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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.06.1922
- Strukturtyp
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- 1922-06-21
- Erscheinungsdatum
- 21.06.1922
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Redaktioneller Teil. 142, 21. Juni 1922. Presse die Interessen des Buchhandels nicht genügend vertreten und das Publikum über buchhändlerische Fragen oft unzutreffend und unzureichend unterrichtet werde. Solche Aufklärungsarbeit im Interesse des Buchhandels zu leisten, würde wahrscheinlich mit den sonstigen Geschäften der Zentrale sich gut vereinen lassen, da diese doch schon für ihre Hauptaufgaben bei ihren Leitern und Mitarbeitern tunlichst eine Vereinigung von journalistischen, lite rarischen und buchhändlerischcn Kenntnissen, Fähigkeiten, Ersah, rungen und Beziehungen anstreben müßte. Doch, nach dieser Abschweifung auf Nebenwege, zurück zu unsrer eigentlichen Fahrstraße und zu der Hauptaufgabe der »Zentrale!» Zu diesem Thema möchte ich weiter noch erwähnen, daß auch dieBelegeder Besprechungen, und zwar vielfach nicht die einzelnen Belege, sondern die ganzen Literaturbei lagen bzw. -blätter, in der erforderlichen Anzahl von Exem plaren, von den Redaktionen hinfort an die »Zentrale» gesandt werden würden, und diese wieder würde dann den einzelnen Vcrlagsfirmen die für sie in Betracht kommenden Belege, gesam melt, zuführen. Hier würde also eine Neuerung geschaffen wer den, die auch die Presse vermutlich als eine Verbesserung und Erleichterung begrüßen würde. — Daß die »Zentrale» selbst da neben die für ihre eigenen Zwecke erforderlichen Besprechungs belege in der nötigen Zahl in ihren Akten bzw. ihrem Archiv zurllckbehalten und aufbewahren würde, versteht sich von selbst. Und was soll nun, so höre ich schon längst und mit Recht fragen, aus all den vielen Büchern werden, die nicht in die »Listen» der Zentrale ausgenommen werden? Sollen sie, so fragt der Leser vermutlich empört, vielleicht ganz unbesprochen blei ben? Gemach, meine Herren! Zunächst eine kleine Gegenfrage: Werden diese Bücher vielleicht jetzt besprochen, wirklich in grö- ßerem Umfange und eingehend besprochen? Selbstverständlich bleibt es auch nach Einrichtung der Zentrale jedem an das Insti tut angeschlossenen Verleger und vollends jedem außenstehenden unbenommen, für diejenigen Bücher, für die er sich aus diesem oder jenem Grunde der Zentrale nicht bedienen will oder bedienen kann, in alter Weise die Verteilung und Versendung der Bespre chungsexemplare vorzunehmen, und manche Verleger, die aus- schließlich auf relativ scharf umrissenem und nicht gerade großem Literaturgebiete arbeiten, werden vielleicht überhaupt besser tun, bei dem bisherigen Verfahren zu bleiben, da sie für ihr Gebiet ge wiß über wertvolle Erfahrungen mit den verhältnismäßig weni gen für sie in Betracht kommenden Zeitschriften schon verfügen, auch die in Frage kommenden wichtigsten Fachrezensenten ken nen und zu ihnen vielfach auch in guten direkten Beziehungen stehen. Im übrigen aber denke ich mir, daß die Zentrale bei ihrer weiteren Ausgestaltung auch bet solchen, für die allgemeine Liste nicht in Betracht kommenden Büchern in wachsendem Umfange den Vertrieb der Rezensionsexemplare in die Hand nehmen wird, sodaß dann vermutlich zu der vorzugsweise für die Tagespresse bestimmten Hauptliste noch allerlei Neben« und Sonderlisten von Spezial, und Fachliteratur kommen würden. Hervorheben möchte ich noch ausdrücklich, daß ich in der »Zentrale» durchaus keine Kampfesorganisation mit einer gegen die Presse gerichteten Spitze sehe. Sie wird vielmehr eine Mittlerin zwischen Buchhandel und Presse, freilich mit aus- geprägter und wachsamer Wahrnehmung der Interessen ihres Auftraggebers, des Buchhandels, sein müssen. Von allen rigo- rosen Maßnahmen und Bedingungen, wie sie hier gelegentlich vorgeschlagen wurden, beispielsweise derjenigen, daß die Bespre chung innerhalb sechs Monaten oder gar in noch kürzerer Zeit — zwei bis drei Monate waren hier sogar von einer Seite nur als Frist zugestanden — erfolgen müsse, würde ich, wenigstens für den Regelfall, durchaus und mit Entschiedenheit abraten. Redakteure und Rezensenten würden dadurch nur verstimmt wer den und der Buchhandel den Schaden davon haben. Besser eine gute, gründliche und liebevolle Besprechung nach 12 oder selbst 18 Monaten als eine schlecht« und nichtssagende nach zwei oder drei! Mit Recht hat Herr Minden hier schon gesagt: »Man sollte nicht unnötig eine Verärgerung Hervorrufen und für gewöhnlich an das überlassen eines Werkes keine allzu gesetzgeberisch klingen den Vorschriften knüpfen». — Im einzelnen ließe sich auch hier über wohl noch manches sagen, doch dürfte dies heute zu weit führen. SSO Auch ein großer Teil der Zeitungsverleger wird sich, so hoffe ich, durchaus nicht ablehnend gegen die »Zentrale» ver halten, zumal da doch zahlreiche und insonderheit große Zei tungsverleger zugleich BuchverIeger sind. Überhaupt möchte ich glauben, daß, wenn die Zentrale erst ins Leben getreten und die ersten Widerstände und Hemmungen überwunden wären, man allgemein — in beiden Lagern — Befriedigung darüber empfin den würde, daß nunmehr das Buchbesprechungswesen in festere Bahnen gelenkt wäre. Nicht nur das Kind bedarf fester Füh- rung: gleich ihm sühll auch der reise und selbständige Mensch sich bei geregelter, wenn nur mit Gerechtigkeit gepaarter Ordnung der Dinge am wohlsten, und wenn wir die Wahl haben zwischen einer solchen, wenn auch ein wenig straffen Ordnung auf der einen und einer bis zur Unordnung und Zügellosigkeit gehenden Freiheit auf der anderen Seite — wir haben ja wahrscheinlich alle in diesen Zeiten bei uns solche Erwägungen und Vergleiche oft genug angestellt —, nun, so schwanken wir nicht lange, wofür wir uns entscheiden sollen. Welche Hoffnungen und Erwartungen wird man nun an die »Zentrale» bestimmt knüpfen dürfen? Zunächst wird die Zahl der zwecklos geopferten Rezensionsexemplare ganz wesentlich zurückgehen. Wichtiger aber ist die innere Bes serung, die das Besprechungswesen höchstwahrscheinlich erfahren würde. Unwillkürlich wird die Presse das Besprechungsexemplar, je rarer es sich macht, je mehr es sich seines eigenen Wer- tes bewußt zeigt, auch um so höher einschätzen. Nicht mehr wird es, wie heute, in Hellen Haufen wieder und wieder an die Tür der einflußreichen Redaktionen pochen und um Einlaß bit ten, vielmehr wird es solche Zeitungen, die dem Besprechungs- Wesen keine sonderliche Sorgfalt widmen, hinfort überhanpt nicht mehr behelligen. So wird das ganze Besprechungswesen an Be deutung und an Ansehen') gewinnen, und die Zeitungen werden deshalb, sobald ihre Wirtschaftslage dies nur irgend gestattet, eher geneigt sein, den Besprechungen auch wieder mehr Raum einzuräumen. Leider berechtigt heute Wohl noch nichts zu der Erwartung einer Besserung unserer Wirtschaftsverhältnisse, viel- mehr wird man mit einer noch weiteren Verschlimmerung rech nen müssen, und in diesem Falle würde das Besprechungswesen eventuell auch trotz »Zentrale» noch mehr leiden als bisher schon. Freilich würde es ohne »Zentrale« alsdann in noch höherem Grade vernachlässigt und eingeengt werden. Doch da niemand die Zukunft auch nur mit einiger Bestimmt heit borherzusehen vermag, so tun wir vorerst gut, nur mit den heutigen Verhältnissen zu rechnen. Dabei nehme ich, wie auch bisher in meinen Ausführungen, vorsichtigerweise an, daß die herrschende Raumnot weit mächtiger als die »Zentrale» sein und es somit auch dieser nicht gelingen wird, das Gesamtareal des eigentlichen Besprechungsgeländes in der Presse auch nur um ein Quadratmillimeier zu erweitern. Aber auch innerhalb des alten Rahmens gibt es für das Buchbesprechungswesen Wohl einige, wenn auch vielleicht nicht sehr beträchtliche Expansionsmöglich keiten. Zunächst werden manche Besprechungen — in größerer Zahl als bisher — sich in das Feuilleton hinüberretten können, indem sie dort in Gestalt von Plaudereien, Essais usw. zutage treten, und je höher das ganze Besprechungswesen in Ansehen steht, um so mehr werden die Redaktionen solchen Neigungen ihrer Rezensenten-Mitarbeiter sich selbst geneigt zeigen. Ebenso ist es gewiß möglich, in größerem Umfange als bisher in zusammen hängenden Feuilletons oder Berichten über die Neuerscheinungen eines bestimmten Gebietes zu referieren. Bisweilen würde übci- 'I Solche skandalösen Antworten, wie'sie Fräulein Lotte Triepel resp. ihre Firma aus vorherige Anfragen — vermutlich aber nicht von größeren Zeitungen — erhielt: »Uns liegt an Ihren Büchern gar nichts» — »Sic können sie schicken oder nicht, ganz wie Sie wollen: ob wir sie besprechen oder nicht, werden Sie jabann später merken» — »Verschonen Sie uns mit Ansragen, die uns nur unnötig belasten« iSondcrnummer »Buch und Presse», S. 14), würde die Zentrale als Vertreterin des gesamten Verlags bestimmt s nicht oder doch höchstens ganz vereinzelt und nur in den allerersten ! Ansängen erhalten.
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