Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.11.1935
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1935-11-28
- Erscheinungsdatum
- 28.11.1935
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19351128
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193511284
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19351128
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1935
- Monat1935-11
- Tag1935-11-28
- Monat1935-11
- Jahr1935
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
276, 28. November 1835. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtlchn Buchliandet. Arbeitstagung der Reichsschristtumsstelle für die Verleger von Llnterhaltungs- und Volksliteratur*) am 22. und 23. November in Berlin Lange Jahre galt das, was man unter Volksliteratur ver stand, als unter dem Durchschnitt stehend, der Kritik unwürdig, mit dem mau sich überhaupt nicht beschäftigte. Seit zwei Jahren arbeitet die Reichsschristtumsstelle beim Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda daran, hier Wandel und gleich zeitig Bücher zu schaffen, die würdig sind, in die Hand jedes Deutschen gelegt zu werden. Dieses Ziel verfolgt die erste große Arbeitstagung, die die Reichsschrifttumsstelle mit mehr als fünfzig Verlegern durchgcführt hat. Sie begann im Beisein des Präsiden ten der Reichsschrifttumskammer, von Vertretern der Hitlerjugend, der Leihbüchereien, der Reichsarbeitsgcmeinschast für Deutsche Buchwcrbung und der deutschen Presse. Der Letter der Reichsschrifttumsstelle, Curt Reinhard Dietz, begrüßte die Gäste und gab den Plan und die Ziele der Arbeits tagung bekannt. Er betonte, daß die Reichsschrifttumsstelle das Volksschrifttum immer besonders gepflegt hätte, um endlich aus zuräumen mit der Ansicht, daß hier unter Ausschluß der Öffent lichkeit etwas Produziert wird, was diese nicht sehen dürfe. Ein erster Schritt zur Erreichung des Zieles war die Aufnahme der zuständigen Vcrlagsbetriebe in die Reichsschrifttumskammer und die Schaffung der Beratungsstelle für Voltsliteratur, die eben von diesen Verlagen getragen wird. Sie arbeitet zielbewußt unter Ver meidung wirtschaftlicher Härten. Reichskulturwalter und Geschäftsführer der Reichskultur- kammer Moral ler ergriff dann das Wort zu einer grund sätzlichen Darstellung von den Aufgaben des Schrifttums und insbesondere des Unterhaltungsschrifttums. Wenig Nationen in der Welt gibt cs, die so befähigt sind, gedrucktes Wort auszuneh- men und zu verstehen. Deutsche Menschen greifen nach dem Buch, um ein inneres Erleben zu haben. Aus dieser Erkenntnis heraus verstehen wir, welche Bedeutung dem Inhalt des Buches zu kommt. Jin liberalistischcn Zeitalter sprach man von diesen Din gen nicht, man war sich zu gut dazu, da gab es die persönliche -«Freiheit» des einzelnen ohne Bindung, meist bedingt durch wirt schaftliche Gesichtspunkte. Der Nationalsozialismus hat jedem ein öffentliches Amt zugewiesen, das nicht allein erfüllt werden kann durch Spitzenleistungen. Es ist nicht gleichgültig, was der Mensch zu seiner Entspannung liest, denn hier kommt auf indirektem Weg Gedankengut an die Menschen heran, das verhängnisvoll werden kann, wenn es schlecht ist, das gut wirkt und eine einzigartige Erziehungsschule ist, wenn es gut und positiv ist. Das wappnet dann jeden Menschen für jeden Kampf in Gegenwart und Zukunft. Berufen zu diesem Kampf ist jeder, der anständiger Gesinnung ist, wesentlich ist das Ringen um die Dinge vom ersten Augenblick an. Wenn wir auch nicht für uns schaffen, so wissen wir doch, daß wir ein Werk für die Zukunft leisten und das ist zutiefst deutsch. Nach Pg. Moraller gab Or. Erckmann als Vertreter von Ministerialrat Or. Heinz Wismann, dem Leiter der Abteilung VIII des Reichspropagandaministcriums, eine gut fundierte Schau vom llnterhaltungsschrifttum der Vergangenheit und der Gegenwart und von den Grundlagen dieser Art Bücher. Er ging ein auf die Zusammenhänge des Wesens und des Werdens, auf Kultur- und Schriftwerk. Schrifttumsarbeit war früher etwas für den kleinen Kreis der Gebildeten, Literatur etwas, das zu verstehen einen gewissen Bildungsstand voraussetztc. Damit haben wir end gültig gebrochen, für uns ist Schriftwerk umfassender, tiefgreifen der, tiefwirkender. Für uns ist wichtig zu prüfen, ob ein Schrift werk erstens dem entspricht, was das Wesen unseres Volkes aus macht und zweitens dem, was auf unser Volk positiv wirken kann. Der Dichter schafft als Person, aber er schafft nur aus dem Volle 1 Wir bitten, diesen Bericht als Ergänzung zu unserem in Nr. 272 erschienenen Aufsatz von Paul Köppc-Weglander »Das neue Volks- und Unterhaltungsbuch« zu betrachten. D. Schriftl. 1014 und mündet mit seinem Werk wieder in eben dieses Volk, das ihm die Kraft gibt, ein. Schriftwerk kann und will nicht mehr an und für sich da sein, cs will nicht nur in den Sternen geschrieben sein, in ihm liegt der Drang nach Wirkung. Hier liegt die Pflicht des Kulturmittlers, vom geschaffenen Werk zuni wirkenden Werk zu führen. Das frühere llnterhaltungsschrifttum war wirt schaftsmäßig orientiert, es war Bedarf vorhanden, man pro duzierte nach Umfang und Seiten, nach Stückzahl, achtete wenig auf Form und noch weniger auf Inhalt. Es ergaben sich deshalb für den neuen Staat drei Aufgaben: das Falsche hinweg zuräumen, eine negative Tätigkeit, der die positive auf dem Fuß folgen mußte: die Erhaltung des Guten und die Förderung dessen, was wir wollen. Natürlich besteht ein Mangel an guteni Unter- haltungsschristtum und an Schriftstellern, denn die meisten dünk- ten sich zu gut dazu, die anderen schreiben aus ihrer ewigen Vor- gestrigkeit, ihre Romane waren tränentriefende Sentimentalität, verlogene Detektivgeschichten, die noch nicht einmal einen deutschen Stoff hatten, falsche Familienromane. Daran knüpfte vr. Erck- mann einige Forderungen und praktische Vorschläge: diese wer den, wenn sie erfüllt sind, das schlechte Unterhaltungsbuch von allein unmöglich machen, ihm ganz einfach indirekt das Wasser wcgnehmen. Hinzu kommt, daß die Jugend, die durch die HI und den Arbeitsdienst gegangen ist, nicht mehr daran denkt, dieses butterweiche Zeug zu lesen. Sie geht darüber hinweg zur Tages ordnung über, damit aber gleichzeitig die Verleger ausschaltend, die ihre Pflicht nicht sahen. Das Untcrhaltungsbuch ergreift die wei testen Kreise, deshalb muß cs gut sein. Diese Tatsache leitete uns bei den Leihbüchereien und ihrer Aufbauarbeit und sie wird uns auch leiten in diesem Teil des Schrifttums, dem Dr. Goebbels in Weimar Beachtung zollte und Bedeutung zusprach. Der Typus des guten Voltsromans ist noch nicht entwickelt, er ist noch zu schaffen. Bringt den guten deutschen Detektivroman mit deutschen Inhalten, den guten geschichtlichen Roman u. a., unterdrückt jedes Werk, das unsere Lebensinhalte verfälscht, das problemübersättigt ist, das gleichgeschaltet ist. Es darf kein Buch sein, das den Willen lähmt, das Stumpfsinn erzeugt, es muß frische Lebenskraft geben. Nachdem die Tagung im Haus der deutschen Presse eröffnet worden war, wurde sie im Kameradschaftshaus der deutschen Künstler fortgesetzt. Hier sprachen: der Geschäftsführer der Reichs- schristtumskammer vr. Heinl, Or. Westecker von der Ber liner Börsenzeitung, vr. Diebo w vom Völkischen Beobachter. Ferner ergriffen das Wort: der Leiter der Justizprcssestelle Regie rungsrat ür. Klütz, Bannführer Heike sRcichsjugendbüchereis und Bannführer Fervers (Reichsjugendprcssedienst), Ministe rialrat Di. Wismann und zum Schluß C. R. Dietz. Or. Heinl gab einen kurzen historischen Überblick über die Entwicklung des Kampfes gegen die Schund- und Schmutzliteratur bis zur Gegenwart. Er wies daraus hin, daß die Beratungsstelle für Verleger von Bolksliteratur die Aufgabe habe, in gemein samer Zusammenarbeit mit ihnen den Kampf gegen Schmutz und Schund durch Ausschaltung unerwünschter Erzeugnisse des Schrift tums vorzutragcn. Bei diesem Kamps komme es aus ausschließlich objektive Betrachtungsweise an. Prüderie sei nicht am Platze. Eine wesentliche Forderung müsse die Abkehr von der Fremden- lcgionärs- und Spionagclitcratur sein. vr. Westecker sprach über die Kritik des Unterhaltungs- romanes in der Tageszeitung, wobei er betonte, daß für diesen Roman zwei wesentliche Forderungen ausgestellt werden müßten: unbedingte Lebcnsechtheit und dichterische Durchdringung. vr. Diebow erkennt im Unterhaltungsroman ein wesentliches Erziehungsmittel für den Dichter, der hierbei, wie der Dramatiker, zu strengster Konzentration gezwungen sei. Konjunktur sei nicht
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder