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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.06.1936
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1936-06-18
- Erscheinungsdatum
- 18.06.1936
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- Deutsch
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Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel getreten: die Einsatzbereitschaft für Deutschland. Wenn dieses in der Wissenschaft führend war, dann durch Besessenheit, Glaube an seine Ausgabe und Glaube an die Sache. Mut zur Überzeugung sei ebenso deutsch wie der Mut, die Überzeugung zu vertreten. Daraus entstanden von jeher die größten Leistungen, daraus sollen sie auch wieder entstehen. Der Mut zu einem Werturteil, der Mut zu Einseitigkeit müsse in der Gesinnung des Wissen schaftlers und somit des Bibliothekars wiederum herrschend werden und an die Stelle der Gesinnung treten, die alles gelten läßt und »alles versteht». Der Redner legte schließlich ein Bekenntnis zu Treitschke ab, der uns Nationalsozialisten mit seiner aus der Weltanschauung geborenen Geschichtsbetrachtung nahesteht. Die sich anschließenden Fachvorträge standen diesmal nicht unter einheitlichem Leitgedanken, sondern berührten die ver schiedensten Fragen. Es war dabei ein Nachteil, daß für Aus sprachen über die zum Teil recht anregenden Referate keine Zeit und Gelegenheit gegeben wurden. In launiger Weise sprach zu nächst Bollert -Dresden über »Winckelmann als Bibliothekar-, den großen Wicdererwecker des klassischen Altertums, der fast sein ganzes Leben genötigt war, sich sein Brot durch bibliothekarische Arbeit zu verdienen. Er tat dies mit sehr geringer Freudigkeit, aber es ergeben sich doch manche Erkenntnisse sowohl für die Persönlichkeit Winckelmanns wie für die Geschichte der Biblio theken, an denen er arbeitete, und für die Zeitgenossen, die seine Amtsgenossen waren. Das gilt besonders für die Jahre, in denen Winckelmann in Nöthnitz bei Dresden an der berühmten Bibliothek des Grafen Bünau arbeitete, und für die Jahre in Rom, wo er in der Vaticana tätig war. So war es lehrreich, zu erkennen, wie seitdem die Bedeutung der Bibliotheken für den Wissenschafts und Lehrbetrieb und damit die Aufgaben der Bibliothekare ge wachsen sind. — L e i p p r a n d-Tübingen besprach »Fragen der Ausbildung für den wissenschaftlichen Bibliothekardienst-, in der Deutschland heute, was die Höhe der Anforderungen betrisst, zweifellos an der Spitze steht. Die neue Zeit erfordert vom Bibliothekar mehr als bisher eine kritische Stellungnahme zum Buch. Damit ist die Frage nach der wissenschaftlichen Fundierung des bibliothekarischen Berufs eng verknüpft. So notwendig es einst gewesen ist, die Verwaltung der Bibliotheken aus den Händen der Professoren-Bibliothekare zu nehmen, und sie haupt amtlich tätigen Verwaltungsbibliothekaren anzuvertrauen, so wichtig ist es jetzt für den Bibliothekar, wieder in eine engere Verbindung mit der Wissenschaft zu kommen. Denn die Forschung, der seine Arbeit dienen soll, braucht heute nicht mehr so sehr Verwaltungspraktiker, sondern wissenschaftliche Spezialisten. — Anschließend behandelte P r e d e e k-Berlin die wichtige Frage der »Dokumentation-, d. h. die Erschließung aller Quellen für wissen schaftliche und technisch-praktische Arbeiten, für die die biblio thekarische Auskunstsstelle der Mittelpunkt sein müsse. — Richter-Dresden zeigte in großen Zügen die Geschichte der Sächsischen Landesbibliothek in Dresden, durch deren kürzlich vollendeten Um- und Neubau — vor allem die prachtvollen Buch ausstellungsräume, über die das Börsenblatt bereits eingehend berichtet hat — die Teilnehmer am Nachmittag geführt wurden. Der zweite Sitzungstag begann mit einem den Buchhandel besonders angehenden Referat von R e i n ck e-Berlin über »bibliothekarische Gedanken zur gegenwärti gen deutschen Buchproduktion-, der dabei ausführts, daß das Ergebnis der Buchproduktion des Jahres 1935 in dop pelter Hinsicht bemerkenswert ist. Einerseits ist die Zahl der Neu erscheinungen gegenüber 1834 um 11,3 Prozent gestiegen, anderer seits ist jedoch der Durchschnittspreis der einzelnen Neuerscheinung auf dem überaus niedrigen Stande des Vorjahres (etwa RM 4.—) stehengeblieben. Es ist also offenbar das Bestreben des deutschen Verlagsbuchhandels, den Umfang der Produktion zu erhöhen bei gleichzeitiger Pflege vornehmlich des wohlfeilen und billigen Buches. Das bedeutet zugleich, daß der Anteil umfangreicherer spezialwissenschastlicher Werke an der deutschen Verlagsproduktion mehr und mehr im Rückgang begriffen ist. Als Hauptgrund für die Absatzschwierigkeiten der deutschen wissenschaftlichen Verlags werke wird vielfach die Einschränkung der Kulturetats angesehen. Aus Grund der Erwerbungsberichte der großen wissenschaftlichen Bibliotheken, namentlich der Preußischen Staatsbibliothek, ist je doch nachzuweiscn, daß trotz Krise und stark gekürzter Etatmittel die für den Kauf deutscher Neuerscheinungen ausgegebenen Mittel im Verhältnis zur deutschen Verlagsproduktion eher gewachsen als gefallen sind. Eingeschränkt wurde in der Hauptsache der Bezug ausländischer Werke und Zeitschriften sowie der Kauf anti guarischer Bücher. Nach wie vor jedoch werden die deutschen Bibliotheken auch bei verminderten Anschaffungsmitteln ihren Ehrgeiz darein setzen, die wissenschaftlich hochstehende Produktion deutscher Gelehrter und Forscher bevorzugt anzuschasfen. Das zahlenmäßige und wertmäßige Ergebnis der deutschen Buch produktion des Jahres 1935 legt jedoch die Frage nahe, inwie weit sich die Vorherrschaft des billigen Buches bei den großen wissenschaftlichen Bibliotheken bemerkbar macht. Diese Biblio theken erwerben die deutsche Literatur, soweit sie sie nicht auf Grund von Pflichtexemplargesetzen erhalten, in möglichster Voll ständigkeit. Es kann ihnen deshalb nicht gleichgültig sein, ob die von ihnen eingestellten Bände einen durchschnittlichen Wert von RM 4.— oder RM 6.— darstellen. Denn die bibliothekarischen Arbeiten, d. h. die staatlichen Aufwendungen für Einband, Kata logisierung, Verwaltung usw. bleiben im wesentlichen die gleichen, ob es sich nun um ein Werk im Werte von RM 4.— oder RM 6.— handelt. Es ergibt sich daraus, daß das Verhältnis der Ver waltungskosten im weitesten Sinne zu dem Wert der in die Biblio thek eingestellten Werke um so ungünstiger wird, je geringer der durchschnittliche Preis dieser Werke ist. Die wissenschaftlichen Bibliotheken als Archive des deutschen Schrifttums müssen stärksten Wert darauf legen, daß der deutsche Verlagsbuchhandel den Ehrgeiz der Qualität über den rein zahlenmäßigen Ehr geiz der Quantität setzt. Damit darf natürlich nicht eins allge meine Erhöhung des durchschnittlichen Ladenpreises befürwortet werden. Für alle Gattungen des Buches, die — sei es als Fach buch, sei es als allgemeinverständliche Darstellung — in die Hände möglichst vieler Volksgenossen gehören, ist die Pflege des billigen Buches unbedingt erforderlich. Beim wissenschaftlichen Schrift tum dagegen ist das Ziel weniger der billige Preis, als vielmehr die unbedingte Qualität von Inhalt und Ausstattung. Die Absatz schwierigkeiten, denen gerade das wertvolle Buch oft begegnet, sind weniger durch die Verschlechterung der Einkommensverhält nisse, als durch das mangelnde Interesse am Buch hervorgerufen. So ist das Kernproblem des Buchabsatzes namentlich im Inland die Hebung der Freude am eigenen Buchbesitz. Hier müssen die Bibliotheken den Buchhandel unterstützen und zum Privatbücher kauf anregen. Der Auslandabsatz des deutschen Buches schließlich wird weitgehend bestimmt durch die schwierige Devisenlage. Zu beachten ist jedoch, daß der Schwerpunkt der deutschen Buch ausfuhr seit jeher bei den wissenschaftlichen Monographien und Zeitschriften lag. Güte und Ausstattung gerade dieses Teiles der deutschen Buchproduktion werden infolgedessen auch in Zukunft ausschlaggebend für die Weltgeltung des deutschen Buches bleiben. Bemerkenswert waren auch die Ausführungen von Schuster-Berlin über die »neuen Aufgaben der wissenschaftlichen S tadt b ib l i o the ken». Der Refe rent sprach von einer Krise der Stadtbibliotheken, die zwischen den neuerstandenen Volksbüchereien auf der einen, den großen staatlichen Bibliotheken auf der anderen Seite keine klare kultur politische Linie zu finden vermochten. Es gilt deshalb, den Wir kungsraum der wissenschaftlichen Stadtbibliothck im neuen Staate nach beiden Seiten hin abzugrenzen und aus der Be sonderheit der Aufgabe die Besonderheit der Form und ihrer Methoden zu entwickeln. Nachdem der Vortragende diese Ab grenzungen vorgenommen hat, gelangt er zu einer Reihe von Forderungen für den Bestandsausbau, die Benutzungspolitik und die Erschließungsmethodcn der Bestände der wissenschaftlichen Stadtbibliotheken. Die beiden letzten Vorträge befaßten sich mit innerorgani satorischen Fragen der Bibliotheken. Auf die Wichtigkeit, zumal in der Gegenwart, von »Familienkunde und Biblio theken- wies Butt e-Dresden hin, der ihre Beziehungen zu einander klarlegte, und Runge-Heidelberg zeigte »Wege und Möglichkeiten gemeinschaftlicher Sachkatalogisierung». Der von
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