Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.07.1877
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1877-07-07
- Erscheinungsdatum
- 07.07.1877
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18770707
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-187707072
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18770707
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1877
- Monat1877-07
- Tag1877-07-07
- Monat1877-07
- Jahr1877
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
155, 7. Juli. Nichtamtlicher Theil. 2551 Gebietes, welches der deutsche Buchhandel umsaßt. Um das schnelle Ausblühen der Buchdruckerkunst in Schwaben hat sich Gras Eberhard im Barte (1459 —1486) große Verdienste erworben. I486 wurde in Stuttgart die erste Buchdruckerei gegründet, und von dieser Zeit an dürste Wohl die Biographie des Stuttgarter Buchhandels, falls eine solche in der projectirten Geschichte des deutschen Buchhandels Platz findet, zu beginnen sein. Das diesjährige Festprogramm stellte, wie alljährlich, drei ge sellige Vereinigungen in Aussicht: das Festmahl am Montag, Concert und Tanz denselben Abend und Tags daraus noch einen Kneipabend. Ein Mittagessen zu beschreiben oder einen Ball oder einen Kneip abend, ist nun allerdings eine spröde, schwer ersüllbare Aufgabe und eine um so schlimmere, als sie den Leser, weil er ja nicht dabei ge wesen, je weniger befriedigt, je befriedigender sie an sich gelöst wird. Ihr Berichterstatter würde gern aus Pflicht und Dankbarkeit mög lichst treu und detaillirt erzählen, was ihm von den hübschen Fest lichkeiten der Stuttgarter in seinem guten Gedächtnisse geblieben, aber er fürchtet, den ihm zugemesseneu Raum zu überschreiten oder Wohl gar gegen die geschäftsmäßig ernste Tendenz des Börsen blattes zu verstoßen, welche von schönen Schwäbinnen und von den übrigen Anziehungskräften der Feste nichts wissen will, da derartige Dinge weder den Sortiments- noch Verlags-, sondern höchstens und auch da nur nebenher de» Commissionsbuchhandcl angehen. Von den Trinksprüchen auf dem Festmahle muß aber die Buch händlerwelt doch Etwas erfahren; sie muß hören, daß Hr. Limbarth von Wiesbaden aus den württembcrgischen König, Hr. A. Kröner von Stuttgart, der am Vormittage der Generalversammlung so geschickt und tactvoll präsidirt hatte, auf den deutschen Kaiser das officielle Hoch ausbrachte; sie niuß vernehmen, daß Hr. W. Spemann von Stuttgart, irren wir nicht, auch ein Eingewandcrter, auf das Wohl der Gäste trank, nachdem er in beredter und sympathischer Weise und mit Recht die schwäbische Hauptstadt, wo die Beziehungen zwischen Buchhändlern, Autoren und Künstlern so intime sind, als das süddeut sche Geistescentrum gefeiert hatte, welches nicht in feindlichem Kampfe mit dem Norden, sondern in gemeinsamer Arbeit zu ihm bestehe. Von den zahlreich folgenden Tischreden sei nur noch des allezeit rede lustigen Hrn. Gottschick-Wittcr's Toast auf Hackländer kurz erwähnt, um Letzteren, der anwesend war, selbst zu hören. „Der Vorredner," sagte der vielbeliebte und viclgelescne Romancier, „hat meine geringen Verdienste und die Arbeiten, mit denen ich mich in die Literatur ein geführt habe, wohl zu hoch angeschlagen. Ich habe niemals versucht, durch Behandlung weltbewegender Probleine größere Ausgaben zu lösen. Mir genügte, was ich im Leben sah, und was ich mit frischem Sinne erfaßte, srisch aufs Papier zu werfen. So habe ich einmal versucht, „Einen Augenblick des Glücks" sestzuhalten, und „Eine dunkle Stunde", die ich vielleicht erlebt, zu zeichnen. Ideen sind mir gekommen in Blumen- und Waldezzauber, aber auch in„Wachtstuben" (-Abenteuern), bei „Krieg und Frieden". Ist es mir gelungen, meinen Lesern „Sorgenlose Stunden" zu bereiten, so bin ich zufrieden. Haben Sie Dank für die Anerkennung,für die allzugroße Würdigung, welche Sie meinen Werken angedeihen ließen und lassen Sie mich aus Stutt gart trinken, wo es mich seit nun dreißig Jahren gehalten und weiter fesseln wird wohl bis ans Ende." Mit welchem Beifalle Hackländer's Rede ausgenommen und wie gern man seiner Aufforderung nachgekommen, wird sich Jeder leicht ausmalen können. Auch Friedrich Bischer, der bekannte Aesthetiker, sprach noch, nach ihm wohl auch noch Andere. Es war ein erster Versuch der Veranstalter des Festes gewesen, zu den Männern der Bücher auch Männer der Feder zu laden und eine Reihe angesehener Schriftsteller aus Stuttgart und Cannstatt hatte dieser Aufforderung und gewiß gern Folge geleistet. Bei den nahen und in der Regel freundschaftlichen Beziehungen, in welchen der Buchhändler zum Autor steht, wie denn überhaupt darin, daß der Buchhändler in seinem Verkehre mit Autoren und dem Publikum überhaupt nicht lediglich der kaufmännische Vermittler, sondern mehr oder minder auch ein literarischer Rathgeber ist, wesentlich seine exceptionclle, halb kaufmännische, halb literarische Stellung beruht, bei de» meist intimen Beziehungen zwischen Autor und Buchhändler, sagen wir, muß es in der That wunderbar erscheinen, daß man nicht schon längst jenen glücklichen Gedanken ausgesührt und zu den Buchhändlersesten auch die so nahestehenden Autoren herangezogcn hat. Nun, in Stuttgart wird der erste, so glückliche und erfolgreiche Versuch bald eine schöne Gewohnheit zur Folge haben. Doch genug von den Festen — was kann es anders als einen Ausdruck leichten Neides Hervorrufen, wenn wir den serngeweseneu Lesern die Abende aus der Silberburg und in der Liederhalle, wo Stuttgarts Buchhändler ihre Familienangehörigen und ihre Ge hilfen mitgebracht hatten, und wo sich schnell die heiterste Gesellig keit entfaltete, auch nur in ihren Konturen schildern wollten? Die beiden außerordentlich großen und schönen Vereinslokalitäten mußten dem Fremden allein beweisen, daß für den Stuttgarter Buchhändler Nichts zu Prächtig, Nichts unerreichbar ist. Und, um schließlich den Dank für das Genossene poetisch einzukleidcn, wer wird beim Ab schiede aus der schönen schwäbischen Residenz im Eisenbahnwagen oder nach glücklicher Ankunst daheim nicht Lcuau's hübsches Berschen recitirt haben: „Du warst mir ein gar trauter, lieber Geselle; komm, Du schöner Tag, zieh' noch einmal an mir vorüber, daß ich mich Deiner freuen mag". Den schätzcnswerthen Berichten des Hrn. Egon Werlitz im „Schwäb. Merkur" über den Verlaus der Stuttgarter Buchhändler messe entnehmen wir in Bezug aus die Abrechnung selbst, daß sich zwar die dort gezahlten Summen jeder Schätzung entziehen, daß aber die Regelung der Conti zur Zufriedenheit und jedenfalls besser als erwartet erfolgt ist. Was den Bücherexport Stuttgarts betrisst, so wurden versandt: 1876: 2,173,707 Kilogr. gegen 1875: 2,130,255 Kilogr., wovon 80l5 Proc. nach Norddeutschland, 13U Proc. nach Oester reich-Ungarn, 5>/- Proc. nach der Schweiz und 114 Proc. nach Elsaß- Lothringen gingen. Straßburg i. Els., 23. Juni. Dehn. MiSccllcn. Stettin, 25. Juni. Gestern beging die Buchdruckerei und Vcrlagshaudlung von F. Hessenland (Verleger der Ostseezeitung) das Festihrcsdreihu »der tj-ihrigen Best ehe ns. Im Jahre 1577 durch den Subdiakonuz und Küster an der St. Marienkirche Georg Rhete begründet, ging die Druckerei nach mannigfachem Besitz wechsel im Jahre 1829 in das Eigcnthnm von Johann Franz Valentin Hessenland über, unter dessen Firma sie auch nach seinem im Jahre 1866 erfolgten Tode sortbesteht. Unter allen kauf männischen und gewerblichen Geschäften in unserer Stadt stammt kein anderes auch nur annähernd aus so ferner Zeit; namentlich existirt, soviel wir wissen, keines, welches gleichfalls noch aus der Zeit der Pommerschcn Herzoge datirte. Pcrsonalnachrichtcii. Am 8. Juli wird Herr George Westermann in Brannschweig die Wiederkehr des Tages feiern, an welchem er vor 50 Jahren in den deutschen Buchhandel eintrat. 344»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder