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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.01.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-01-28
- Erscheinungsdatum
- 28.01.1909
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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- Saxonica
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^ 22. 28. Januar 1909. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel 1187 Ungarn. Für das Jahr 1907 verzeichnet Perles' Adreßbuch in Ungarn insgesamt 754 Buchhändler in 225 Orten, wovon aber auf Budapest allein 198 Firmen entfallen. Die Gesamtorganisation des un garischen Buchhandels ist der des deutschen und österreichischen ähnlich. Auch haben viele ungarische Firmen in Wien und Leipzig ihre Kommissionäre. Viele der ungarischen Buchhändler sind Mitglieder des »Vereins ungarischer Buchhändler«. Dieser Verein hat es zur Regel gemacht, daß ein Kundenrabatt von höchstens 10^ ge stattet sei, doch soll er nur auf Verlangen gegeben werden. Als Zentrale des ungarischen Buchhandels ist Budapest anzusehen. Dies ist auch der ungarische Kommissionsplatz, in dem nach Perles, Adreßbuch 18 Kommissionäre insgesamt 245 Sorti menter vertreten. Die ungarischen Verleger sind verpflichtet, ihre Waren franko Hauptkommissionsplatz zu liefern, und ebenso müssen die Sortimenter die Spesen auf ihre Remittenden bis zum Kommissionsplatz tragen. Alle bedeutenden Buchhändler sowohl Verleger als Sortimenter, haben Anschluß an den Kom missionsplatz, wo die Kommissionäre neben der Sammlung und Versendung von Beischlüssen den Zettelverkehr selbständig be sorgen, denn eine Bestellanstalt fehlt in Budapest. Außerdem besorgen sie die Bezahlung von Barpaketen, während Saldo zahlungen im allgemeinen direkt erfolgen. Der Sortimenter ge nießt oft einen beschränkten Kredit bei seinem Kommissionär. Die Vergütung der ungarischen Kommissionäre besteht aus einer nach dem Umsätze variierenden jährlich zu zahlenden Summe, aus den Berechnungen für die Verpackung der versandten Ballen und Kisten und aus einer Provision von 1A, für die eingelösten Barpakete. Selbständige Grossogeschäfte hat der ungarische Buchhandel nicht aufzuweisen: doch kommt es vor, daß große Sortiments geschäfte, die gleichzeitig Kommissionäre sind, von ihrem Lager Aufträge ausführen. Eine andere Art Grossogeschäfte befassen sich nur mit dem Vertrieb von Restauflagen, eins derselben gibt auch Kataloge heraus. In keinem Fall aber vertreiben sie Musi kalien und Lehrmittel. Auch mit der Herstellung von Einbänden befassen sie sich nicht. Zu erwähnen ist schließlich, daß Grosso geschäfte für den Vertrieb von Journalen und Zeitschriften existieren. Schlnßfolgcrnngen. Aus den vorstehenden Skizzen der Organisation des Buch handels in den einzelnen Ländern geht hervor, daß diese eine durchaus verschiedenartige ist. Sie ist abhängig von dem Umfange des Sprachgebietes, von der Verbreitung der allgemeinen Volks bildung, von der geschichtlichen Entwicklung der Staaten, von deren Stellung im Welthandel und von den Handelsgewohnheiten des betreffenden Volkes. Wir finden in dem einen Lande Entwicklungsstadien, die in dem anderen seit Jahrhunderten überwunden sind. Hier hat die Organisation Formen angenomen, die einerseits an das Zunft wesen, andererseits an moderne Kartelle erinnern, dort hat sich der Handel ohne jene Fesseln wie bei jeder anderen Ware aus gebildet. In dem einen Lande suchen kapitalkräftige Großunter nehmungen den Zwischenhandel zu zentralisieren, in dem anderen hat die Gesamtheit der vereinigten Verleger und Sortimenter den Zwischenhandel in genossenschaftlichen Formen fast mono polisiert. In dem einen Lande wickelt sich der Kreditverkehr mit monat lichen Fristen ab, in dem andern werden nicht nur Jahreskredite gewährt, es wird auch gestattet, die unverkaufte Ware erst im zweiten Jahre oder noch später zu bezahlen. Hier verkehren Sortimenter und Verleger ausnahmslos direkt miteinander, dort haben neue wirtschaftliche Gebilde die Vermittlung über nommen. Diese Geschäfte weisen ihrerseits auch wieder durchaus verschiedenartige Formen auf: teils sind es Speditions- und Bank geschäfte mit wichtigen Funktionen auch im Kreditwesen, teils sind es Großsortimente. Diese letzteren folgen in dem einen Lande ausschließlich den Bedürfnissen, die ihnen aus dem Kreise der Sortimenter bekannt werden, in dem anderen Lande sind sie es, die als Hauptabnehmer der Verleger häufig das Schicksal eines Buches bestimmen. Auch die Rechtsform dieser Zwischengeschäfte ist eine durchaus verschiedenartige: hier sind es Großbetriebe im Besitze einzelner, dort haben sich die Verleger oder die Sortimenter im Verein mit den Verlegern zusammengeschlossen und die Vertretung ihrer Interessen in der buchhändlerischen Zentrale einem genossen schaftlichen Unternehmen anvertraut. Höchst interessant ist es auch, welche verschiedenen Wege auf dem Gebiete der Spezia lisierung in den einzelnen Ländern eingeschlagen werden: in dem einen Lande ist Buchdrucker, Verleger und Sortimenter häufig noch in derselben Person und sFirma vereinigt, in dem andern hat sich Verlag und Sortiment streng geschieden; wieder in einem anderen Lande hat sich die Spezialisierung nach Wissen schaften vollzogen. In diesen ist der Verleger, Sortimenter und Antiquar einer wissenschaftlichen Spezialität in einer Person vereinigt. In dem einen Lande ist der Sortimenter der klug rechnende Kaufmann, der den Massenabsatz gut rabattierter Tagesliteratur zu fördern sucht, in dem andern ist es der bescheidene, mit der Wissenschaft in enger Fühlung stehende Arbeiter, der mühsam die Gräben anlegt, durch die die wissenschaftlichen Arbeiten des Gelehrten den zerstreutenlJnteressenten zufließen sollen, — in wieder einem anderen Lande ist er nur der^Agent des mächtigen Verlegers irUder fernen Hauptstadt Ähnlich liegen die Verhältnisse in der Kundenrabattfrage: in dem einen Lande wacht eine straffe Standesorganisation darüber, daß die vom Verleger festgesetzten Ladenpreise von allen Beteiligten fest eingehalten werden, in dem anderen Lande herrscht durchaus freier Wettbewerb: der Verleger liefert fast zu denselben Bedingungen an seine großen Abnehmer aus dem Publikum, zu denen er an die Sortimenter liefert. Es ist klar, daß in diesen Ländern der Bruttogewinn nur ein sehr bescheidener sein kann, und daß das Sortiment nur dann rentabel ist, wenn es sich in der Hauptsache mit dem Vertriebe von Massenartikeln beschäftigt. Es wäre vermessen und zwecklos, wenn man bei diesen Ver gleichen die eine Form als die höhere Entwicklung bezeichnen wollte; es muß vielmehr angenommen werden, daß die Organi sation des Buchhandels in jedem Lande diejenigen Formen an genommen hat, die dessen wirtschaftlichen und geistigen Bedürf nissen am besten entsprechen. Die vorstehenden Schilderungen haben daher mehr theore tischen als praktischen Wert insofern, als der Vertrieb der na tionalen Literaturen in Frage kommt. Sie gewinnen an Bedeutung, wenn man den internationalen Ver kehr von einem Lande zum andern in den Kreis der Erörterung hineinzieht. Das Buch als Ware unterscheidet sich, gleichviel in welcher Sprache es geschrieben, in welchem Lande es veröffentlicht ist, in einigen nicht unwesentlichen Punkten von jeder anderen Ware. Das Buch ist Massenprodukt insofern, als eine größere Anzahl von Exemplaren hergestellt werden muß, um zu einem Verkaufs preise zu gelangen, der den Erwerber zum Kaufe anlockt. Das Buch ist aber auch ein geistiges Einzelerzeugnis insofern, als dem Erwerber im Einzelfalle nur mit einem ganz bestimmten Buche gedient ist, und insofern, als ein Exemplar ihm meist für alle Zeiten genügt. Die Organisation des Buchhandels muß also im In teresse der Bücherkäufer eine derartige sein, daß jeder Interessent in jedem Lande das Buch erhalten kann, das in irgend einem anderen Lande über einen bestimmten Gegenstand er schienen ist. Im Interesse der Verleger muß sie eine 154*
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