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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.12.1879
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1879-12-31
- Erscheinungsdatum
- 31.12.1879
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18791231
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Wie, Novitäten, mir! — Ich habe ja Ihr Circular dreimal erhalten und nichts bestellt!— „Gerade darum, meinen Sie, daß wir unfern Verlag drucken, damit Sie nichts bestellen!" — Herr! ich muß doch wissen, was ich brauche! — „Schad't nichts, Sie können sich unsere Sachen doch ansehen!" u. s. w. Gräßlicher Gedanke: Wenn jedes Circular persönlich käme, und mich anpackte! Gibt's keinen „persönlichen Schutz" mehr? Sieh', das laß' ich mir gefallen: „Sie verdienen 3749 M. und 55 Pf.!" Da bin ich ja aus allen Sorgen! — Aber wie? So — ich soll nur lumpige 3000 Abonnenten mehr gewinnen — wie nur anfangcn? Guter Gedanke: Werde dem Standesbeamten anheimgeben, daß er keinen Menschen in das Geburts-, Hochzeits oder Sterbebuch cintragen darf, der nicht den Subscriptionsschein ausfüllt. Alle andern Mittel sind erschöpft. — Hier soll ich 7/S „lieber die Sprnngkrast der Flöhe. Anatomisch-mathematische Monographie. Mit mikroskopischen Abbildungen, Preis 30 M." bestellen. „Auch die kleinste Handlung riskirt nichts bei Partiebezug. Baar mit 50"/„." — Will's meinem College» überlassen — man muß Andern auch was gönnen. — „Zur Lager-Completirung." — Meyer, sehen Sie doch 'mal nach, wieviel haben wir denn noch von ? „Noch sechs von der letzten Partie, die gehen aber nicht mehr!" So? warum denn nicht? Meinen Sie, wir können das Freiexemplar verkaufen und die andern sechs einsalzen? „Ja, sie haben vom Stehen einen gelben Rand, wie fast alle vorjährigen Klassiker, Bibeln und Lexika — wir müssen sie alle billig ankündigen, sonst nimmt sie Keiner!" — Was? — billig ankündigen? — schleudern! Mensch! Meyer! Schleudermeyer! — Gräßlicher Gedanke: Wenn ich beim Schleudern ertappt würde, und mir die Bude zngemacht! Weiter: Tinte — Feder — Papier — ja, das gehört wohl mit zum Buchhandel, aber nun: Nürnberger Lebkuchen — Lübecker Marzipan — Polnischer Pfefferkuchen! Guter Gedanke: Schachtel weise zur Ansicht versenden, mit Bemerkung: „Angcleckte Exemplare werden nicht zurückgenommen!" Wie sich kinderreiche Familien freuen würden! — Weiter: Pfälzerweine, llngarweine mit dem Motto „ein guter Tropfen sür's Daheim", Nordhäuser Schnaps, Grönländer Leberthran — alles aus dem Wege des Buchhandels — leere Flaschen in Remittendenballen. Guter Gedanke: Wird fidel, wenn statt berechneter Pappen nur noch berechnete Flaschen zu remittiren sein werden. — „Mollah, rein ist der Wein" sagt Mirza Schaffy. — Weiter: Copirbücher mit Musik, Cigarren- Tempel mit Haaröl, Universal-Hammer mit Nußknacker, Stiefel knecht und Fernrohr, Preis per Stück nur 4M. — Badeschränke, Kaiser-Lampen, seidene Kleider, Manilla-Tischdecken, Notenpulte und Watcr-Closets — das ist ja prächtig, brauche keinen Fuß aus dem Hause zu setzen, kann aus Verlangzettel alles haben. Guter Gedanke: Werde mir eine Villa mit Garten kommen lassen und dann mein Sortiment im Wahlzettel ankündigen. Apropos Wahlzettel. „Schrader's Götzen der Leidenschaften" sind ja lange nicht angekllndigt, gehen die nicht mehr zu Weih nachten? — Bin ich nun durch? Gleich — da sind noch einige „Geschäfts-Normen" von bedeutenden Verlegern, jede nur von 37 Paragraphen; werde bcistecken und in den Festtagen auswendig lernen. — Fertig — d. h. bis morgen früh, wenn das neue Packet kommt. — Meyer! Daß doch gleich nach dem Feste der Producten- händler kommt, der die Papierspäne abholt — es hat sich wieder so viel angesammelt! Mitte Dccembcr. — Es ist so still in diesem Jahr, kein Mensch kommt. — Schlechte Zeiten, Geld ist knapp, viel Noth, Feuerung Iheuer, Jeder schränkt sich ein. — Weihnachtsgeschäft könnte nun losgehen. Sieh da: Equipage vom Lande hält: Gehorsamer Diener, Frau Baronin ! — „Ich komme so früh vor dem Feste, weil ich Sie bitten wollte, mir diesen Schiller neu einbinden zu lassen, dann ist's ein gutes Geschenk für die Bonne." — Zu dienen, Frau Baronin, was befehlen Sic sonst auf Weihnachten? „O, ich danke — viel leicht findet sich noch etwas — oder haben sie schöne Prachtwerke, so geben Sie mir eine Auswahl mit, ich werde sie dann gleich nach dem Feste wiederschicken!" Ich erwarte noch die neuesten Sachen und werde Ihnen mit Vergnügen die Auswahl senden. „Gut, gut! — soll mir lieb sein — wir erwarten Gesellschaft — aber gleich nach dem Feste sollen Sie alles wieder haben! Adieu!" — Meyer, wenn auf diese Geschichte wieder die Rede kommt, dann haben Sie es vergessen, verstehen Sie mich! — Unverschämtes Volk! — Und doch kann man nicht einmal direct nein sagen, sonst nehmen sie es noch übel! Die Ladenthür wird dunkel. Massen kommen: das ganze Damen-Pensionat. Das gestrenge Fräulein voran, dann nach der Größe — ein — zwei — drei — vier — zehn — zwölf — vier zehn — der Laden ist ganz voll. — Fräulein befehlen? „O, nicht viel — die meisten der jungen Damen reisen in die Ferien, mit den hier bleibenden will ich Torquato Tasso lesen, geben Sie mir 5 Exemplare Reclam'sche Ausgabe." Hier sind sie, gebunden ä 40 Pf. — „O, nein, >o theuer sollen sie nicht sein, geben Sie mir geheftete Exemplare." Gern, hier sind 5 Exemplare, macht 1 M. — ich darf sie für Sie notiren? „Nein, auf fünf Einzelrechnungen, hier sind die Namen." — Gehorsamer Diener! — Und wieder gehen sie hinaus, erst das Fräulein, dann nach der Größe — ein — zwei — drei — vier — zehn — zwölf — vierzehn — „vor über, ihr Schafe, vorüber — dem Schäfer ist gar zu weh" sagt Goethe. „Morgen! morgen! Freundchen — ich wollte mir meinen Ingenieur-Kalender holen" sagt frisch und fröhlich mein alter Freund, der Ober-Ingenieur. Iw voiol — und was nun zu Weihnachten für den Herrn Sohn? „Danke, danke — ich will's nur gestehen. — Sie wissen, ich hökere fonst nicht hier und da herum, aber dies war zu verführerisch, — ich habe mir das „Buch der Erfindungen", alle 7 Bände, ganz neu, von O. in L. für 40 M. kommen lassen, wie es in unserm Moniteur angezeigt war." Hätten Sic von mir auch kriegen können und dann noch Porto für Packet und Geld gespart! — „Von Ihnen? — aber Kind Gottes, Sie zeigen ja das Werk mit 61 M. an." — Das ist der Ladenpreis, ich darf nicht anders! — „Nun, das nehmen Sie mir nicht übel, Sie wollen für 40 M. verkaufen, und sagen, Sie dürften nur zu 61 M. ankündigen — das verstehe ein Anderer!" — Und doch ist es so, wenn ich billiger ankündige, wird mir die Bude zugemacht! — „Aber Mann! — binden Sie mir doch nichts auf, wer kann Ihnen denn die Bude zu machen, wer in der Welt bekümmert sich denn überhaupt darum, wie, wo und was Sie ankündigen?" Allerdings bekümmert sich darum keine Polizei und keine Behörde, aber die College», die Verleger! „Nun, wenn mir in meinem Leben wunderlicheres Volk vorgekommen ist, als solch ein Buchhändler, so will ich die Logarithmentafel auf- fresscn! — Ade! Ade! — nach dem Feste kommen Sie doch wieder zum Skat?" — Und damit ist der Mann fort, ohne begriffen zu haben, daß der Buchhandel wieder aus eine solide Basis gebracht werden muß. Meyer, machen Sie die Thür weit auf! der Herr Commerzien- rath Cohen kommt. Ganz gehorsamster Diener, Herr Commerzien- rath, das ist freundlich von Ihnen, daß Sie das Weihnachtsgeschäft in den Gang bringen — was steht zu Befehl? — „Nun — Hab' ich doch immer meine Freude, wenn rechtes Leben ist ins Weihnachts geschäft — was kostet denn Heine, recht schön gebunden?" — Hier, Herr Commerzienrath, Heine's Werke, die schönste Ausgabe. „So, nun einen Börne, einen Lessing und ein neues Prachtwerk, roth ein gebunden, fein, elegant! Was kostet das zusammen?" Der genaueste Preis wird berechnet, dann noch 10A Rabatt verlangt und 5U für
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