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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.09.1922
- Strukturtyp
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- 1922-09-14
- Erscheinungsdatum
- 14.09.1922
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 215, 14. September 1822. berlverkstätte ist Rudolf Koch, dessen leidenschaftliche Formgebung in den Arbeiten seiner Schüler erkennbar bleibt. Die interessan ten drucktechnischen Versuche sind unter der Leitung von Ernst Engel entstanden, der selbst eine Reihe von Handpressendrucken — darunter das schöne Buch »Die Offenbarung des Johannes« mit Holzschnitten von Jos. Weist — hcrgestellt hat. In der Bülte des Raumes ist die Vitrine des Tempel Verlages ausgestellt, der seine z. T. zweisprachigen Klassikerausgaben in verschiedenen Einbän den, von denen die einfachen glatten Lsderbände am schönsten wirken, zeigt. Monumental wirkt die Ausstellung des Verlages Hugo Schmidt, der sich mit seinen Wiedergaben des »Loclsx Kursus« und den »Meisterwerken der Buchmalerei« wohl sehen lassen kann neben seinen großen Kollegen F. Bruck mann und Franz Hanfstaengl. Diese beiden Verlage haben ihre umfangreichen kunstgcschichtlichcn Publikationen und ihre vorzüg lichen Reproduktionen natürlich nur in Auswahl ausstellen kön ne». Immerhin gibt auch diese Auswahl einen Begriff von dem außerordentlichen Umfang ihrer Verlagsarbeit. Ein glücklicher Gedanke war cs, die deutschen Pressen in der ersten Abteilung des Raumes 26 zu Vereinen. Hier hat man den Stand des deutschen Buchgewerbes in der Quintessenz. Die Bremer Presse zeigt die gesamte Reihe ihrer bisherigen Drucke, darunter kostbare Exemplare auf Pergament mit vergol deten Initialen von Anna Simons. Bei allen Drucken wurde als einzige Schrift die von vr. W. Wiegand gezeichnete Antiqua verwandt. Merkwürdig ist es, wie bei verschiedener Anordnung des Satzes diese Schrift, von der überdies nur ein Grad existiert, verschieden wirkt. Die Okticinr» Seiponlls stellt eine reiche Auswahl ihrer mit verschiedenen Schriften hergestellten, oft prachtvoll illuminierten — die Initialen stammen meistens von Professor A. Schoppmeyer — Veröffentlichungen aus, unter denen die große Danteausgabe mit den Botticellischen Zeichnungen und der schöne griechische Druck des Hesiod hervorragen. Interessant ist das typographische Problem, das die Otticiaa mit dem Druck des Phantasus von Arno Holz, der als Monumentalausgabe in zehn Teilen erscheinen soll, zu lösen unternommen hat. Die Ernst Ludwig-Presse, die älteste und durch die Propa ganda des Jnselverlages bisher Wohl bekannteste der deutschen Pressen, hat ihrer reichen Produktion der Vorkriegsjahre drei neue Werke hinzugesügt, von denen die »Ewigen Sinnreime des cherubinischen Wandersmannes« von Angelus Silesius besondere Beachtung fordern. Von der Janus-Presse besticht immer noch als schönster Druck der erste im Jahre 1807 erschienene: Goethes »Römische Elegien«. Chamissos Ur-Schlemih! ist das neueste Buch dieser von Professor Walter Tiemann geleiteten Druckwerkstatt. Die junge Insel-Presse hat ihr Interesse modernen Dichtern gewidmet. Bisher liegen Rilkes »Stunden buch» und ein Sonettenband von R. A. Schröder »Lackax omni» psipoti« vor. Mit viel Glück hat die Darmstädter Kleuckens- presse versucht, den Typus des modernen illustrierten Buches bestimmend zu beeinflussen. Ihre von Kay Nebel illustrierten Drucke: Lessings »Fabeln« und das »Evangelium St. Johannis gehören zu den schönsten Büchern, die wir haben. Die von Pro fessor Ehmcke geleitete Rupprecht-Pressc hat seit den wenigen Jahren ihres Bestehens eine stattliche Anzahl Bücher herausgebracht, die alle den Stempel gediegenster Handwerklich- keit tragen. Verwandt wurden ausschließlich die bekannten Ehmckeschen Schriften. Hingewiesen sei auch auf das bedeutende literarische Programm, das die Rupprecht-Presse zu verwirklichen bestrebt ist. Von der unter der Leitung von Professor F. W. Kleuckens arbeitenden Ratio-Presse erfreuen die mit zart farbigen Lithographien geschmückten kleinen Kostbarkeiten. Die R u d o l f i n! s ch e n Drucke, teils Blockbücher von ganz in Holz geschnittenen Platten gedruckt, teils Bücher aus gesetzter Schrift, zeigen dieselbe Kraft des Ausdrucks wie alle anderen Arbeiten Rudolf Kochs. Im Zusammenhang mit den Pressen muß hier der Verlag Otto von Holten genannt werden, der neben seinen frühen und heute kaum mehr zu findenden Erstausgaben von Stefan George in der strengen Ausstattung von Melchior Lechter neue Veröffentlichungen zeigt, die in einer von Markus Behmer ge zeichneten Schrift gedruckt sind. Wundervoll und ein in jedem Be- 1308 tracht befriedigendes Werk ist die mit Holzschnitten von Ludwig ! von Hofmann geschmückte Ausgabe des »Hohen Liedes». Bei diesem Buche ist ein Zusammengehen von Text und Illustration erreicht, wie es die schon erwähnten illustrierten Bücher der Klcnckenspresse auszeichnct. Im Raum der Pressen befinden sich noch die Ausstellungen des Georgverlags, der eine schöne Ausgabe des »Parsisal« (gedruckt von der oMcina Sei-pswis), sei ner ein mit Holzschnitten von Eduard Ege geschmücktes Werk: »Perronik, der Einfältige« zeigt, und des Verlages Horst Stobbe, der seine dem schönen Buch gewidmeten Publikationen vorführt. G. Hildebrandt. (Fortsetzung folgt.) Zur Zweihundertjahrfeier der Buchhandlung Gräfe L Anzsr in Königsberg. Uber die erhebende Jubelfeier der Firma, deren Geschichte wir in Nr. 207 d. Bbl. berichtet haben, lesen wir in Königsbcrger Zeitungen Schilderungen, denen wir im Nachstehenden folgen: »Die Königsbergcr Allgemeine Zeitung« schreibt in ihrer Nummer vom 8. September: »Es sind seltene und stets bedeutsame Stunden, wenn sich die füh renden Männer des Geisteslebens und der Wirtschaft unserer Provinz oder gar aus dem Reich znsammensinden zu gemeinsamer Arbeit oder zu gemeinsamer Feier. Und so war es auch ein seltenes und bedeut sames Fest, das die Spitzen der Behörden, die Vertreter und Führer der Wissenschaft und der Kunst, die Führer großer und bedeutender Wirtschaftsorganisationen der Stadt, der Provinz und ans dem Reich zu einigen Stunden der ernsten Weihe in den schön geschmückten Räumen der Buchhandlung Gräfe k. Unzer einte: die Buchhandlung feierte ihr zweihundertjähriges Bestehen. Aber nicht die Jahrhundertfeier allein, der tiefe Grund für das so seltene Zusammentreffen der führenden Geister lag in der eigenartigen Stellung, die der Buch händler im Leben der Volksgemeinschaft einnimmt. In ihm müssen sich der geniale großzügige Kaufmann, der feinfühlige Künstler und ernststrebende Gelehrte vereinen. Er muß sogar darüber hinaus Ver ständnis für die Bedürfnisse der Kunden aller Gesellschaftskreise be sitzen, er muß also in gewissem Sinne selbst ein Stück seiner Kundschaft sein. Es wird naturgemäß nur wenige so geniale Buchhändler geben. Die Geschichte der Firma Gräfe L Unzer hat aber mehrfach Männer anfzuweisen, die diesem Buchhändlerideal sehr nahe kamen. Zu diesen Männern gehören auch die heutigen Inhaber, die Herren Hugo Pollakvws.ky und Otto Paetsch, wie ^ic durch den Ausbau ihres Geschäftshauses und durch die Art ihrer Gö sch ä f t s f ii h r u n g zur Genüge bewiesen haben. Deshalb können die Bürger unserer Stadt wie die Einwohner unserer Provinz sich den warmen Glückwünschen, die bei der gestrigen schlichten Erinnerungsfeier an die Firma gerichtet wurden, nur voll und ganz anschließen, denn selbst wenn sic nicht direkte Kunden der Firma sind, sie danken dem Wirken der leitenden Männer dieser Buchhandlung einen großen Teil ihrer heutigen Bildung und der Kultur unserer Provinz. Das soll der Buchhandlung Gräfe Lc Unzer unvergessen bleiben. Die schlichte Feier begann mit einem Harmoniumvvrspiel. Tann ergriff Herr Otto Paetsch das Wort zu einer kurzen Fest ansprache: »In feierlicher Stunde trete ich vor Sie, zurückblickend aus eine Generation von Buchhändlern, die für das Deutschtum als treue Pioniere ihre Kraft einsetztcn, um Sie willkommen zn heißen. Zweihundert Jahre, welch ein Zeitraum voll Mühe und Not, voll Sorgen, aber auch voll von Siegen und Erfolgen zieht heute an uns vorüber. Wir glaubten, einen solchen Zeitabschnitt nicht Vorbeigehen lassen zn dürfen, ohne ihm, wenn auch nur durch eine kurze Erinncrungsstunde, Ausdruck zu verleihen. Sv haben wir uns denn zusammengefnnden in einem Heim, das in eiserner Zeit für ein größeres Deutschland geschaffen wurde, um heute in ernster Feier der verflossenen Zeitspanne zu gedenken und diesem neuen Heim gleich zeitig seine Weihe zu geben. Heute befindet sich unser Volk in einer ungeheuren Katastrophe, in einer Krise, in der das Volk seelisch er müdet ist, in der die Wissenschaften versiegen und in der die Anstalten, die dem Gemeinwohl dienen sollen, zu erliegen drohen. Die ganze europäische Kultur befindet sich in einer derartigen Krise. Dennoch wollen wir den Tag der 200jahrigcn Wiederkehr der Gründung der Buch handlung nicht ohne Gedenken vorübcrgehen lassen. Immer mehr müssen wir ja gerade jetzt, wo man gar so leicht geneigt ist, das Buch als etwas Entbehrliches, als einen Luxus zu bezeichnen, an diese fast selbstver ständliche Tatsache erinnern, das; Religion und Kirche, Kunst und Wis senschaft, Wirtschaft und Staat einen großen Teil ihrer Macht dem Buchhandel verdanken. Heute sucht man nach einer Macht, die imstande ist, alle Kreise unseres Volkes zu verbinden, die die Brücke schlagen
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