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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.04.1936
- Strukturtyp
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- 1936-04-21
- Erscheinungsdatum
- 21.04.1936
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Nummer 92. 21. «pril 1936 und die Geschichte hat sich gegenüber solchen Machwerken als Richter erwiesen; denn es ist nur wenig Pfusch erhalten geblieben. Das meiste von dem, was wertlos war, hat die Zeit untergehen lassen, erhalten aber vieles Wertvolle, die großen und unerreichten Leistungen. Es sind dies über die Jnkunabelzeit hinweg die Lübecker Bibel, die Turnierbücher, die Cranach-Bibel, die Militärbllcher des Jost Amman. Der Grundstock aller Bücher des 16. Jahrhunderts ist die gute Handwerklichkeit, der hohe Stand der Entwicklung einfacher Technik und ausdrucksreicher Kunst. Tenn für die Bilder machte der Künstler den »Riß«, nach dem der Holzschneider mit Messer und Hohleisen das Bild schnitt. Besonders hervorragende Leistungen sind der »Theuerdank« und der »Weißkönig«. Erfreulich ist, daß es damals in Deutschland Menschen gab, denen es gelang, jene Mittel auf zubringen, die solche Werke ermöglichten. Die Fürsten und Könige wetteiferten hierin mit königlichen Kaufleuten und vereinzelt auch mit den Leistungen des gewerblichen Unternehmers, des Verlegers. Von jener Zeit der Fülle, des Gewerbefleihes und kulturellen Hochstandes sagte Hutten mit Recht: »Es ist eine Lust zu leben; die Künste ge deihen, die Wissenschaften blühen!« Die Besitzenden, die Reichen und die Gebildeten nahmen Anteil am Buch, und es entsteht zum ersten Male so etwas wie eine Bibliophilie. Man weiß die Güte der Arbeiten wohl zu bewerten, hat ein gutes Auge für den Zusammen klang der Holzschnitte mit den Typenbildern. Nach diesem Hochstande jm 16. Jahrhundert kam der Niedergang durch den dreißigjährigen Krieg. Dieser Rückgang des Buches war also nicht allein bedingt durch einen künstlerischen Verfall, sondern durch die allgemeine Elendszeit, weil es dem deutschen Vaterlande schlecht erging. Büßte vor allem die Illustration ein, so war die Schrifttype auch noch gut in jener Zeit; Gotisch und Textur zeugten die Schwabacher, und allgemein war das Hindrängen zur Fraktur. Die spätere barocke Entartung der Kunst, wie wir sie auf allen Gebieten und somit auch im Buche finden, ist ein Zeichen der Schwäche und Entartung durch die Einflußnahme des Auslandes. Eine Besse rung tritt erst ein in der Illustration durch den Kupferstich. Erinnert sei an Merian u. a. Bei ihm und in der Folge sind die Subtilität der Kleinzeichnung, die Akkuratesse jeder Einzelleistung von besonderem Reiz und eigenem Wert. Fürsten und Kirchenfürsten sowie reiche Bürger werden nun wieder Förderer des guten Buches. Leider zeigen Buch wie Illustration immer mehr ein Hinneigen zum welschen Buch. Damit tritt eine traurige und sehr lange Spanne ein, die auch durch das ganze 18. Jahrhundert geht, bis wieder mit Chodowiecki und einigen Zeitgenossen Anzeichen einer deutschen Kunst in der Buch illustration sichtbar werden. Wie in der Buchkunst und in allen anderen Künsten war in dieser langen Zeit alles nach Frankreich gerichtet. In der Flut des Klassizismus schlug im Rokoko eine ver fälschte Antike alle nationalen Belange nieder. Durch das Ein dringen in die Antike glaubte man immer und immer wieder nur deren Formen darstellen zu müssen und konnte den Weg zu eigenem nationalen Empfinden und damit zu dessen Ausdruck auch in der Illustration nicht zurllckfinden. Den Rückschlag brachten die Befreiungskriege. Aber die Ro mantiker zeigten eine verfälschte, niedliche Gotik mit Blechrittern und Maskerade. Da weisen nur wenige Künstler männlich-deutsche Züge auf, wie Runge, Caspar David Friedrich u. a. Die zeitgenössischen Illustratoren erreichten einen höheren Grad von echter, volkstümlicher Romantik, eine Ausschöpfung des literarischen Stoffes. Schlecht war aber das Nückfllhlen in eine verfälschte gotische Schrifttype. Im ganzen war es wieder für das Buch ein Niedergang. Nur einige romantisch und lyrisch fühlende Künstler wie Ludwig Richter und Schwind stellten des Volkes Märchen dar, und der Lylograph reproduzierte des Künstlers Werk. Der Lithographie aber gelang es nicht, sich auf wirk lich künstlerischer Höhe im Buche zu behaupten. Erfreulich war aber vor allem das Kinder-Text- und -Beschaubuch. Was man damals an den Alten verbrochen, hat man an den Kindern gutgemacht. Künstle risch gute Bücher waren es an sich nicht immer, aber der Genuß geht bei ihnen vom Bilde aus. Lebhaft ist das Buch der achtundoierziger Jahre, in dem die Illustration vornehmlich als Karikatur auftritt. Dorbeck und Hose mann stellten den Volkswitz auf die Beine und fanden in billigen Ausgaben überall Eingang. Wir haben es hoch anzurechnen, daß es damals Leute gab, die den Wert des guten Volksbuches erkannten. Dann kommt wieder ein tiefes, dunkles Tal für das deutsche Buch nach der allgemeinen Einführung der Schnellpresse. Allgemein war die Überschätzung der Maschine wie der Industrie. Merkantilismus und Manchestertum herrschten. Lichtblicke waren Menzel, Schwind u. a. Dann erschien die Zinkätzung. So gut sie sein kann und so sorgfältig sie hergestellt sein mag, wird sie nie das Kunstwerk wiedergeben. Wenn man dann noch die dürftige Atzung wegen der hohen Auflage mit billiger Farbe auf schlechtem Werk stoff druckt, muß das Kunstwerk zur Katastrophe werden. Dazu kommt die sinnlose Ausnutzung der Maschinenmöglichkeiten. Erst die Jahrhundertwende brachte Wandel. Es war ein Auf bruch? Deutlich ist allezeit, wie die neue Kllnstlerschaft, wie junge Menschen einer Zeit einen neuen Stempel aufdrückten. In der Folge aber und in der Gegenwart? Wo sind die Schüler jener schöpfe rischen Männer? Die junge Generation starb auf dem Schlachtfclde und der Nest ging an künstlerischer Unterernährung ein! Wurde schon vor dem Kriege das Volk nach dem guten Buche hungrig gelassen, dann schlug der Krieg alles entzwei. In der Nachkriegszeit gab es für das illustrierte Buch eine kurze Scheinblüte in der Inflation, in der das scheinbar bessere Buch auch ins Volk gelangte. Aber danach war nach dem materiellen auch der moralische Jammer da. Im Streit zwischen dem deutschen und entarteten Buch erging es dem illustrierten Buch schlecht und es kam fast zu Tode. Der Holzschnitt der da maligen Zeit sah aus, als wäre er mit dem Handbeil in die Tür gehackt. Wir haben die besten Maschinen der Welt, warum sollen wir nicht ein besseres illustriertes Buch haben? Muß denn die Technik, die auch ein Gottesgeschenk ist, unbedingt schlecht sein, muß sie ver ludern? Dem Buchillustrator ist es nicht mehr möglich, sein Buch so vorzuführen, wie er es gemacht hat. Der Verleger verwendet statt des markanten Holzschnittes die billigere Federzeichnung. Ehrliche Kiinstlerarbeit gelangt in mangelhafter Klischierung auf dürftiges Papier. Für die Gegenwart gilt es, das Volksgut im guten Buche zu er halten und zu fördern. Wir müssen wieder zum billigen und wert vollen illustrierten Volksbuch kommen. Ein Weg dazu ist die »Stifter auflage«, die zunächst vom wertvollen Buch auf besserem Papier in sorgfältigster Arbeit herzustellen ist und die Kosten der Bild- wie der gesamten Druckformherstellung zu bestreiten hat. Danach muß dann die nicht minder sorgfältig hergestellte Volksausgabe in hoher Auflage das Buch und seine Illustrierung in der Form zeigen, wie sie sich der Künstler vorgestellt hat, die künstlerische Leistung so zur Geltung bringen, wie der Künstler das gewollt hat. Die zahlreichen Angehörigen der graphischen Berufe und die Gäste als Freunde des guten Buches folgten diesem Vortrage mit hohem Interesse. Karl Mahr schloß seine im Schluß begeisternden Ausführungen damit, daß der von ihm aufgezeigte Weg einer der zu beschreitenden Wege sei, und daß noch mehr Berufene hierzu sprechen, vor allem aber zum guten illustrierten Buche hinwirken sollten. Es sei möglich, daß er in manchen Einzeldingen irre, aber das gute Wollen müsse endlich zum ersehnten Ziele führen. Sein Schlußsatz war das Goethe-Wort: Wenn dir's in Kopf und Herzen schwirrt, Wie willst du Bessres haben? Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, Der lasse sich begraben! H ö n i g. Mahnruf der Großhandels- und Lagerei-Berufsgenoffenschaft: „Helft Anfälle verhüten!" Der diesjährige Abschluß der Bücher der für die Unfallversiche rung der Arbeiter und Angestellten eines großen Teiles der Verlags buchhandlungen, serner der Zcitungs- und Zeitschriftenbetriebe zu ständigen Großhandels- und Lagerei-Berufsgenossenschast gibt Anlaß zu interessanten Feststellungen: Der weitere Aufschwung der Wirtschaft Im Jahre IMS hatte zur Folge, daß die Zahl der versicherten Vollarbetter des Großhandels, der GroßhanbelShilss- und der Lagereibetriebe von S28 51S im Jahre 362 1884 um SS 508 ober um 18,5°/° auf 584 828 im Jahre 1835 stieg. Diese erfreuliche Steigerung hatte aber die unerfreuliche Begleit erscheinung, daß auch die Zahl der gemeldeten Unfälle im Jahre 1835 um 14°/» auf 4S 718 und die Zahl der erstmals entschädigten Unsälle um 21,8°/» auf 1722 stieg. Ebenso stieg die Zahl der Rentenempfänger um 2,2°/» aus 18 8S8 und die Höhe der gezahlten Unfallentschädigungen um 8,2°/° auf 7108 858,78 RM, Da auch die sonstigen Ausgaben ge stiegen, die außerordentlichen Einnahmen aber infolge Senkung des
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