nichtssagenden Farbengebungen, die niemand wehe tun, aber auch unbeachtet bleiben, absehen und sich zu einer betonten Farbigkeit bekennen, die freilich mit ordinärer Grellfarbigkeit oder Disharmonie nichts gemein hat. Denn darüber bleibe man nicht im unklaren: Disharmonien lassen stets auf wenig entwickelten Farbensinn und Unkenntnis der ele mentarsten Regeln der Farbenlehre schließen. Es ist ein Trug schluß, von einer »Anziehungskraft des Häßlichen« zu sprechen und damit die Wahl disharmonischer Farben rechtfertigen zu wollen. Ein den meisten Menschen eigenes »ästhetisches Elcmentar- gefühl« läßt sie Disharmonien ablehnen und harmonische Farben klänge bevorzugen. Unter »Farbenharmonie« versteht man eine Zu sammenstellung mehrerer Farben zu einem Farbenklang von vollende ter Schönheit. Eine wahrhafte Harmonie wird nie einseitiges über-
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