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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.08.1936
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1936-08-01
- Erscheinungsdatum
- 01.08.1936
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- Deutsch
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Grammatiker, dem vor allem auf dem Gebiete der seinerzeit so im argen liegenden Rechtschreibung das bis in unsere Zeit nachwirkenöe Verdienst eines großen Reformers und Spracherziehers zukommt. Man erinnere sich nur einmal des Wirrwarrs, in dem sich unsere sogenannte historische Rechtschreibung noch im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts befand. Fast jedes der Länder hatte seine eigene Schreibform, die Schule und Druckgewerbe vor allem in schein bar unlösbare Schwierigkeiten versetzte. In gemeinsamen Beratungen mit Vertretern des öffentlichen Lebens, der Wissenschaft, des Buch druckgewerbes und der Schule auf den sogenannten »Orthographischen Konferenzen« im Jahre 1876 und 1901 hat Konrad Duden das große Werk einer einheitlichen allgemeinverbindlichen Rechtschreibung schaffen helfen. Sein Verdienst daran ist so groß, daß er in die Geschichte der Einheitsbestrebungen als ihr eigentlicher Schöpfer ein gegangen ist. Die Orthographischen Konferenzen haben Dudens Re formvorschläge in den wesentlichen Teilen verwirklicht und aus ihrem Arbeitsplan sind auch seine grundlegenden Bücher hervorgegangen. Wir nennen nur sein »Orthographisches Wörterbuch« (1880) und seine »Rechtschreibung der Buchdruckereien deutscher Sprache« (1903), aus deren Verschmelzung der »Große Duden«, wie man kurz die letzte Auflage der »Rechtschreibung der deutschen Sprache und der Fremdwörter« nennt, entstanden ist. Das Werk entspricht in seiner neuesten von vr. Otto Basler unter Mitwirkung des Deutschen Sprachvereins, der Buchdrucker- und Korrektorenvereine und der Fachschriftleilungen des Bibliographischen Instituts bearbeiteten und erweiterten elften Auflage den für das Deutsche Reich, Österreich und die Schweiz gültigen amtlichen Regeln und berücksichtigt, indem es sich dem ständig wandelnden Sprachgebrauch anpaßt, auch alle Neubildungen der letzten Jahre. Damit bekommt das Duden-Werk einen allgemeingültigen Charakter. Auch für den deutschen Verlagsbuchhandel ist das Dudensche Nechtschrcibungswerk ein unentbehrliches Hilfsmittel bei der Druck legung der Verlagswerke. Wie oft der Verleger mit Autor und Setzer um die Übereinstimmung des Druckmanuskripts mit den amtlichen Rechtschreibungsregeln, wie sie im »Großen Duden« verankert sind, zu kämpfen hat, wird allen Berufsgenossen bekannt sein. Nicht wenige Schriftsteller haben ihre eigene Rechtschreibung, und die Schwierig keiten liegen nicht etwa nur in ihrer mangelhaften Kenntnis der heute gültigen Schreibformcn. Die noch nicht ganz ausgemerzten Un- sinnigkeiten und Fragwürdigkeiten, die selbst im »Duden« zu finden sind, und die von den Autoren oft mit gutem Recht und tiefbegründeter Überzeugung vorgetragenen Abweichungen von den amtlichen Regeln erschweren nicht selten die rechtschreibliche Reinheit und Einheitlich keit der Druckwerke. Der Verfasser weiß aus eigener druckgewerb licher und redaktioneller Berufserfahrung, mit welch geradezu fanati scher Besessenheit nicht wenige Autoren an der von ihnen gepflegten Rechtschreibung festhalten. Im allgemeinen aber ist als eine Art letzte Instanz nach wie vor der »Duden« für Verlagsbuchhandel und Druck gewerbe das entscheidende Orientierungsmittel im Gebrauch der deut schen Sprache. Das besagt nun aber nicht, daß wir das Werk Konrad Dudens als Abschluß betrachten müssen. Auch der heutigen Recht schreibung mangelt es nicht an Widersinnigkeiten, und es wäre ganz im Sinne Dudens, wenn man den von ihm gewiesenen Weg weiter- gehen würde, ohne daß man dabei einem überspannten Vereinsachungs- bedürfnis Rechnung tragen müsse. Haben doch auch heute noch deutsche Gaue und vor allem die deutschsprachigen Nationen wie die Schweiz und Österreich eigene Schreibformcn. Noch gibt es viele offenstehende Fragen und auch Änderungsvorschläge, wie sie von seiten der stets reformfreudigen Buchdrucker und Volksschullehrer gemacht wurden, und die man nicht ohne weiteres von der Hand weisen kann. Die Zeit wird kommen müssen, wo auch die letzten Hindernisse be seitigt werden, damit die völlige Einheit der Rechtschreibung alle Stände und Berufe unseres Volkes verbindet. Vor allem wäre die Beseitigung der griechisch-lateinischen Sonderschreibung, die Selbst laut-Verdoppelungen, die Beschränkung der Dehnungs-h usw. eine Aufgabe der Zukunft. Auch den Unsinnigkeitcn in der Zeichensetzung, in der noch allzusehr Willkür waltet, müßte zu Leibe gerückt werden. Es soll aber hier nicht gesagt werden, daß das letzte große Einheits werk, das mit der Sprachentwicklung Schritt hält, über Nacht ge schaffen werden kann. Von seiten der Verleger ist immer wieder auf die großen Schwierigkeiten hingewiesen worden, die die Inkraft setzung einer neuen Rechtschreibung mit sich bringen würde (so z. B. vr. F. Brandstetter im Börsenblatt 1932, Nr. 109). Diese Schwierig keiten können und sollen nicht geleugnet werden: doch der Einwand, daß dann die nach der alten Rechtschreibung gedruckten Bücher unver käuflich sein würden, ist ebenso wenig stichhaltig, wie er es v o r Duden gewesen ist. Auch Dudens Werk mußte erzwungen werden. Es dürfte aber heute keinen Verleger geben, der es missen möchte. Die Sprache ist ein lebendiger Organismus, der wächst und sich wandelt, und es würde geistigen Tod bedeuten, wenn die Einsicht der Hüter und Pfleger der deutschen Sprache nicht mitwachsen würde. Wenn sich in diesen Tagen Schule, Buchhandel, Druckgewerbe und Sprachpflege bewegung der großen Leistung Konrad Dudens erinnern, werden sie zugleich im Namen der gesamten Nation ihren Dank und ihren Willen zur Verpflichtung, in seinem Geiste weiterzuarbeiten, zum Ausdruck bringen. Jubiläen Das Bibliographische Institut in Leipzig, ge gründet 1826 in Gotha von Joseph Meyer, begeht am 1. August den Tag seines hundertzehnjährigen Bestehens. Es hat sich in dieser Zeit zu einem der bedeutendsten deutschen Verlagsunternehmen ent wickelt. Als Joseph Meyer begann, standen ihm zwei Handpressen zur Verfügung, auf denen er nur seine eigenen Werbeschriften drucken konnte. Auch alle übrigen Arbeiten erledigte er selbst. Heute finden in dem großen Gebäudekomplex am Täubchenweg in Leipzig fast tausend Menschen Arbeit und Brot. Meyers Lexika, Meyers Atlanten, Meyers Klassikerausgaben, Meyers Reisebücher, Brehms Tierleben, der Duden und vieles andere mehr sind die Verlagswerke, durch die das Bibliographische Institut an der Verbreitung deutschen Geistes in der Welt bedeutenden Anteil hat. Sämtliche Verlagswerke werden im eigenen Betriebe hergestellt, der Hand-, Maschinensetzerei, Schrift gießerei, Stereotypie und Galvanoplastik, kartographische und karto- lithographische Kunstanstalt, Offset-, Stein-, Buch- und Notations druckerei sowie Großbuchbindcrei und Tischlerei umfaßt. — Als ver legerische Hauptaufgabe betrachtet es das Bibliographische Institut, seine große Tradition zu pflegen und fortzusetzen, getreu dem Aus spruch seines Gründers: »Alle meine Bestrebungen haben immer nur einen Zweck, das vorhandene Schlechte durch das Bessere zu ver drängen!«. Am 2. August können die Graser'sche Buchhandlung (Hermann König) in Annaberg (Erzgeb.) und die Firma Graser's Verlag Nach f. Schreiber L Co. in München auf ein fünfundsiebzigjähriges Bestehen zurückblicken. Beide Firmen sind hervorgegangen aus der von Hermann Graser 1863 übernommenen G. Schönfelds Buchhandlung in Annaberg. 1895 ging das Geschäft an Richard Liesche über. Der neue Inhaber war besonders um den Ausbau der Verlagsabteilung bemüht, in der Schulbücher, Erz- gebirgsliteratur, Reiseführer und als bevorzugter Zweig Graser's naturwissenschaftliche Tafeln für Schule und Haus erschienen. 1918 erwarb der heutige Inhaber und langjährige Prokurist und Teil haber Hermann König das Sortiment und errichtete 1927 in Oberwiesenthal eine Filiale. 1929 kaufte er den Verlag erzgebirgischer Literatur hinzu und vereinigte ihn mit dem Thümmlerschen Erz- gebirgsverlag. Der Grasersche Verlag, der nach dem Tode Liesches (1919) zunächst von seinen Angehörigen weitergeführt wurde, siedelte 1926 nach München über und besteht jetzt unter der Firma Graser's Verlag Nachf., Schreiber L Co. Das umfangreiche Sammelwerk Graser's naturwissenschaftliche und landwirtschaftliche Tafeln für Schule und Haus ist durch seine wissenschaftlich einwandfreie Zusam menstellung, die vorbildliche Stoffanordnung und Farbgebung auch über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt geworden und in zahl reichen fremdsprachigen Ausgaben erschienen. Die Buchhandlung N. Wielands Nachf. Max Neumayr in Ludwigsburg wurde am 1. August vor fünfzig Jahren von N. Wieland gegründet. Das sich unter der tatkräftigen Leitung des Gründers rasch ausdchnende Sortiment mit Nebenzweigen mußte wiederholt in größere Räume verlegt werden. Als der heutige In haber das Geschäft 1919 übernahm, befand es sich durch den Verlust der Militärkundschaft in einer schwierigen Lage, die durch besondere Pflege des Sortiments in einigen Jahren überwunden werden konnte. Heute ist das Geschäft in schönen, Hellen Räumen an der Hauptstraße untergebracht und genießt mit seiner allen Ansprüchen gerecht wer denden Musikalienabteilung einen guten Ruf. 679
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