Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.06.1922
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- 1922-06-21
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Redaktioneller Teil. — Sprechsaal. 142, 21. Juni 1922. Mater» sind keine Drucksachen. Ans den Antrag einer Bnch- drnckerei und Verlagsanstalt, Matern zur Postbesörderung sogen die Drucksachengebühr -uzulassen, hat das Rcichspostministerium ableh ne n d c n Be s ch e i d erteilt mit der Begründung, daß die Matern lediglich ein Mittel oder Werkzeug des Buchdrucks darstellcn, um Druckplatten zu gießen und erst mit diesen Drucksachen herzustcllen. Preiscrtcilung der Richard Avenarius-Stiftung. — Die Sächsische Akademie der Wissenschaften hat in diesem Jahre zum ersten Male den Preis de r Richard A v c n a r i u s - S t i f t u n g verliehen. Diese Stiftung wurde von der Witwe des in Zürich 1896 verstorbenen Pro fessors der induktiven Philosophie Richard Avenarius, des Grün ders einer von ihm selbst als »Empiriokritizismus« bczeichneten radi- kal-cmpiristischcn Philosophie vor einigen Jahren' testamentarisch er richtet. Der Preis soll alle zwei Jahre dem bedeutendsten, den Stand punkt des radikalen Empirismus vertretenden und in den jeweilig zwei letzten Jahren erschienenen Werke verliehen werden. Diesmal wurde das »Lehrbuch der Logik auf positivistischer Grundlage« (1920) von Theodor Ziehen, Professor der Philosophie in Halle, mit dem Preise ausgezeichnet. Archäologischer Preis. — Das neugegründete Institut für Archäologie und Kunstgeschichte in Nom hat einen Preis von 25 000 Lire für das beste Werk über etruskische Kultur ausgeschrieben. Ter Preis wurde von dem Marchese Dusmet di Smeurs gestiftet. Tie Werke müssen bis zum 30. Juni 1925 eingercicht werden. Verhaercn-Ehrnng. — Um das Andenken des großen belgischen Dichters Emile Verhaerien, ber, wie erinnerlich, während des Krieges auf dem Bahnhof in Rouen tödlich verunglückte, zu ehren, hat die belgische Regierung beschlossen, den Sommcrsitz des Dichters in der Nähe von Noisin, den er zu Ausbruch des Krieges bewohnte, anzu kaufen und ihn zu einem V c r h ae re n - M ufe u m auszugestalten. MsoimIMrlMeii. Gestorben: am 21. April, wie uns erst jetzt mitgeteilt wird, Herr Konsul Max Nößler, Inhaber der Firma Max Nößler, Verlags und Exportbuchhandlnng in Bremen. Der Verstorbene etablierte sich nach langjähriger, beruflicher Tätig keit in Bremen mit einem Export- nn,d Verlagsgcschäft und erfaßte bald die günstige Gelegenheit, die sich für den deutschen Buchhandel in dem aufstrebenden Östasien bot. Er gründete dort in Shanghai, Tokio und Yokohama unter der Firma Max Nößler L Co. deutsche Buchhandlungen, die er unter Mitwirkung bewährter deutscher Kräfte zu hoher Blüte brachte, die der Krieg später leider zum Teil knickte. Schwere Krankheit nötigte den Verstorbenen, sich von den Geschäften zurückzuziehen: seinem langjährigen Leiden ist er nunmehr im 61. Lebensjahre erlegen: ferner: am 17. Juni plötzlich im Alter von 52 Jahren Herr Walter Mahraun, ein treuer Mitarbeiter der Amelangschen Buch handlung (Eggers L Bencckc) in C h a r l o t t e n b u r g. Der Verstorbene ist 15 Jahre in leitender Stellung tätig ge wesen und hat sich durch Fleiß, Eifer und Treue ausgezeichnet und die Zufriedenheit seiner Prinzipale erlangt, die seinen Verlust auf richtig betrauern. Sprechsaal. Die Stabilisierung des Buchpreises. In Nr. 131 des Börsenblattes findet sich ein fiir jeden Buch händler besonders interessanter Artikel betr. die Stabilisierung des Buchpreises. Wären nicht bereits innerhalb des Buchhandels selbst Bewegungen im Gange, um dieses Ziel zu verwirklichen (Just. Per thes, Gotha u. a.), so könnte man es tatsächlich beschämend nennen, daß lvis ein solcher Gedanke erst von anderer Seite nahegelegt werden muß. Mit Äußerungen wie denen der beiden von Herren vr. Apfel baum angeführten Buchhändler kommen wir nicht weiter, und es dürfte doch jedem Sehenden klar sein, daß unser Ruin unausbleiblich und sogar von uns selbst gewollt ist. Der jetzige Zustand bringt weder dem Verleger noch dem Sortimenter Vorteil, wohl aber viel Verdruß und kommt nur denjenigen unter uns gelegen, die gewohnt sind, im Trüben zu fischen. Wieviel heute noch immer verschleudert wird, dürfte nur wenigen klar sein, am besten erhellt sich dies aber daraus, wenn jetzt noch z. B. Tempel-Klassiker zweisprachig in Halbleinen pro Band zu 100 Mk. und Bongs Klassiker in Leinen pro Band zu 50 Mk. dem Publikum angeboten werden. Dieses Beispiel ließe sich noch be deutend vermehren. Mit der Stabilisierung des Buchpreises bekäme auch das Bücherverzeichnis wieder seine alte Bedeutung, und die Jagd des Publikums nach alten Preisen bzw. Büchern ans früheren Liefe rungen würde ein Ende haben; gleichzeitig verschwinden, wenn auch nicht alle, so doch der größte Teil derjenigen Elemente, die aus dem jetzigen Chaos ihren Vorteil suchen zum Nachteil des alten reellen Buchhandels. Man komme nicht gleich mit der Antwort: Aber das geht doch nicht, sondern man sage sich: Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg, und wenn der Börsenverein mit dem Vcrlcgervercin zusam men dies wollen, dann dürfte ein Sträuben einiger Außenseiter wenig an der Sache ändern. Man braucht auch nicht davor zurückzuschrcckcn, daß dies eine zu große Umwälzung in unserem Berufe verursachen würde, ich glaube eher das Gegenteil, denn nur dadurch dürfte der frühere feste Ladenpreis des Buches wieder eingcführt werden, und das alte frühere Vertrauen zum Buchhandel kommt von selbst. Auch die Herren Verleger sind dadurch der Mühe und Kosten der sich gerade zu jagende» Veröffentlichungen der Preiserhöhungen entbunden. Es könnte ja auch jedem Verleger frcigestellt werden, nur jeweils einen Teil seines Verlags oder auch nur die Neuerscheinungen und Neuauf lagen dem Goldmarktpreise anzupassen. Auf alle Fälle würde dadurch Verlegern wie Sortimentern viel Arbeit, Mühe und Verlust erspart und der Büchcrprcis seinen jetzigen Schwankungen enthoben, zumal da unsere jetzige Papiermark noch vielen Schwankungen unterworfen sein dürfte. Köln a. Rh., den 9. 6. 1922. Friede. Binder. Französisch oder Englisch — und Spanisch? In dem ersten der sehr lesenswerten »Stuttgarter Briefe« (Bbl. Nr. 76) schreibt Herr A. von der Filder überden französischen Unterricht an deutschen Schulen: »In der Tages- wie in der Fachpresse erregt immer noch der Beschluß, im Unterricht das Französische zugunsten des Eng lischen zu verdrängen, berechtigtes Aufsehen. Der Beschluß hat auch in Fachkreisen (also wohl Lehrerkreisen? Einsender.) Widerspruch ge funden, und zwar meiner Ansicht nach mit Recht; er scheint mir etwas ab irato gefaßt worden zu sein. Tie Franzosen haben sich seit dem Ausgange des Krieges ohne Zweifel sehr verhaßt gemacht, und man muß bedauern, daß sie die günstige Gelegenheit, die sich ihnen nach dem Zusammenbruch der deutschen Front darbot^ zu einem anständigen ^nrckua vivencU mit Deutschland zu gelangen, nicht benutzt haben, son- ! dcrn als »Sieger« unser Volk zu knechten und auszupressen suchen. So ist es gekommen, daß, während im Kriege der allgemeine Haß sich in erster Linie gegen die Engländer richtete, sich seither eine sehr j begreifliche Erregung gegen die Franzosen wendet. Aber in j der Frage, welche Fremdsprache die Jugend lernen soll, darf nicht 'ein auch noch so begründeter politischer Haß maßgebend sein«. — Es sei gestattet, diesen Bemerkungen eine andere Ansicht ent- ! gegenzusetzcn. Zwar ist es mir verständlich, wenn man im Westen j Deutschlands einen gewissen Wert auf die Erhaltung des französischen Unterrichts legt, der überwiegende Teil Deutschlands denkt aber'ent- ! gegcngesetzt. j Heute, wo auch die Schule die »toten« Sprachen durch neue Spra- , chen zu ersetzen sucht, sollte man als Ersatz nur solche Sprachen för- s dern, welche für das Leben einen besonderen Wert haben, und dazu ' gehören das Englische und dasSpanische ! — Da die spanische Sprache in dem Weltverkehr eine ganz erheblich größere Verbrei tung und Bedeutung hat, als die französische, so dürfte cs angebracht sein, die Sprache eines Volkes, das sich im Verlaufe des Kriegs dem deutschen Volke gegenüber stets gleichmäßig ritterlich wie kaum ein zweites erwiesen hat, und dem man in der Weltwirtschaft eine große Zukunft voranssagt, als Schulsprache cinzuführen. Da uns außerdem Frankreichs Literatur zumeist nur Minder wertiges übermittelt hat, worüber die Besten unseres Volkes seit dem Mittelalter bewegliche Klage führen, so wird es endlich an der Zeit sein, einen scharfen Trennungsstrich zwischen uns und den Welschen zu zie hen. Die rücksichtslosen amtlichen Maßnahmen in Elsaß-Lothringen gegen alles Deutsche sollten uns zu kraftvoller Gegenwehr aufrufcn. Fort mit den ewigen — nndcutschen — Rücksichtnahmen und Halb heiten! — Wer weiß, ob wir nicht bald die deutsche Sprache in Deutschland werden verteidigen müssen, forderte doch vor wenigen Ta gen im anhaltischen Landtage ein hoher Regicrungsvertreter die bal dige Einführung einer internationalen Sprache, zunächst wohl nur als allgemeines Vcrständigungsmittel gedacht, später aber, um die deutsche Muttersprache als überflüssiges reaktionäres Überbleibsel, ebenso wie die deutsche Geschichte, in die Rumpelkammer zu tun. Magdeburg. Schallehn. 384 Gerhard Menz. — Verlag: Der Börsenverrtndkr Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Deutsches Sämtlich in Leipzig. — Adresse der Redaktion und Erpedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 (Buchhändlcrhaus).
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