Eichcnsaft und Liebe. Denn diese großen, unheimlich wehrhaft auSsehendcn (Gesellen, die in ibrem barten Panzer wie in einer Ritterrüstung stecken, sind eben sowenig räuberisch wie ein Kaninchen. Sie leben von süßen Säften, die der Eiche aus einer zufälligen Wunde entströmen; sie sind also Leckermäuler, Fein schmecker. So ist eS kein Wunder, daß der größte und dekorativste Käfer Deutschlands immer seltener wird. Denn er braucht Eichen, und zwar verwundete Eichen, und davon gibt eS keine Wälder mebr. Dazu kommt noch, daß er seiner Schönheit wegen ein beliebtes Sammelobjekt ist und wobl kaum in einer Käfer sammlung feblt. Ihm ist die menschliche Kultur in zwiefacher Beziehung nicht gut bekommen. So sind Hirschkäfer dcö Schutzes wert. Ist eS nicht der gärende Saft, der dem Eichbaum entströmt und an dem der Hirschkäfer sein Gelage abhält, so ist eS das Weibchen, das ihn anzieht. Es wird berichtet, daß ein Weibchen in anderthalb Stunden 75 Männchen angelockt bat. Denn unter Hirschkäfern herrscht Männerübcrschuß, und die Folge ist, daß harte Kämpfe, wahre Tur niere, von diesen Rittern ausgcfochten werden. Der Kitter unter den Insekten Es war ein schwüler Juniabend. Gegenüber vom Wald stand eine schwarze Wand, und eS konnte keine Stunde mehr dauern, ehe das Gewitter mit aller Heftigkeit loöbrechcn würde. Plötzlich hörten wir über uns ein lautes Brummen : ein riesiger Käfer flog auf die Eiche zu, bald darauf kam ein zweiter, ein dritter heran. Sie schienen ein Stelldichein zu haben. Tatsächlich gibt eö wobl kaum eine Zeit, in der man leichter Hirschkäfer beobachten kann, als kurz vor einem Iunigewitter. Die Luft, die uns schlapp und müde macht und uns bedrückt, ist offenbar den Hirschkäfern Voraus setzung für ihre Aktivität. Zweierlei bringt sic auf die Beine und zum Flug'