Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.02.1937
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- 1937-02-04
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Buch, oft gesagt, wenn es mit glühenden Backen im Lande des Dichters weilte. Wir wurden älter, und unser Kinderglaube bekam Harts Stöße. Manches Ideal sah der Jüngling verschwinden, und cs erwachte — in dem einen stärker, in dem anderen weniger stark — ein grundsätzliches Mißtrauen. Das übertrug sich eines Tages aus das Verhältnis zu den Büchern. Nun gab man sich nicht mehr dem Dichter hin wie als Kind, nun mußte man vorsichtig sein. Weder Eltern noch Erzieher wählten die Lektüre mehr aus, man kaufte sich sein Buch selber und wußte um viele Enttäuschun gen. Daneben aber lebte ein glühender Idealismus als djx beste Frucht der Kindheit, und der wollte sich begeistern, wollte sich blind begeistern an erwählten Dichtern. Das sind die Jahre, in denen wir so häufig ungerecht waren, hier blindlings lobten und da grundlos verdammten! Mißtrauen stritt mit dem Willen zur Begeisterung, aber es war uns nicht gegeben, den harmonischen Ausgleich zu finden, und so bewegte sich unser geistiges Leben häufig in Gegensätzlichkeiten. Dieses Entweder-Oder bewährte sich glänzend im Dienste großer Ideen, deren Wahrheit die jungen Seelen eroberte und deren ganzes Wesen bedingungslose Hingabe forderte, aber es war häufig verhängnisvoll bei der Betrachtung von Kunstwerken, die so verschieden voneinander waren und doch alle eigene Werte und Schönheit besaßen. Man verschrieb sich einer bestimmten Kunstrichtung und Auffassung und wurde damit blind gegen alles andere. Das Leben formte den Jüngling zum Manne, es erzog ihn dazu, Stellung zu nehmen und eine eigene Meinung zu besitzen. In dieser Zeit vor allem beginnt sich so vielen die kritische Brille auf die Nase zu setzen. Man will Stellung nehmen, immer Stellung nehmen, man wehrt sich dagegen, geführt zu werden. Man steht dem Buch von vornherein mit der kritischen Haltung eines Menschen gegenüber, der »nicht bestochen werden will». Wie viele Schönheiten gehen uns durch eine solche Haltung verloren! Gleichen wir darin nicht jenem Menschen, der den Schmetterlingsflügel unter die Lupe legte und nun nur noch dunkle Flecken sah, wo das Kind leuchtende Farben erblickte? Da mit soll gewiß nicht einer kindischen Urteilslosigkeit das Wort ge sprochen werden! Jeder Leser wird in einem Buche Stellen finden, die ihn tief freuen, und andere, die ihn nachdenklich machen oder ärgern. Er reibt sich an diesen Stellen, und da Reibung Wärme erzeugt, wird von ganz allein eine innerliche Auseinandersetzung beginnen, die nie fruchtlos bleibt. Es ist aber verschieden, ob man auf solche Stellen stößt, oder ob man sie sucht! Und hierin haben wir das Wesen der kritischen Brille erfaßt. Es besteht darin, dem Buche von vornherein in Abwehrstellung zu begegnen und dauernd darauf zu achten, daß man ja nicht vergißt, Stellung zu nehmen, eben — »kritisch« zu sein. Das beste, was das Kind dem Buche schenken kann, ist seine ganze Hingabe. Das gleiche bedeutet die Begeisterungssähigkeit des Jünglings und das verständnisvolle Einfühlen und Auskosten des Mannes. Von einem Kind kann man nicht die Regungen der Jünglings- und Mannesfeele verlangen, und der Jüngling kann nicht die Reise des Mannes besitzen. Der Mann aber besinne sich darauf, daß er einmal Kind und Jüngling war! Dann wird er die kritische Brille absetzen! Dann wird er dem Buche auch einmal wieder die Hingabe des Kindes schenken können und seine Schön heiten mit der Begeisterungssähigkeit des Jünglings empfinden — und selber dabei wieder jung werden, über all dem aber wird die erkennende Reife des Mannes stehen, dem das Buch zum unent behrlichen und treuen Kameraden geworden ist, dessen Wert er am tiefsten zu erfassen weiß, weil er innerlich zu ihm Stellung genommen hat und doch nicht Sklave solcher Stellungnahme wurde. Nun hoffe ich, von allen verstanden zu werden, wenn ich noch mals betone, daß sich das Verbot der Kritik im erweiterten Sinne auch gegen die kritische Brill« aus unserer Nase richtet. Was bedeutet das Wort „Kaliko"? Bekanntlich rührt die Bezeichnung »Kaliko- für den auch zu Bucheinbänden viel benutzten Baumwollstoff von der indischen Hafen stadt Calicut her, die einst eine blühende Webwarenindustrie und einen weltweiten, bis nach China und Europa sich erstreckenden Webwaren handel besaß. »Hosen von Callico oder Indianischen Leinwath- werden, wie dem »Deutschen Fremdwörterbuch- von vr. Hans Schulz lgcsallen ISIS in Frankreichs zu entnehmen ist, schon im Fahre 1848 in den »Büchern von der Schisfart« des Levinus Hulsius, eines aus Gent stammenden hervorragenden Mathematikers und Reise schriststellers, der sich in Nürnberg und Frankfurt am Main auch alz Buchhändler betätigte und eigene und fremde Werke verlegte, erwähnt. Nicht so allgemein bekannt ist die Bedeutung des Ortsnamens Calicut selbst, über die Helmuth von Glasenappin Band 4 »Indien- sSeite 84) der Sammlung »Der Indische Kulturkreis in Einzeldarstellungen« Ausschluß gibt. Der Name lautet eigentlich »Kolikob-, was so viel wie »Hahnenburg- heißt. Mit seiner Entstehung aber hat es die solgende Bewandtnis. Cheramän Perumäl, der letzte König von Malabar, soll, bevor er sich — angeblich im Jahre 82S — nach Mekka begab, um dort zum Islam überzutreten, das Reich unter seine Großen verteilt haben. Einem seiner Getreuen habe er hierbei die Grenzen seines Gebietes so weit gezogen, als di« Stimme eines auf dem Tallitempel krähenden Hahnes zu hören wäre. Das derart entstandene Reich hat sich nachmals mit Hilfe der Araber vergrößert. Seine Herrscher erhielten den Titel »Zamorin« svon Samüri, d. i. »Seebeherrschcr-s. In der Tat war Kolikod im IS. Jahrhundert der bedeutendst« Handelsplatz der indischen Westküste, und cs war auch der erste Hafen Indiens, den Vasco da Gama nach der Umsegclung des Kaps der Guten Hoffnung im Mai 1498 anlief. Im Jahre 1792 ging die Stadt in englischen Besitz über. vr. S. v. I. Fachgruppe Reise- und Versandbuchhandel Di« Fachgruppe Reise- und Bersandbuchhandel hat ein Ver zeichnis ihrer Mitglieder herausgegeben, das zum Preise vom RM —.so durch die Geschäftsstelle Leipzig C 1, Frommannstr. 2, zu beziehen ist. Postschltchfach 274/75." — "Drück "ükrns?Hebrtch^N?ch ", d"g °I, »i 3«r Zeit ist Pr> Fachschaft der Angestellte» Ortsfachschast Bremen Erwin Guido Kolbenhey er liest am 20. Februar 19S7 aus eigenen Werken. Der Vortragsabend wird von der NS.-Kultur- gcmeindc in Verbindung mit der Staatsbibliothek und dem Bremer Buchhandel veranstaltet. Beginn 29.1S Uhr im Saal des Gewerbe hauses, Ansgaritorstr. 24. Die Kachschaftsmitglieder erhalten Karten zum ermäßigten Preise von RM —.80, Lehrlinge RM —.59. Ich bitte um rege Beteiligung und die Vorbestellungen schon jetzt, spätestens aber bis zum 12. Februar an meine Anschrift, Am Wall 161, auszugeben. C. Nicking, Ortsfachschaftsberater. Ortsgruppe Leipzig Der Beifall, mit dem der erste Abend der jungbuchhänb- le rischen Arbeitsgemeinschaft ausgenommen wurde, ver anlaßt uns, den nächsten Abend schon am 8. Februar 19S7, 20.15 Uhr sBuchhändlcrhaus, Eingang III) folgen zu lassen. Diesmal wird über die lyrischen Werke der bedeutendsten Dichter der klassischen und roman tischen Epoche gesprochen. Die nachfolgenden Abende werden dann vor allem der lyrischen Dichtung seit der Jahrhundertwende und der Gegen wartsdichtung gewidmet sein. Wir fordern nochmals alle Jungbuchhanbler auf, an diesen Aben den teilzunehmen, wenn sie gewillt sind, über die Grenzen der alltäg lichen Bcrufsausgaben hinaus ihre geistige und seelische Entwicklung an den großen Vorbildern und Beispielen unserer Dichtungsgcschichte zu fördern und sich selbst dabei im klaren Denken und tiefen Nach empfinden zu schulen. Durch gemeinsame Aussprache wollen wir den letzten großen Kragen, die uns heute auf dem Gebiet der Dichtung be wegen, versuchen, näherzukommen. Gleichzeitig soll uns immer als wesentliche Aufgabe damit verbunden sein die Pflege jungbuchhänd lerischen Gemeinschaftsgeistes. Wir hoffen, Laß alle Leipziger Fungbuch- händlcr sich diesem Streben verpflichtet sühlen und die Arbeitsgemein schaft tatkräftig fördern werden. W. Beylich. leiterS: Franz Wagner. —Verantw.Anzeigenletter: Walter Herfurth, Leipzig, zig. — Anschrift der Schriftleitung und Expedition: Leipzig 6 1, Gerichtsweg 26, straße 11a—13. — DA. 7S52/I. Davon 6500 ö. m. Angebotene und Gesuchte Bücher. itSliste Nr. 8 gültig! 108 Nr. 28 Donnerstag, den 4. Februar 1937
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