Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.08.1936
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- 1936-08-20
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- 20.08.1936
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Börsenblatt fllr den Deutschen Buchhandel in der Großstadt: auf der Lüneburger Heide ging er aus und unter. Nur vermöge seiner einzigartigen Naturverbundenheit (»Wer die Schrift zu deuten weiß in dem großen Buche der Natur, der langweilt sich nie!-) konnte er die plastischen, farbenprächtigen Bilder der Naturdichtungen schassen, in denen er einzig dasteht in der deutschen Literatur. Die glückliche Mischung seiner hohen Verstandes- und gefühls mäßigen Begabung als Naturforscher, Weidmann und Dichter schuf die dauernd fesselnde Wirkung seiner Tier- und Jagd geschichten: »Mit allem, was um mich lebt und webt, was da kreucht und fleugt, singt und summt, stehe ich aus du und du.« Er besaß die Gabe, sich ganz in die Tierscele einzufühlen und mit den Augen der Tiere die Welt zu betrachten. Stets waren diese Dichtungen ein Stück seiner eigenen Natur, Erlebnis und Bekenntnis. Die Steigerung vom Naturschilderer und Tierbildner zum M en s ch en g e sta l t e r ist in Löns' künstlerischer Entwicklung klar erkennbar. Unter Volkstum verstand er die Eigenart eines Volkes in Rasse, Sprache, Sitte und Brauch; seine Vaterlandsliebe war völkisch im echten Sinne, nicht politisch. Daß er, der Wissenschaftler und Großstadtjournalist, eine besondere Zuneigung zum werktätigen Volke besaß, die »Tendenz nach unten-, wie seine Lehrer sich ausdrückten, ist in erster Linie dem schweren westfäli schen Bauernblut zuzuschreiben, das von Vaters Vater her in seinen Adern rollte: »Ich war der Freund der Hütejungen, Fischer knechte, Waldarbeiter.- — »Mein Interesse, oder mein Herz, ist bei dem breiten Unterbau meines Volkes geblieben, auf dem das Leben der Nation schließlich beruht, bei den Bauern, Handwerkern und Arbeitern.- — »Auf dem Bauerntum beruht jeden Volkes Kraft.« — Den inmitten des gesellschaftlichen Lebens der Groß stadt stehenden Journalisten lockte das Ursprüngliche, und sein Weg war der des Einfachen, Wahren und Echten: zurück von der Oberfläche zu den Quellen des Volkstums, Vertiefung statt Ver flachung: »Daß ich nicht ein kalter, weltkluger Mensch geworden bin, das hat mir oft geschadet, aber im Grunde bin ich froh darüber-. — »Leben muß man darin, ganz darin aufgehen, sich als eins mit seinem Volke fühlen.» — In seinem Roman »Dahinten in der Heide- läßt er den Bauer Luder Volkmann sagen: »In der Großstadt flirren die Menschen an einem vorbei wie die Land schaft am Fenster der Eisenbahn«. Aber Hermann Löns, der am liebsten als Heidegänger oder Jäger im grünen Rock frei von jeder Pose und Künstelei unter seinen Heidebauern lebte und der »keinen sanften Strohtod mit viel Gezappel und Äthereinspritzun gen- wünschte, sondern »als freier Bauer auf eigener Scholle, die Faust am Pflug- sterben wollte, ist dieser Teil seines Wunsches vom Schicksal nicht erfüllt worden, wohl aber der andere: »in der Faust das Schwert« (26. September 1914). Daß das ungefähr I I OM Quadratkilometer große Gebiet der Lüneburger Heide jetzt kein Ödland mehr ist, verdanken wir deut schem Bauernfleiß, der in langer, harter Arbeit dem kargen Boden Kulturland abgetrotzt hat. Der schwere Kampf mit dem Sand und Moor der heimischen Scholle hat die Heidebauern zu einem zähen, ernsten und wortkargen Menschenschlag gemacht, und diesem Lande und Volke gehörte des Menschen und Dichters Löns besondere Liebe: »Ich liebe dich, du braunes, stilles Land. Um dich und deiner stillen Menschen willen lieb' ich dich«. — »Ernst und still wie sein Land ist des Heidjers Gesicht, und verschlossen, wie seine Heimlandschaft, bleiben seine Lippen; wie sich Heide und Moor gegen den Wechsel der Zeiten wehren, so kämpft er gegen Ebbe und Flut in seinem Herzen an. Ein schlechter Gesellschafter ist er, ein uninteressanter Mensch in bunter Reihe, wo geschwatzt, gelacht und getändelt wird. Wer aber einen Scheffel Salz mit ihnen gegessen hat, der weiß, welche goldenen Herzen sie haben, wieviel Güte und Treue und wieviel Fähigkeit und Kraft aber auch hinter den stillen Gesichtern verborgen liegt. Der Heidjer singt nicht, und was er fühlt zeigt ev nicht gern. Nur schwer taut er auf, nur langsam geht er aus sich heraus«. — Wie in seiner Ro manze »Der Heidbauer- singt Hermann Löns auch in seinen Bauernromanen das Hohelied der Arbeit, sich und seinem Bolle zur Ehre: »Edel und schön ist der Mensch nur im Arbeitskleide, und nichts außer der Arbeit adelt uns«. — »Ich will 722 leben und kämpfen, lieben und hassen; alles, nur kein geruhiges Leben soll mir beschieden sein ...«. — »Eine Waffe, die Arbeit, ein Ziel, seinen Platz auszufüllen in diesem Leben, so gut man kann ...-. — »Des Menschen Beruf ist es zu schassen, Kleines oder Großes, je nach seiner Kraft, sich, den Seinen, seinem Volke, der Menschheit zu Nutz und Frommen«. — Wesen von Fleisch und Blut, Menschen mit geraden Sinnen, die den Kampf mit sich selbst und dem Schicksal aufnehmen und zähe festhalten an Bauernsitte und Bauernrecht, sind sie alle, die niedersächsischen Männer und Frauen der Lönsschen Bauernromane. Als urdeutscher Mann bekämpfte Hermann Löns mit ganzer Kraft und Ausdauer alles Art- und Wesensfremde, llndsutsche und Weltbürgerliche, allen Klassenkampf und Parteihader: »Meine Tendenz ist: Meinem Volke den Rücken mit Franzbranntwein ein zureiben, es mit Freude und Grimm zu füttern und mit Wonne und Weh zu tränken, damit es so bleibt, wie es ist, sich nicht ver- plämpert in fremder Art«. — »Kein Volk der Welt ist so arm an äußerer Eigenart, so weltbürgerlich verwurstelt, so um sein ureigen stes Angesicht gebracht wie wir«. — »Freiheit für alle Unfreien, Gleichheit zwischen Groß und Klein, Brüderlichkeit zwischen dem, was sich haßt, schöner Blödsinn, mit dem wir vor die Hunde gehen«. —»Ob schwarz, blau oder rot, mit Wasser wird überall gekocht, mit sehr trübem Wasser oft-. — Am eindringlichsten hat der Dichter den mahnenden Ruf an sein deutsches Volk zur Einig keit, Wehrhaftigkeit und entschlossenen Selbsthilfe, zu unbeugsamem Lebenswillen und freudigem Opfermut in seinem »Werwolf gerichtet, dieser Bauernchronik vom kämpfenden Bauerntum und diesem Schicksalsbuch des niedersächsischen Bauernvolkes von un geheurer Geschlossenheit und Bildkraft: »Einer für alle und alle für einen muß es heißen, sonst gehn wir allesamt vor die Hunde». — »Besser fremdes Blut am Messer, als ein fremdes Messer im eigenen Blut!» — »Helf dir selber, dann hilft dir auch unser Herre Gott!« — »Ein Pfui dem Mann, der sich nicht wehren kann; Not kennt kein Gebot, als das: Slah dot, slah dot!<« — Der »Werwolf« ist das Hohelied der Gemeinschaft: der schlichte Bauernsohn Harm Wulf ist ein harter und unerbittlicher, aber auch weise aufbauender und gütiger Führer, der sein Leben und Wollen restlos einsetzt für sein Volk, das inmitten der allgemeinen Vernichtung Deutschlands im Dreißigjährigen Kriege sich behauptet in zäher, wilder Notwehr. Als Anfang August 1914 eine Welt von Feinden über Deutschland herfiel, sprach Hermann Löns: »Mein Kriegslied von 1914 habe ich 1910 geschrieben im »Werwolf». Kein Ton von falscher Sentimentalität, von mißverstandener Humanität ist in Löns' Werken zu finden; er stellt Menschen und Geschehnisse hin, wie sie sind, in der großen heroischen Realität. Der Kampf ums Dasein ist dem Dichter etwas Naturgegebenes, und so sind seine Bücher das Hohelied von Kampf und Tod und ihr Grundton immer wieder die Hingabe an Blut, Boden und Volksgemeinschaft. Daß Löns dem Städter den wahren Wert des oft verlachten Bauerntums als der ewigen Blutquelle des Volkes gezeigt und damit dem Landbewohner wieder Selbstbewußtsein gegeben hat (»Der Bauer ist das Volk, ist der Kulturträger, der Rasseerhalter«), ist eines seiner unvergänglichen Verdienste. Wenn er sagte: »Das Volk braucht eben Führer, die das dumpfe Wollen und die geistigen Strömungen des Volkes verwirklichen-, so glaubte er daran, daß einmal ein solcher Führer kommen und den Ge danken der Volksgemeinschaft in die Tat umsetzen werde. So erkennen wir aus Hermann Löns' Werk den Dichter als einen echten, blutvollen Revolutionär des nationalen Ausbaues) als einen Mahner an die heiligsten Pflichten gegen Volk und Vater land, gegen Blut und Rasse und damit als einen Vorkämpfer des Nationalsozialismus und Künder unserer Zeit, der im Glauben an diese neue Zeit kämpfte und für sie starb. »Fahr wohl, dein Gedenken die Welt durchzieht, dein Sehnen lebt fort im Wort und im Lied, vom Wald — von der Heide. Wo jedes Blatt, jede Blüte Lebt: Hermann Löns ist nicht tot, seine Seele lebt im Grab auf der Heide«.
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