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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.04.1936
- Strukturtyp
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- 1936-04-21
- Erscheinungsdatum
- 21.04.1936
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- Deutsch
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Nummer 92, 21. April 1986 Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Die meisten buchhändlerischen Lehrlinge kommen mit der mittleren oder abgeschlossenen Reife einer Mittelschule in die Lehrfirma und haben infolgedessen keine Verpflichtung mehr, eine kaufmännische Fortbildungsschule zu besuchen. Der Mangel dieses, auch für den Buchhändler durchaus notwendigen Wissens wird den meisten jungen Kollegen durch ihr ganzes Leben anhaften, denn nur wenige werden sich aus eigener Initiative einigermaßen ausreichend orientieren. Ein weiterer Wunsch der Prüfungskommission geht dahin, daß bei Firmen, deren Betrieb eine gewisse Einseitigkeit zeigt, der doch wohl buchhändlerisch durchgebildete Betriebsführer seinen Zögling hie und da auch einmal auf die seinem Betrieb fehlenden Zweige hin weist. Ganz unmöglich ist ein Zustand der Lehrlingsausbildung, wenn der Zögling eines angesehenen Verlags nur einseitig in der Auslieferung beschäftigt wird und nicht einmal imstande ist, eine Autotypie von einer Strichätzung zu unterscheiden. Str. Gau Südhannover-Braunschweig Am Wahlsonntag, dem 26. März 1936 fand in Hannover die Frühjahrsgehilfenprüfung statt. 26 Anmeldungen waren erfolgt, zwei Prüflinge zogen jedoch ihre Anmeldung wieder zurück. Den Vorsitz über die Prüfung führte der Gauobmann Klinge, die Leitung lag in den Händen des Schriftführers Gaufachschaftsberaters Laudien. Ferner gehörten zur Prüfungskommission die Herren Jockusch, Hille, Schirm eisen, vr. Maus, Helmut Ruprecht, Seegelken, uni» als Vertreter der Angestelltenschaft außerdem Goette und Nehne. — Die 24 Prüf linge hatten bereits vier Wochen vorher Klausurarbeiten unter der Aufsicht des zuständigen Ortsgruppenobmannes anfertigen müssen, ferner die Hausarbeit. Die mündliche Prüfung begann am Sonntag um 6 Uhr teils in Th. Schutzes Buchhandlung, teils in der Hahnschen Buchhandlung. — Den Herren Betriebsführern der beiden Buchhand lungen sei auch an dieser Stelle für die Großzügigkeit, mit der sie ihre Geschäftsräume zur Verfügung stellten, gedankt. — Die Mitglieder der Prüfungskommission haben sich die Arbeit nicht leicht gemacht. Es wurden nicht Spezialitäten geprüft. Je zwei Prüfern waren fünf Lehrlinge zugeteilt. Die beiden Herren prüften also die Lehrlinge in allen Fächern. Durch dieses System wurde vermieden, vom Prüf ling mehr zu verlangen als allgemein buchhändlerisch und kaufmännisch notwendig ist. Die Prüfungskommission war einer Meinung, daß es unzweckmäßig wäre, besondere Spezialisten für die einzelnen Fächer hcranzuziehen. Wer von den Lehrlingen in seiner Lehrstelle, aus der Neichsschule und den Fortbildungsabenden der Fachschaft Ohren und Augen aufgesperrt hatte, mußte die Prüfung bestehen können. Wie segensreich die Neichsschule und die Fortbildungsabende sind, konnte einmütig von der Prüfungskommission festgestellt werden. Die Leistun gen waren im Durchschnitt bedeutend besser als noch im Herbst ver gangenen Jahres. Neichsschule und Fortbildungsabende geben tat sächlich so viele Anregungen, daß derjenige, der es versteht, an sich selbst zu arbeiten, vorwärtskommen muß. — Erst gegen 17 Uhr konnte die Prüfung als abgeschlossen angesehen werden. Ein Lehr ling konnte nicht bestehen. 23 Prüflinge hatten bestanden, davon 8 mit Auszeichnung, und zwar Gerd Schroers, Walter Habenicht, Karl Kirchner, Hans Quellhorst, Hans Günther Matthias, Wilhelm Wolf, Hedwig Diedrich, Erika Grüne. Am Abend fand in den Hansa-Fest- sälen ein Festakt mit allen Fachschaften des Bundes der Ortsgruppe Hannover statt. Gauobmann Klinge sprach Begrüßungsworte und wies auf die besondere Bedeutung des 29. März hin. Im Mittelpunkt der Feierstunde, die mit musikalischen Vorträgen und Rezitationen umrahmt war, stand die Ansprache des Gaufachschaftsberaters Laudien an die neuen Junggehilfen: anschließend verteilte dieser mit dem Gauobmann gemeinsam die Zeugnisse und vollzog die Aufnahme in die Standesorganisation. An diesen Festakt schloß sich ein Kamerad schaftsabend, der die Berufskameraden und -kameradinnen noch lange in fröhlicher Stimmung beisammenhielt. „Ins Volk das gute, künstlerisch illustrierte Buch!" »Illustration im Buch« war das Thema eines Vortrages, den Oberstudiendirektor Karl Mahr am 7. April in der Berliner Typographischen Gesellschaft hielt. Der besonders als Holzschneider verdiente Graphiker führte u. a. aus: Das deutsche illustrierte Buch ist krank. Um dem Patienten zu helfen, müssen wir uns ihn so vorstellen, wie er in seinen besten Jahren gewesen ist. Bei uns war das Buch zuerst ein geistliches Buch, das sich im frühen deutschen Mittelalter mit himmlischen Dingen beschäftigte. Dann kam es von der gelehrten Geistlichkeit auf den Adel, von diesem aufs Bürgertum. Seine Ausstattung mar zunächst der Architektur jener Zeit verwandt, seine Innengestaltung zeugte von hoher und hehrer Kunst. Von höchster Kunstfertigkeit war die Ausmalung der Bücher aus der spätromanischen Epoche, die das Bild als ornamentalen Schmuck, nicht als Illustration verwandten. Im 11. und 12. Jahrhundert wurden die Bücher dann weltlicher, trugen nicht mehr den ausschließlich sakralen Charakter. Als die Flirstenhöfe Bücher in Auftrag gaben, wählten sie zumeist irdische Themen, so in der Prosa Heldensagen und in der Poesie Minne sänger- und Heldenlieder. Dazu kamen die Chroniken der Mächtigen dieser Erde, die sie zur Verherrlichung ihres Geschlechts und auch als eigenen Ruhmes Künder anfertigen ließen. Dabei tritt die Illu stration erstmals als Bericht auf, den Text erläuternd. Das geschieht oft in wunderbarer Ausführung; jedes Buchbild ist dann wie in der Frühzeit für sich eine Kostbarkeit, hergestellt mit den prachtvollsten Mitteln, den leuchtendsten Farben unter reicher Verwendung aufgelegten Goldes. Es gelangten in den Büchern auch geistliche Themen und fromme Kalender zur geschriebenen und gemalten Wiedergabe, fast immer auf Anregung der Höfe und des besitzenden Adels. Oft ist die Religiosität nur ein Aushängeschild; finden sich doch mitten in den Gebets- und Andachtsbüchern Illustrationen aus dieser lebens lustigen, sehr weltlichen Zeit, etwa Liebesszenen in sehr gewagter Dar stellung und bewußte Erotik als Spiel. Mit dem 13. Jahrhundert ist dann die Buchillustration immer impulsiver und lebensnaher, manchmal fast aktuell. Dazu kommt, daß jetzt auch das besitzende Bürgertum als Auftraggeber und Käufer auftritt und dem Adel nicht nachstehen will. Nun wird auch die Hand schrift des Buches temperamentvoller, ja flott, manchmal fast leicht, jedenfalls immer lebensfroh und unbekümmert. Der Geist der Zeit spricht deutlich aus jenen Büchern, der sich im Hinblick auf die Bild fassung oft fast oberflächlich gibt. Da zeigen sich auch im leichtflüssig geschriebenen Buch die ersten Ansätze der Federzeichnung, nachdem die Schrift des weltlichen Buches nun nicht mehr ornamental und strenge ist. Manchmal trägt die Illustration bereits den Charakter der Reportage, wie in Büchern über das Konzil zu Konstanz; hier ist dieselbe Hand, die die Schrift hingesetzt hat, auch die des Illu strators. Mit der gestrengen Arbeitsteilung im Buche ist es vorbei, sie wirb nur noch in einigen klösterlichen Büchern deutlich. Eine gewisse Entartung setzt ein durch die das 14. Jahrhundert kennzeichnende Weltlichkeit, die aber das eigentliche Buch des Volkes vorbereitet. Denn das bisher an Bildung zurückgebliebene Volk ist bedürftiger nach Lesestoff geworden. Dieser Bedarf ist der Vater der Buchdruckerkunst geworden. Viele Versuche, durch Plattenschnitt in Holz oder Schaffung von Metallformen Abdrucke zu ermöglichen, gingen vorans. Man wollte auf irgendeine Art vorteilhaft Druck formen Herstellen, um der Nachfrage zu genügen. So war die Buch druckerkunst ein Kind der Zeit. Als Gutenberg dann zu drucken begann, wollte er das Buch wieder zu seiner alten sakralen Höhe führen. Aber das Volk verlangte nach Augenweide, nach wohlfeilen, mehr allgemeinen und auch profanen Büchern. Wir können gleich nach der Erfindung der Buchdruckerkunst nicht nur von geistlichen und weltlichen Büchern sprechen, sondern auch von guten und schlechten, die gedruckt wurden, um jedem Bedarf nachzukommcn und um des materiellen Vorteils willen. Wir sind zwar heute gewohnt, das Alte als Einzigartiges, Unnachahmliches hinzustellen: es gab jedoch damals ebensogut Schund von der Druck presse wie heute. Nicht jeder Drucker war ein Kunstverwandter, nicht jeder wollte einer sein. Die Mönche als vornehmlich die Schreibkunst Ausübenden sind ebenso wie die zünftigen Schreiber nicht gerade von der neuartigen Buchherstellung entzückt gewesen; das entsprach nicht ihrem Interesse und sie vertraten einen individuell verständlichen Egoismus. Dem überwiegenden Teil der Intellektuellen zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde klar, daß die Erfindung der Druckkunst ein Gottesgeschenk sei. So kamen die Besten der Künstler, wie Dürer, Cranach und andere zum Buch und seiner Illustration, diese als Ansdrucksmittcl ihres künstlerischen Wollcns benutzend. Da spürten anch die Nichtkünstler, die weniger verantwortlich fühlenden Hand werker schlecht und recht und später auch die Pfuscher und Geschäfte macher Lenzcsluft und wollten alles selbst machen und möglichst viel und schnell herausbringen. Verkümmerte Holzschnitte, auf denen oft kaum kenntlich wird, worauf es ankommt, finden sich häufig aus jener Zeit. Typisch sind Städtebilder mit bestimmtem Text, die aber gar nicht die betreffende Stadt darstcllen, sondern beliebig, manchmal gar mit verschiedenen Unterschriften wiederholt, im gleichen Buch verwandt wurden. Die vorhandenen guten Typen aber halfen selbst bei mangelhafter Anwendung zum erträglichen Eindruck. Die Zeit 361
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