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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.11.1935
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1935-11-14
- Erscheinungsdatum
- 14.11.1935
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- Deutsch
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X- 26ö, 14. November 1S3S. Redaktioneller Teil Börsenblatt f. d.Dtschn.Buchhandel. und Jagd nach Glück und Erfolg sah und glaubte Raabe «an den ewigen Werkeltag zwischen den Vogesen und der Weichsel«, da es »immerfort dampft wie frischgepslügter Acker, und jeder Blitz, der aus den fruchtbaren Schwaden aufwärtsschlägt, einen Erdgeruch an sich trägt, welchen die Götter uns endlich, endlich gesegnen mögen«. In den Staub und Rauch der Gründerzeit hinein be kannte sich Raabe stolz und einfach zu dem Satz: »Ein adelig Geschlecht sind wir«, und aus dem »allerneuesten welthisto rischen Schicksal- holte er sich die Überzeugung, »daß wir das deutsche Volk sind und bleiben, ob es sich auch jeder noch so bequem in seiner eigenen Ansicht macht«. Heute, da unsere Zeit wdder- hallt von dem Ruf nach dem neuen Adel der 'Äele, der Gesin nung und des reinen unverfälschten deutschen Menschentums, stel len wir gerne Raabe, diesen starken Künder echter deutjchadeliger Gesinnung mitten unter uns hinein und lassen uns von ihm an die wackeligen Tische führen, um die seine Menschen mit der vor nehmen Gesinnung Platz genommen haben, die Menschen, die wie »Kinder, Verrückte und Tiere frei durchs Leben gehen«, während die von allen Fesseln sich frei Fühlenden, die Ungebundenen in Wahrheit die elenden Sklaven ihrer Wünsche, Lüste und Begier den geworden sind. Wir wissen um den nächtlichen Alpdruck, der den um die Zu kunft Deutschlands sich sorgenden Reichsgründer quälte. Raabe war ein Verehrer Bismarcks, und Zorn und Sorge erfüllten ihn, als er von dessen Sturz erfuhr, doppelte Sorge, als der greise Fürst 1888 die Augen für immer schloß. Dennoch jubelte er dem Wer! des 18. Januar 1871 nicht überbegeistert zu, denn er fühlte sofort, daß dem herrlichen Reichsbau die inneren Grundlagen noch fehlten und daß sich dieser Mangel früher oder später verhängnis voll bemerkbar machen müßte. Darin aber sah er gerade für sich die Aufforderung, demMeich die Kultur- und Seelenwsrte zu schaf fen, deren es zu seiner inneren Festigung dringend bedurfte. So wurde er zum »Sendboten Gottes an das deutsche Volk«, und die folgende Entwicklung bewies cs blutig, daß man seine Bot schaft, diese Botschaft des »protestierenden, jahrtausendealten Ur geistes der Deutschen« nicht ungestraft überhören durfte. Raabe konnte wohl einmal in der Tiefe seines Herzens grollen über das Volk, das ihn so links liegen ließ, das »seine Zitronen bis zum Äußersten auspreßte«; darüber hinaus aber trug er den Glauben an Deutschland, das »owige Vaterland«, scheuchte Zweifelnden den Kummer weg, rüttelte Gleichmütige auf und gab Schwachmütigen neue Antriebe. »Ich glaube an mein Volk, und du sollst auch daran glauben«. Viele gute deutsche Menschen mochten in dem Wirbel der Ereignisse, Erfindungen, Entdeckungen, Gründungen und Fortschritte die besten deutschen Werte versinken sehen: er holte die alten Ideale hervor und gebot den Kleinmütigen, sich daran auszurichten: »Wenn ich die Kraft und Macht anschaue, welche aus dem Boden wächst in dem Volke, welchem Gott diesen Boden im Heizen von Europa gegeben hat; so kann ich nun und nimmer Veranstaltungen Die nachstehenden Notizen wollen dem Gesamtbericht über den Verlauf der Buchwoche nicht vorgreifen, sondern sie sollen nur einige bemerkenswerte Einzelheiten herausgreifen. D. Schrrftl. Bücher rollen durch Berlin Ein eindrucksvolles Bild von der Vielseitigkeit deutschen Buchschaffens war der große Umzug des Berliner Buchhandels und Buchgewerbes als Abschluß der zweiten deutschen Buchwochc. Der Berliner Lustgarten, der schon die verschiedensten Kund gebungen erlebt hat, bot an diesem Sonntag-Vormittag ein ganz eigentümliches Bild: eine Unmenge von Menschen scharte sich um die Wagen, ehe sie sich zum großen Zug durch die Straßen Berlins ordneten. Ehe der Festzug sich in Bewegung setzte, ergriff der Gau- betriebsgemeinsthaftswalter der Reichsbetriebsgemeinschaft Druck Pg. Langhanky das Wort zu einer kurzen Ansprache, die durch Lautsprecher auf den großen Platz übertragen wurde. Er sprach von der Vielseitigkeit des deutschen Buchschaffcns, das hier sinn mehr mir denken, daß alle die Macht und die Kraft nur dazu wachse, um als verspottetes Spielzeug und Tändelwerk zu dienen in den Händen weniger kindischer Pfaffen, Höflinge, Weiber, Diplomaten und blödsinniger Kriegsknechte... Das Gezücht der Schmarotzerpflanzen, das Gezücht der giftigen Pilze, wächst nicht auf dem umgestürzten Stamm der deutschen Eiche, nein, nein, nein, die deutsche Eiche steht noch aufrecht, und wird noch durch die Jahrtausende in Herrlichkeit und Pracht grünen und blühen und alle Völker unter ihrem Schatten versammeln«. Gewiß, auch Raabe kannte die Stunden, da die Versuchung schleichend über ihn kam, da der Zweifel an seinem Herzen nagte und da er im trüben »Nebel der Gegenwart« irre am Sinn des Sterbens in den Kriegen, an allem Ringen und Sichmühen um die deutsche Zukunft wurde: »Und dafür habt ihr das Schwert genommen? und das Schwert in der Hand tragend, habt ihr euch so von solchen Kastraten des Geistes und Körpers solch ein Geschick auf den Nacken werfen lassen?« Dann aber rissen die ragenden deutschen Gipfel den gesenkten Blick wieder auf zu lich ten, verheißungsvollen Höhen, zu jenen Höhen, in denen das echte und rechte Deutschland sich darstellt: »Blicke auf aus der dumpfi gen Luft, aus den schweren Nebeln, welche über der Gegenwart hängen, auf zu den drei deutschen Gipfeln, welche alle Alpen überragen, aus zum alten Brocken, auf welchem deutscher Geist dem bildlosen Wodan opferte, auf welchen deutscher Geist den Faust im ewigen Streben nach der Lösung der Rätsel der Mensch heit führt; blicke auf zur Wartburg, wo das alte Geistesrüst zeug, die .gute Wehr und Waffen' unseres Volkes neu geschmiedet wurde; blicke auf zum Kyffhäuser, in welchem die große Zu kunft der Stunde harrt, in welcher die Raben nicht mehr fliegen werden, der Stunde, wo ein Volk geboren wird«. Raabe rief in einem Lied mit hämmernden Strophen auf zum Bau des Reiches: »Ans Werk, ans Werk, mit Herz und Hand, Zu bauen das Haus, das Vaterland! Wälzt Stein auf Stein nach dem rechten Lot! Was kümmert euch andere Lebcnsnot? Ans Werk, ans Werk für das Vaterland, Mit brennender Stirn, mit wunder Hand Ans Werk, ans Werk! Ans Werk, ans Werk, es ist Gottes Will! Fluch dem, der dem Ruf nicht folgen will: Ans Werk, ans Werk!« Rief Raabe damit nicht auch auf zum Bau des neuen, des Dritten Reiches der Deutschen, von dem er glaubte, daß es einst errichtet würde auf dem unverrückbaren Grund der deutschen Seele, getragen von deutscher Kraft, von Glauben und Liebe zu dem deutschen Volk, das in unseren Vätern, in uns und in unseren Kindern war, ist und ewig sein wird. zur Buchwoche fälligen äußeren Ausdruck gefunden hat, damit die Arbeit, die am und mit dem Buch zu leisten ist, mehr Menschen gezeigt werden kann, als nur denen, die gerade damit beschäftigt sind. Dann fand er eindringliche Worte für den Umbruch auf kulturpolitischem Ge biet, der sich nirgends so stark dokumentiert wie auf dem Gebiet des Buches. Dieser Umbruch ist das Werk der Bewegung, und die ser Bewegung wird auch das Buch gehören, für sie wird es ein Schwert sein im Kampf. Er schloß: -Ihr, die ihr die große Ehre habt, an den geistigen Gütern der Nation mitzuschassen, flechtet in alles, was ihr schafft, eure Liebe zu Deutschland mit hinein und werdet somit die geistigen Waffenschmiede Adolf Hitlers«. Für das buchherstellende Gewerbe sprach der Vorsitzende des Vereins der Berliner Buchdruckereibesitzer, Herster. Seine Worte waren eine ernste Mahnung, das Buch immer weiter zu verbreiten, weil seine Herstellung vielen Tausenden Arbeit und Brot gibt. Dann zogen vierzig tannengeschmückte Wagen durch die Stadt, Autos und Pferdefuhrwerke, die alles zeigten, von der einfachen 883
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