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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.05.1936
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- 1936-05-05
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- 05.05.1936
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von der Reichsregierung verteilt wurden. Gekrönt werden solche Werke, die »aus dem Geiste unserer Zeit heraus ge schaffen, in höchster künstlerischer Vollendung dem Geiste wie der Zeit lebendig steil und pla stischsten Ausdruck geben». Den Filmpreis 1836 erhielt der Regisseur Karl Fröh lich für den Film »Tr au inulu s», in dem Emil Jannings die tragende Rolle spielt. Damit wurde eine jahrelange sehr zielvolle Arbeit eines Regisseurs gewürdigt, die immer schon auf eine Lösung der Aufgaben der Jugend und ihrer Darstellung im Film hinzielte. Drei Filme gingen dem »Traumulus» voraus: »Reifende Jugend», die »Mädchen in Uniform» und der Film aus dem weib lichen Arbeitsdienst »Ich für dich — du für mich». In dem ge krönten Film gelingt es Fröhlich, am Schlüsse hinwegzuführen von einer vergangenen, lebensfernen Welt und eine neue Zukunft und Wirklichkeit aufzuzeigen. Er löst so das Erziehungsideal einer alten Epoche ab, und formt ein Neues Ziel »aus dem Geiste unse rer Zeit». Ehrend gedachte vr. Goebbels der darstellerischen Lei stung Emil Jannings, der während der Feststunde ein Bild des Führers mit eigenhändiger Unterschrift erhielt. Den Buchpreis des Jahres 1936 erhielt das Mitglied des Reichskultursenats, Kulturrefercnt der Landesstelle Württem berg des Reichspropagandaministeriums, Obersturmbannführer Gerhard Schumann. (Stabschef Lutze ernannte heute Schu mann zum Standartenführer!) Zum drittenmal wurde so ein Kämpfer der nationalsozialistischen Bewegung ausgezeichnet (1934 Richard Euringer für die »Deutsche Passion», 1935 Eberhard Wolfgang Moeller für die »Berufung der Zeit»). Gerhard Schu manns Werk entstand aus einer heroischen leidenschaftlich-kämpfe rischen Haltung des jungen deutschen Menschen der Gegenwart. Er will zugleich Rufer sein und Mahner. Von dem ersten früh erschienenen Bändchen »Ein Weg führt ins Ganze» läßt sich ein gerader Weg aufwärts verfolgen, der seine Krönung fin det in den »Liedern vom Reich», den Sonetten »Von der Reinheit des Reiches», der »Heldischen Feier» und dem gekrönten Gedichtband »W irabersinddasKorn» (bei Albert Langen/Georg Müller, München). Herzlicher Beifall erscholl, als Or. Goebbels endete: »Ich glaube mich zum Dolmetsch des ganzen deutschen Volkes zu machen, wenn ich den beiden preisgekrönten Künstlern meine herz lichsten Glückwünsche zum Ausdruck bringe. Sie haben für ihr Schaffen die höchste Ehrung erfahren, die die deutsche Nation aus diesem Gebiet zu vergeben hat. Diese Ehrung soll für die anderen deutschen Künstler Beispiel und An sporn sein.» Die Feierstunde fand ihren Abschluß mit den beiden Na tionalhymnen. —r. Goethes „Götz von Berlichingen" Als Kestvorstellung für die Kantate-Besucher wird am 9. Mat Goethes »Götz von Berlichingen« mit Heinrich George ge geben. Wir nehmen daher an, baß die nachstehende Ein führung des Hamburger Germanisten Robert Petsch Interesse finden wird. D. Schrift!. Das wild-geniale Erstlingsdrama Wolfgang Goethes, neben seinem »Weither» die reinste Ausgeburt und zugleich die Fanfare der deutschen Geniezeit, welche die Jugend zum Kampf gegen ein sattes, aufgeklärtes, enges Jahrhundert aufrief, die Herzen erwärmte und die Geister anfrüttelte — es ist uns heute wieder nähergerückt als in der ganzen Zwischenzeit, weil auch wir auf ein kraftvolles, saftiges und kernhaftes Menschentum in völkischer Prägung, auf ein Deutschtum aus bluthafter Grundlage in Leben und Kunst hinstreben. Freilich, von dem Kampfe gegen das Regeldrama nach fran zösischem Muster, den Goethes »Götz« weit rücksichtsloser, selbst- gewisser und wirksamer eröffnete als die »Hamburgische Drama turgie», verspüren wir heute nicht mehr viel; uns steht der »Götz- zwischen Shakespeares »Historien» aus der englischen Kö nigsgeschichte und den geschichtlichen Staatsdramen, die wir in mannigfachen Abwandlungen haben über die Bühne gehen sehen. Wir wissen, daß auch hier, so gut wie in irgendeinem fester ge fügten Kunstwerke, hohe dichterische Werte dargeboten und Lebensvorgänge unter echt dramatische Beleuchtung gerückt wer den können. Nur sind es eben dramatische Werte von besonderer, von außerordentlicher Art, welche die freiere Gestaltungsweise fordern, in deren Lebensraum sie einzig gedeihen können. So ein Leben in großem Zusammenhänge, mit der auf wühlenden Spannung zwischen tiefinnersten Sehnsüchten oder Entscheidungen und den schicksalsmäßigen Formen der geschicht lich-politischen Begebnisse; so ein »Meer von Begebenheit, wo Wogen in Wogen rauschen»; so eine »Geschichte, so voll, so ganz, so lebendig, wie sie im großen Zusammenlaufen der Weltbegeben heiten nur geschehen kann» (Herder) und doch wieder durch die Seele eines großen, starken, heißen Menschen hindurchgeht und mit seinen Augen von uns angesehen werden will: das ist ja der Inhalt des »Götz« und darum bedarf er jener »Historienform«. Nur sie erlaubt es dem Dichter, aus der Selbstbiographie des alten Ritters einen dramatischen Vorgang herauszuarbeiten, der immerfort die Linie der Weltgeschichte nach beiden Seiten über schreitet; der einmal in die Abgründe der Menschenseele und dann an das Firmament rührt, auf dem die ewigen Gestirne ihre Bahn ziehen, hoch über allem menschlichen Geschehen und doch, wie 410 uralter Glaube meint, nicht ohne Beziehungen auf sie. In diesem Sinne will der »Götz» gelesen, aufgeführt und geschaut werden, dann erst wird uns klar, wie der Dichter hier mit seiner Zeit, mit seinen Jugendgenossen, mit sich selber abgerechnet hat. In diesem Sinne haben große Darsteller von jeher den Ritter mit der eisernen Hand und der flammenden Seele mit besonderer Liebe umsangen und neu belebt. Wir denken zurück an die Meister leistung eines Adalbert Matkowsky und wir sind stolz darauf, in Heinrich George einen Künstler unter uns zu haben, der das Strahlende und das Tiefgründige, das Unbeugsam-Harte und die zarten, weichen Seelentöne dieses Abgottes der deutschen Jugend in Sturm und Drang auch in den Seelen unseres Ge schlechtes aufzuwecken weiß. Erft in der zweiten Fassung des Dramas (dessen Urgsstalt von 1771: »Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der eisernen Hand» zunächst ungedruckt blieb), erst in der Umarbei tung von 1773 hat Goethe die Hintergründe und die letzten Tie fen des Dramas Heller beleuchtet, ist er selbst zum vollen Verständ nis seiner großartigen Situation vorgedrungen. Götz ist kein un tadeliger Held, der bloß wegen seiner Größe den »Biel-zu-Bielen» zum Opfer fällt; er ist nicht, wie der junge Goethe sich einen Sokrates als tragische Persönlichkeit vorstellte, ein »Heldengeist», der zuletzt »unter dem endlichen Übergewicht der Nichtswürdig keit» zugrunde geht. Das wäre eine sentimentale Heroenbetrach tung, nicht aber eine heroische Darstellung selbst, hervorgegangen aus dem eigenen Ringen des Dichters mit den Gewalten drinnen und draußen. Götz fühlt am Ende seiner Tage, daß er den Kampf mit der höchsten Gewalt ausgenommen und verloren hat, weil er ihn verlieren mußte: »Wen Gott niederschlägt, der richtet sich selbst nicht auf.» Das ist der tiefere Sinn der »Handlung», die sich in drei großen, ineinanderverschlungenen und sich immer mächtiger aus breitenden Ringen vor uns abspielt und in der sich die kraft volle, in sich selbst ruhende, allezeit hilfsbereite und selbstlose, aber stets zum Kampfe für das Recht und für die Freiheit der Person und des Standes bereite Gestalt dieses -rohen, wohl meinenden Selbsthelfers in wilder, anarchischer Zeit» vor uns entwickelt: in den steten Händeln mit Händlern und Pfaffen, in dem Kampfe mit der fratzenhaften »Reichsarmee» und endlich in den Sturmgewittern des Bauernkrieges: immer ist es Götz, der die Welt in Ordnung bringen will und soll; der dank seiner Aufrichtigkeit und Leichtgläubigkeit immer wieder in die Falle
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