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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.04.1936
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1936-04-28
- Erscheinungsdatum
- 28.04.1936
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- Deutsch
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- Saxonica
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Nummer 98, 28. April 1986 Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel den Nachmittagsstunden steht die Bücherei allen Schülern zur freien Benützung offen. Diese Gelegenheit wurde eifrig benutzt. Die Ausleihbücherei ist durch viele Neueinstellungen bereichert. Die vorhandenen Sammlungen von Prospekten, Hauszeitfchristen, Vcrlagskatalogen, Antiquariatskatalogen usw. wurden nach Mög lichkeit ergänzt. Auch die Schaufensterwerbung wurde in vielen praktischen Übungen gepflegt. Den Verlagen, welche Bücher sowie Plakat- und Prospeklmaterial zur Verfügung stellten, sei hiermit gedankt. Die Kurse der Lehranstalt besuchten viele buchhändlerische und graphische Betriebe, ebenso Museen und Sammlungen. Bon den zahlreichen Veranstaltungen innerhalb der Schule sollen wenigstens einige erwähnt werden. Die Dichter Qr. Rudolf Habetin, Walter Bauer, Martin Luserke, K. H. Waggerl und Friedrich Schnack lasen aus ihren Werken. Or. Nußbecher berichtete über den Verlag PH. Reclam jun., Polizeihauptmann Roennecke sprach über das Thema »Unsere deutsche Luftfahrt», l)r. Lott ver anstaltete eine Schütz-Händel-Bach-Feier und eine Feier der deut schen Hausmusik. Lehrkräfte der Lehranstalt wirkten mit bei der Bewertung der Arbeiten im Reichsberufswettkampf zu Leipzig. Bei den Leipziger Gehilsenprüfungen im März 1936 war die Schule durch je einen Lehrer in allen Prüfungskommissionen vertreten. Es ist zu er warten, daß Schule und Praxis immer enger zusammengehen werden. Eine Sonderabmachung mit dem Arbeitsamt Leipzig ermög licht es, daß die Lehranstalt ihren abgehenden Schülern Lehr- und Gehilfenstellungen vermittelt. Die Nachfrage der Firmen war in diesem Jahre sehr groß und konnte nicht gedeckt werden. Das darf als ein Zeichen dafür genommen werden, daß die Leistungen der Lehranstalt in der Praxis anerkannt werden. Zu Weihnachten konnten wieder viele bedürftige und würdige Schüler aus Mitteln der Max-Röder-Stiftung und der Jubiläums stiftung des Wirtschaftsverbandes Leipziger Buch-, Kunst- und Musikalienhändler Stipendien erhalten. Mit dem März 1936 schloß das erste Schuljahr derReichs- schule des Deutschen Buchhandels. Es war ein Jahr der Probe, in dem erst zu erweisen war, ob die Aufgaben, die der neuen Anstalt zugedacht waren, und die Ziele, die sie sich selbst ge steckt hatte, mit dem beschränkten Mittel einmonatiger Kurse über haupt zu erreichen sind. Wir können feststellen, daß sich der Gedanke einer einheitlichen Schulung aller jungen Buchhändler vor Ab schluß ihrer Lehrzeit als außerordentlich fruchtbar erwiesen hat. Auch die der Schule von Anfang an gegebene Form hat sich be währt. Sie wurde im Lause des Jahres weiterentwickelt und durch Erfahrungen vervollkommnet. Es ist der Reichsschule gelungen, die in der Lehre erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten des buch händlerischen Nachwuchses zu erweitern und zu festigen. Zugleich erhielten die jungen Buchhändler einen ganz entscheidenden Anstoß zu ihrer Weiterbildung, über allem aber ist als Gewinn zu buchen, daß die Schüler mit dem Bewußtsein von den nationalen und sozia len Aufgaben unseres Berufes und mit einer starken Berufsbe geisterung von der Reichsschule abgingen. Die Kurse sind immer noch behelfsmäßig in einigen gut her gerichteten Räumen des Buchhändlerhauses untergebracht, wo sie arbeiten und ihre Freizeit verbringen. Nur die Schlafquartiere liegen außerhalb. Sie befinden sich für die männlichen Teilnehmer in der studentischen Mensa, für die weiblichen im Studentinnen heim und in einem Hospiz. Die nötigen Schulungsmittel sind im wesentlichen schon aufgebaut. Besonders muß die Muster- und Lehr bücherei erwähnt werden. Sie wurde zumeist aus eigenen Mitteln der Reichsschule errichtet. Den Verlagen kann für entgegenkom mende Berechnung der bestellten Bücher, zum Teil auch sür Schenkungen gedankt werden. Die Arbeit der Schule begann im April 1935 mit drei Lehr kräften: dem Leiter der Schule, Or. Hoher, seinem Stellvertreter G. Schönfclder und Or. Ebert. Der erste Kursus mit 23 Teil nehmern war ein Bersuchskursus, bei welchem sich die Lehrkräfte an jedem Unterricht gemeinsam beteiligten. Ab Mai wurden mo natlich etwa 50 Teilnehmer einberufen und in zwei Abteilungen ge schult. Die Zahl mußte vom November 1935 an aus etwa 70 bis 75 erhöht werden, weil mit rund 700 auslernenden Lehrlingen im Jahre zu rechnen ist. Im ersten Schuljahre sind im ganzen nur 492 betreut worden, davon 292 männliche und 200 weibliche. Aus Sortiments- und Antiquariatsbetrieben kamen 416, aus Verlags betrieben 67, aus sonstigen Betrieben 9. Viele Schüler kamen frei willig, darunter drei Ausländer: ein Jugoslawe aus Laibach, ein Norweger aus Oslo, ein Däne aus Kopenhagen, seiner eine deutsche Jungbuchhändlerin aus Madrid. Die Zahl der Lehrkräfte erwies sich bald als unzureichend. Im November 1935 wurde Or. Hermann Maier als vierte Lehr kraft eingesetzt, eine fünfte ist in Aussicht genommen. Erst bei dieser vollen Besetzung wird die Reichsschule ökonomisch arbeiten können. An die Stelle des ersten »Vorläufigen Schulungsplanes« trat im Februar 1936 ein endgültiger. Er stellt Aufgaben, Stoffe und Methoden ausführlicher dar, wobei er alle bisher gemachten Er fahrungen berücksichtigt. Das Ziel der Reichsschule blieb: über das Ganze des Buchhandels zu unterrichten und zu einer verantwor tungsbewußten Berufsgesinnung zu erziehen. Der Plan sieht drei Lehrgebiete vor, die allesamt die Verbindung mit der Berufs praxis anstreben: 1. Die kulturpolitische Berufskunde, welche den Buchhandel in seiner Mittlerrolle zwischen Schrifttum und Nation betrachtet; 2. die Buchhandelskunde, welche den Buchhandel als wirtschaft lichen Organismus betrachtet; 3. die Bücher- und Wissenschaftskunde, welche ausgewählte Werks und Gruppen des Schrifttums betrachtet, die von besonderer Wichtigkeit sind (historische und politische Literatur, Schöne Li teratur u. a.). Durch intensive Arbeit war es möglich, in den Kursen einen verhältnismäßig umfangreichen Stofs zu bewältigen, sodaß jeder Teilnehmer die Lücken und Mängel seiner bisherigen Ausbildung auf jeden Fall feststellen konnte und auch Mittel und Wege kennen lernte, sie auszufülleu oder zu bessern. Außenstehende wunderten sich oft darüber, daß die Reichs schule auf die Pflege der Kameradschaft so großen Wert legt. Sin gen, Sport, Spiel, Wanderfahrten, Kameradschastsabende binden die Schüler untereinander und mit den Lehrern rasch zusammen. Auf diese Weise ist eine persönliche Beeinflussung möglich und auch eine tägliche Arbeitszeit von neun Stunden für die Schüler erträglich. Man darf getrost behaupten, daß die Reichsschule ohne ihr Gemeinschaftsleben das gesteckte Ziel überhaupt nicht zu er reichen vermöchte. Es ist eines der schönsten Ergebnisse, daß sich bisher in jedem Kursus die Vertreter aller deutschen Stämme, der verschiedensten Berusssparten und der beiden Geschlechter zu einer festen, frohen und freien Gemeinschaft zusammengesunden haben. Ebenso wichtig wurde es erachtet, den jungen Buchhändlern die Begegnung mit bedeutenden Menschen und mit Werken der deutschen Kultur und Arbeit zu ermöglichen. Die Kurse besuchten jeden Monat durchschnittlich sieben verschiedene Betriebe. Sie unternahmen ferner zwei bis drei ganztägige Fahrten, die sie zu Kulturdenkmälern wie dem Naumburger Dom, zu den klassischen Stätten in Weimar, nach Jena, Dresden usw. führten. Jeder Kursus besuchte ebenfalls einmal geschlossen ein Schauspiel und ein Gewandhauskonzert. Eine sehr große Zahl von Gästen, mehr als 70 im Lause des Jahres, kehrten als Gastlehrer oder Vortragende zum Unterrichte oder zu den Kameradschastsabenden in der Reichs schule ein und wurden immer mit großer Dankbarkeit begrüßt: Vertreter des Staates, der Partei, des Berufes, Dichter, Wissen schaftler. Die Reichsschule hat neben ihren unmittelbaren Erfahrungen auch eine Reihe von statistischen Erhebungen vorgenommen, welche wichtige Rückschlüsse auf die Qualität und den Ausbildungsstand unseres Nachwuchses, aber auch aus die Ausbildungsstellen zu lassen. Diese Erhebungen werden zu bestimmten Vorschlägen über die Berufsausbildung führen. Es kann jetzt schon gesagt werden, daß unser Nachwuchs in Hinsicht auf Charakter und Fähigkeiten überragend gut und in einem ausreichenden Maße sehr gut ist, hin sichtlich der Kenntnisse läßt er freilich zu wünschen übrig. Es wurde zugleich festgestellt, daß die Ausbildung in einer Reihe von Lehr filmen nicht den wünschenswerten Grad erreicht und daß sie zu einem kleinen Prozentsatz völlig ungenügend ist. 385
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