Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel 4799 4798 Nummer 286, 6. Oktober 1686 Knut Hamsun schließt sich Roman. In »inen 7 M. K» »nul Hamsun war von jeher ein Durchschaue! von Lebenslügen; in diesem Buch hat sich ihm auch die letzte entschleiert. Line gerade Linie aufwärts führt von seinem ersten bis zu diesem neuen Werk, und heule steht der siebenundsiebzigjährige Dichter aus einsamer Gletscherhöhe. Was unten hügelig erscheint, sieht er als glatte Ebene unter sich, doch ist die Lust so klar, daß ihm keine Einzelheit entgeht. Nach allen Seilen schweift der Blick bis an den Horizont, so schließt sich ihm der Ring der großen Schau. Und wieder, wie es seine Art ist, zeigt er uns in einem kleinen Lcbensausschnilt das ganze Men- schcnvolk, und wieder zeigt er uns einen jener wunderlichen .Helden", von denen ec uns zuletzt iw seinem »Wcltumsegler" August ein so erheiterndes wie rührendes Musterexemplar vor Augen stellte. Doch ist dieser Abel Brodersen tiefer gesehen als jener, ist kein phantastischer Renommist, sondern ein gelassener Durchschauer geschäftiger Betriebsamkeit. Früh erlebt er eine Enttäuschung in seiner ersten und einzigen großen Liebe, geht aus der Heimat fort und muß erkennen, daß damit das, was man im Spießerleben .Auftrieb" nennt, in ihm zerbrochen ist. Er will sich in den Tropen in ein leichtlebiges Vegetieren ver sinken lassen, verstrickt sich aber dabei schwer in Schuld und flüchtet wieder in die kleine Vaterstadt. Als ec ankommt, ist er in den Augen der Iugendgefährlen ein anderer geworden. Er läßt sich Weiler treiben, wird langsam zum Vagabunden, der sich ruhig über den Unterschied zwischen Mein und Dein hinwcgsetzt. Keiner aber wird es Hamsun nachmachen können, einem Menschen von dieser Art, an dessen Tun und Wesen gewiß nichts beschönigt wird, des Lesers Neigung zuzuwenden, wie denn auch die gescheiteren Leute im Heimalstädlchen ihn im stillen immer bewundern, weil er unter all der Gewöhn lichkeit ein Besonderer ist: trotz seiner Passivität ein Lebensüberwinder, der es zuletzt so weil bringt, baß selbst die ältesten menschlichen Triebkräfte, der Hunger und die Liebe, kaum noch Gewalt über ihn haben. So sehen wir ihn schließlich mit den Bewußtsein unseren Augen entschwinden: ihm kann nichts mehr geschehen, denn er ist stärker als die Not und als jedes Unglück, das ihm begegnen kann. Neben dieser, bei aller Wunderlichkeit sehr ernsten Gestalt rührt sich, mit köstlichem Humor gesehen, eine Fülle von Menschlein aus der bürgerlichen Welt. Mit welch überlegenem Spott ist Abels »große Liebe", die Apolhckcrslvchler Olga, durchschaut, deren Neigung zum »Auftrieb" und zur »Feinheit", sie nicht zum richtigen Leben kommen, sie Abels Verbrechertum nur heimlich als wollüstige Sensation genießen läßt! Welch abgründige Ironie ist es, daß gerade das unbürgerlichste Wesen im ganzen Roman, die tüchtige Lolla, die ihrerseits Abel liebt und trotzdem seine Stiefmutter wird, im stillen Bürgerglücke heimisch wird! Lin echter Hamsun ist dieser Roman, jeder Satz funkelt von Weisheit und Witz, doch erscheint alles mit einer Absichtslosigkeit und Schlichtheit hingeworfen, daß man das Leben selbst vor sich zu sehen glaubt in seiner Kindheit und seiner Größe. Der neue Hamsun - eln reifes un« weiseeMuch, unö eine eindrucksvolle Warnung. Vestellen 8ie sofort. Vurcli Vorausbettelll verfügt. Das lö.-so. lausend kommt gleickre/ -Arbeit, wird aber keinesfalls am läge des kr! Vorrugsangebot )en M fckon jetzt über das 1.-15. lausend rur Auslieferung. Der Zweite »ruck ist in kinens -15. Okt. - ausliekerungsbereit sein. Werbemittel vcirins nivciri KMbicncbi