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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.12.1936
- Strukturtyp
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- 1936-12-24
- Erscheinungsdatum
- 24.12.1936
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- Deutsch
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Nummer 898/299, 24. Dezember 1986 Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel wenn die Ventilationslöcher verstopft sind, müssen diese Luftwege von Zeit zu Zeit sauber ausgeputzt werden. Selbstverständlich dürfen auch die ausgestellten Bücher oder Podien nicht so dicht an die Luftlöcher gestellt werden, daß sie den Lufteintritt behindern. Ebensowenig darf ein Vorhang etwa die oberen Löcher verschließen. Besser als einzelne Luftlöcher haben sich übrigens möglichst breite Schlitze bewährt. Wo aber überhaupt keine Luftlöcher vorhanden sind, also vor allem bei den modernen niederen Fenstern, kann man für den Winter Doppelfenster einsetzen. Es zeigt sich dann die gleiche Wirkung wie bei Doppelfenstern in Wohnungen: die Scheiben bleiben trocken und klar. Diese zweite Scheibe braucht ja nicht von der gleichen Güte wie die äußere zu sein. Bei der Fassung muß die Neinigungsmöglichkeit berücksichtigt werden. Im Sommer kann man die Scheibe entfernen. Neben diesen mehr bautechnischen Maßnahmen bieten sich dann noch die kleinen und billigen Hilfen, die wenigstens eine vorüber gehende Wirkung erzielen. Da sind zunächst die Ventilatoren, die Anfrieren und Eisblumen verhindern, indem sie die Luft in Be wegung halten und dadurch die kalte Luft fortwährend verdrängen. Erst wenn man mit Ventilatoren nicht zum Ziel kommt, sollte man die chemischen Mittel zum Einreiben der Fenster in Be tracht ziehen. Das muß öfter wiederholt werben, sobaß es sich lohnt, wenn man selbst eine Lösung ansetzt oder vom Drogisten ansetzen läßt. Am besten haben sich bisher immer noch die Glyzerinver bindungen bewährt. Man nimmt entweder einen Liter Wein geist und 10 Gramm Glyzerin oder einen Liter Spiritus, 60 Gramm Glyzerin und einige Tropfen Bernsteinöl oder auch nur eine Lösung aus Glyzerin und Schmierseife. Sobald sich die Lösung abgesetzt hat, also klar ist, wird die innere Fläche des Fensters mit einem Leder oder einem Wattebausch leicht abgewischt und dann mit der Lösung befeuchtet. Nachher mutz die Scheibe mit einem sauberen Tuch wieder blank poliert werden. Zu verwerfen sind hier Woll- und Baumwollappen. Sie setzen Fasern ab, die sich schwer ent fernen lassen, bei Licht deutlich sichtbar sind unb Staub fangen. Weiches, gut zerknülltes Zeitungspapier gibt noch immer den schön sten Glanz, wenn man kreisförmig poliert, nachdem man vor her durch st r e i f i g e s Streichen mit Sämisch-Leder den Staub entfernt hat. Bei der Verwendung der chemischen Mittel ist übrigens Vor sicht geboten, weil beim Aufträgen, wenn Frost herrscht, die Scheibe springen kann. Man sollte das Einreiben deshalb nur bei milder Temperatur — bis höchstens 4 Grad Kälte — vornehmen. Vorher muß der Schaufensterraum gründlich gelüftet und a b - gekühlt werden, damit keine zu große Temperaturspannung zwischen Innen- und Außenluft besteht. Auch die chemische Lösung selbst sollte vorher auf diese Temperatur gebracht werden. I ü r k e. Der Büchernarr Eine E. T. A. Loffmann-Anekdote Von Karl Robert Popp Als es auf das Jahr 1880 zuging, verließ an einem rauhen Herbstabend der Magus Berlins das Haus Taubenstraße 31 am Gendarmenmarkt. Der Magus, als welcher sich derKammergerichts- rat Ernst Hoffmann, oder, wie er sich aus Verehrung Mozarts lieber nannte: Ernst Theodor Amadeus Hoffmann längst legitimiert hatte, wollte wieder einmal dem Abend der Serapionsbrüder bei Lutter und Wcgener vorstehen. Er ging heute durch die langen, geraden Straßen der Preußischen Residenz, ohne des Sonderbaren und Spukhaften zu achten, das ihn auf Schritt und Tritt anzwinkerte und angrinste, gleichsam, als wolle es ihn an seine Pflicht erinnern, dieses trockene Berlin in ein zauberdurchsponnenes Bagdad zu verwandeln. Hoffmann hatte Eile, und als er das Lokal betrat, schlug ihm großer Lärm entgegen. Sie waren alle schon versammelt, die lustigen Serapionsbrüder, und Ludwig Devrient schob den Kammergerichtsrat ohne weiteres an den Tisch, daß er jenes Getränk mische, in dem alle Hosfmannschen Geister sprühten. Es ging hoch her, und die Uhren holten zum Mitternachts schlage aus, als die Serapionsbrüder eines seltsamen Kauzes an sichtig wurden. Ein etwa fünfzigjähriger Mann schob sich, klein, krummbeinig und kahlköpfig durch die Tür. Er trug seltsam alt- väterische Kleidung, aber das Eigenartigste war wohl, daß er sämtliche Taschen voll Bücher gestopft hatte und einige dicke Bände sogar unter dem Arm hielt. Ohne im mindesten auf die Gesell schaft zu achten, setzte sich der Kleine in einen entfernten Winkel der Gaststube und begann zu lesen. Devrient winkte den Kellner heran, und der erzählte flüsternd, der Sonderbare sei ein Büchernarr, bekannt im ganzen Viertel. All sein Geld habe er in Büchern angelegt — der Kellner sagte »vergeudet« —, über den Büchern habe er Reisen, Heiraten und Vergnügen vergessen, und sei daher eigentlich ein armer und be dauernswerter Mensch, denn er tue keiner Seele etwas zuleide und lebe nur inmitten seiner mächtigen Bücherstöße. »Hoho!« rief Devrient, »den schütteln wir aus seinen Folianten, und diese Nacht noch! Gilt's, Ihr Serapionsbrüder?!« Sie jauchzten freudigen Bei fall und sahen erwartungsvoll auf Hoffmann. Der hielt einen Augenblick lang auf, Rheinwein und Champagner zu mischen und sah mit einem Blick, in dem sich Mitleid und Trauer Paarten, aus den Büchernarren. Dann schüttelte er energisch den Kopf: »Laßt ihn in Ruhe, ihr seraphontischen Schurken! Der Mann hat nur noch einen Himmel auf Erden, wollt ihr ihn wohl drin lassen?!!« »Hoffmann!«, begann ihn Devrient mit dröhnender Schau spielerstimme zu beschwören, »Dichter Hoffmann!!« — hier brach 1118 er verblüfft ab, denn der Kleine hatte kaum den Namen ver nommen, als er auffuhr von seinen Büchern und wie ein Pfeil auf den Kammergerichtsrat zuschoß. »Sie sind der Herr Dichter Hofsmann?«, rief er mit feiner Fistelstimme, -o dann danke ich Ihnen für so manche schöne Stunde, die mir die angenehme Lektüre Ihrer Werke geschenkt!« Als Hoffmann an diesem angebrochenen Morgen nach Hause ging, begann in seinem Kopf ein neues Werk zu spuken. Der Büchernarr, mit dem er sich übrigens noch trefflich unterhalten, wollte ihm nicht aus dem Sinn. Er überdachte im Gehen nochmals die Worte des Kleinen, der ihm voller Stolz erzählt hatte, was er schon alles gelesen und wieviel Bücher er sein Eigen nannte. Wenn nun solch ein Subjekt plötzlich mit dem Leben in rauhe Berührung kommt, dachte Hoffmann, wenn er — sagen wir — zum Heiraten gedrängt wird und seine Nebenbuhler ihm allerlei Possen zu spielen beginnen? Muß es dem Kleinen da nicht sein, als habe sich diese böse Welt urplötzlich in einen Hexenkessel unliebsamer Über raschungen verwandelt? Man wird ihn an den Abenden auflauern und mit allerlei Hokuspokus sein einfältig Gemüt verwirren, man wird keine Gelegenheit Vorbeigehen lassen, ihn der Dame seines Herzens in lächerlichen Situationen vorzusühren. Wer weiß, viel leicht wird der Arme gar noch an seinen Büchern irre und ver liert auch den letzten Halt... Der Kammergerichtsrat war an seinem Haus angekommen, zog den Türklopfer, bemerkte flüchtig, wie sich dieser in ein ver hutzeltes Gnomengesicht verwandelte und polterte die Treppe hin auf. Dann saß er in seinem Lehnstuhl und grübelte weiter, wäh rend der Kater Murr, der ihm längst auf die Schulter gesprungen war, sich schnurrend an seine Wange schmiegte. Ein Büchernarr... in einer verwünschten, verzauberten Umwelt... hilflos... aber doch nicht ohne eigenen Stolz... Ein Funkeln kam aus dem großen Wandspiegel, ein Glanz wachte in der Scheibe auf, und heraus trat, kahl, krummbeinig, mit weiten Beinkleidern und langen Rockschößen der Geheime Kanzlei sekretär Tusmann. Hoffmann sah seine Gestalt lange an und lächelte dann. Da stand er nun, der gute alte Tusmann, der demnächst in der »Brautwahl« seine tollen Geschichten erleben sollte. Aber das Lächeln Hosfmanns wurde immer gütiger, denn je länger er seinen Tusmann ansah, um so lieber wurde ihm trotz allem der Kerl. And der Kammergerichtsrat wandelte sich in den Magus, stand als Goldschmied und Zauberer vor seinem Geschöpf und sprach gütig: »Armes Tusmännchen! Du mußt leider viel dulden und wirst sogar
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